Yssel aus dem See durchschnitten wurde. Der völlige
Durchbruch dieses Isthmus erfolgte endlich entweder
durch die grofsen Fluthen, welche im Jahre 1282 sich
in einigen auf einander folgenden Tagen wiederhohl*
ten, oder noch etliche Jahre später; denn man hat Angaben,
die beweisen, dafs Med emb l i c k zur Zeit des
Grafen Florentius V. (regierte v. 1256 — 1296) schon am
Ufer eines Meerbusens lag, und dafs St a v e r en im
Jahre 1297 das Meer im Süden hatte.
Durch dieses Ereignifs hat sich Vieles in dem Aeus-
sern des festen Landes und der Inseln dort herum verändert.
Nicht blofs ist Land zerstört, sondern auch
welches angesetzt worden. Die Verhältnisse ändern
sich sogar immerfort, wie z. B. das Ey e r l an d s ch e
Gat — die Durchfahrt zwischen Eyer l an d und Vlie-
land — mehr und mehr versandet, und jetzt für grofse
Schifte nicht mehr, wie ehedem, brauchbar ist (1). Ein
See oder Meerbusen Bu rd ine , Bo rn eda genannt,
in der Gegend von Fr an eck er ist zu trocknem Lande
geworden, vielleicht nach dem Einbrüche des Oceans
in den Zuyde r s e e ; sein Andenken erhält sich in
dem Nahmen Bo rndi ep oder Boe r d i ep (2). Bols-
wa r di a lag am Ufer desselben, jetzt liegt es weit vom
Meere (3). Mit L e uwa a r d e n ist es derselbe Fall (4).
Von einem ehemaligen Canal, Foss a tum v e t u s genannt,
der zur Gränze zwischen den Huns i n g e r n
(in Gröni n ge n ) und den Fi v e l i n ge rn (weiter östlich)
diente, und nach einer starken Versandung wieder
hergestellt wurde im Jahr 1232, ist jetzt keine Spur
1) L e Fr. v. Berkhey a. a. O. Th. I. S. 215.
2) Alting P. I. p. 31. P. 2. p. 3l.
3) Ebend. P. I. p. 26. 4) Ebend. P. 2. pag. %l6.
mehr vorhanden. Alting (1) 6etzt seine Mündung an
den östlichen Anfang des Gr öning e r Wad zwischen
der L awe r z e e (dem Mana rmani s der Römer oder
dem Ausflusse der Huns e , Un s in g i s ) und dem
Dol lart . Os t e r d u n , ein Fivelingisches Dorf in
dieser Gegend, wurde im Jahre 1290 zur Hälfte von^
den Fluthen weggerissen (2).
Die Inseln Bo r k um (B ur chana ) , Juys t und
Bant vor der Mündung der Ems scheinen sonst zusammengehangen
zu haben, und erst in neuerer Zeit
durch das Meer auseinander gerissen worden zu seyn (3),
Bo r k um ist J Stunde breit (v. S. nach N.) und
lang (v. O. n. W.). Sie soll ehedem 12 bis 16 Quadratmeilen
gehalten haben. Man hat noch neuerlich an ihrer
Westseite Ueberreste alter Bauwerke auf dem seichten
Meeresgründe wahrgenommen. Die jetzige Sandbank
Ranz e l gehörte sonst auch dazu, und auf dieser
sollen zwey Dörfer Hamswe s t e r und Etum gestanden
haben. Im gten Jahrhunderte war Bor kum noch
sehr ansehnlich, und erst in ganz neuer Zeit ist sie vom
Meere in zwey Theile zerrissen worden, die nur noch
bey der Ebbe Zusammenhängen (4). Juyst verliert noch
jetzt Land an der Nordwestseite, dagegen an der Südostseite
sich Alluvionen ansetzen; Bant aber ist jetzt
nur noch eine vom Meere bedeckte Sandbank (5). Auch
die kleine Insel Buifsen (Busa), welche jetzt nur eine
kahle bey der Fluthzeit vom Wasser bedeckte Sandplatte
ist, scheftit mit der Insel Juys t zusammengehangen
zu haben. Zwischen Bo rkum und Rottum lag die
l) Alting P. 2. pag. 59. 2) Ebend. P. 2. p* 141.
3) Ebend. P. I. p. 22*
4) Arends Östfriesland u. Jever Th. I. S. sc. 82* 91* 9** 3*7*
5) Büsching Erdbeschr, Th. 6. der 7ten Aufl. S. 300.