neues zu gewinnen. Späterhin, als die Republik Venedig
dort aufblühete, wurde mehr auf die Erhaltung
schiffbarer Gewässer, als auf Gewinnen von Land gesehen.
Kaufmännische und kriegerische Rücksichten
veranlafsten Unternehmungen, zu Reinigung der Lagune
vom Schlamme, zu Offenhaltung einiger Eingänge
in dieselbe zwischen den Inseln, Und zu Verschliefsung
anderer (1). So hat die Lagune Jahrhunderte hindurch
ihre Gestalt im Wesentlichen beybehalten. Zu den Veränderungen
welche sie hie und da erlitten hat gehört
die Vermehrung der in ihr befindlichen Inseln. Diese
ist durch künstliche Einpfählung und Erhöhung mehrerer
seichten Stellen zum Anbau bewirkt worden.
Weit bedeutender sind die Veränderungen, welche
das Küstenland zwischen der Et s ch und dem Po und
zu beyden Seiten dieser Flüsse noch in der historischen
Zeit erlitten hat. Bey der Et s ch, deren Gebiet gegen
5000 italienische Quadratmeilen eines an Gebirgswassern
reichen Landes umfafst, kann man in den letzten tausend
Jahren einen Anwachs von Land über 20 italienische
Meilen tief nachweisen. Die untere E t s c h hatte
bis zum Jahre 589 C. G. einen ganz andern Lauf als
jetzt. Sie gieng von ihrem Austritte aus dem Verone-
sischen Gebiete nach Mo n t a g n a n o und Es t e , und
mündete in der Lagune bey Por to B r on d o l o , wo
sie den von N. W. hinzukommenden kleinen Flufs T o-
g i s o n u s aufnahm. In dem genannten Jahre aber erfolgte
bey la Vi l l a d e l l aC u c a im Veronesischen auf
ihrem rechten Ufer ein gewaltiger Durchbruch, dessen
Vernachlässigung dem ganzen untern Stromlauf die veränderte
Richtung nach Le gna g o u, s. w. gab, den er
jetzt zumTheile noch hat. Dieser neue Flufs hatte aber
Bernardo Trevisan a. a. O. S. 27. 29. u. folg.
damals seine Mündung bey Cast e l l Ven e z z e ; hier
war Meeresküste, die jetzt sechs und zwanzig italienische
Meilen von diesem Puncte gegen Osten vorgerückt
ist (i). Diesen ganzen Landstrich hat die Et s ch seit
jener Zeit angesetzt. Dabey hat sie sich seitdem zu
verschiedenen Zeiten in mehrere Arme gespalten, wie
alle Ströme in ihren Deltabildungen thun. Auf ihrem
linken Ufer sind die wenigsten Durchbrüche erfolgt.
Die Rott a Sabadina leitete einen Theil des Etsch-
wassers in den Bach Go r z one der in den Canal d i
Val le fiel. Dieser, ein natürlicher Arm der Etsch, gieng
in den Po r t o di Br on d o l o aus und ist jetzt versandet
; eine künstliche Verbindung desselben mit dem
nurgenannten Gorzone bildet den Gorzo n e nuovo,
der seinen Ausflufs noch in diesen Por to hat. Südlich
hiervon ist zunächst die Fossa Buso l a , dann folgt
die Hauptmündung der Etsch bey Fo s sone , sie ist
mit einer grofsen Sandbank zum Theil erfüllt, durch
welche nur noch ein Paar Canäle in gröfserer Tiefe au6-
führen (2).
Mehrere und sehr bedeutende Durchbrüche sind
auf dem rechten Ufer entstanden. Der oberste ist der
Castagnaro. Er bildete sich wenige Meilen über
Badia im Jahre i438 un£l leitete einen grofsen Theil
des Stromwassers in den kleinen natürlichen Flufs Tar-
taro, der an dem alten Adr i a vorbey, und jetzt unter
dem Namen Po di L e v a n t e ins Meer fällt; in
älterer Zeit wendete er sich auch mit einem Arme nordwärts
in die Et s c h unweit Ca va r z e r e . In der Gegend
von Adr i a heifst er Cana l b i anco . Er hat 1 2
1) D e l l 1 A d ig e e d e 1 s u o i d i v e r s i v i , trattato fisico-matema-
t i c o d e ll ' A b b a te A nt. D. Belloni, in V e n e z ia 1774. 4. S. 7. §.
2) BteMoni a. a. O. S. i j .