1 7 4 ÜL HAUPTST. UNTERG. G. LAND.
feilens (1). So wie also schon S tra b o und P l in iu s ,
denen diese Gründe wohl schwerlich bekannt waren,
doch geglaubt hatten, es könne vielleicht etwas Wahres
an P la to n s Erzählung seyn; so hat sie noch mehrere
Vertheidiger unter den Neueren gefunden.
Noch ganz neuerlich hat B o r y d e S t . V in c e n t (2)
im Sinne T o u rn e fo r ts geschrieben. Dieser Schrift*
steiler findet wenig Schwierigkeit darin, die A z o ren,
Made r a und Po r t o San to , die Cana r i -
s che n I n s e l n und diedes g rünen Vo r g e b i r g e s
für die Ueberreste der ehemaligen At l a n t i s zu halten
, deren nördliche, östliche und südliche Umrisse
er sogar auf einer Charte darstellt. Das Meer, welches
zwischen diesen Umrissen und der Westküste
von Africa bleibt, hält er für den See T r i t o n i s der
Alten, und sucht so die Sage bey D io d o r mit der bey
P la t o in Uebereinstimmung zu bringen. JDiodor, dieser
im Verhältnifs der Platonischen Erzählung so neue und
hier gewifs nicht als wichtige Quelle zu betrachtende
Geschichtschreiber, liefert Herrn B o r y überhaupt die
vornehmsten Beweise für seine Muthmafsung. Ferner
findet dieser einen Beweis dafür in der Geschichte
vom At l a s , der von H o m e r , jEu r ip id e s , D io n y s
v o n H a l ic a r n a s s , D i o d o r , S t ra b o und P l in iu s gen
an n t w ird , und den man nebst dem v-on ihm benannten
Volke an das westliche Ende der bekannten
Erde setzt. Physische Gründe für die Vermuthung
findet er theils mit R a y n a l in der Menge von Algen
I. Fr. Blumenba'ch Decas V. Collectionis suae Cranio--,
rum etc. p. g.
2) Essais sur les Isles Fortunées et l’antique Atlantide, ou
précis de l ’Hist. gén. de l ’Archipel des Canaries, Pari»
an XL
ATLANTIS. 175
und Meerpflanzen, welche sich zwischen den genann-
Inseln im Atlantischen Ocean finden, die auf ein dort
(vor einigen tausend Jahren!) untergegangenes Land
deuten sollen; theils und vornehmlich in der Beschaffenheit
des Bodens dieser Inseln. Da sich nähmlich Ur-
gebirgsarten auf denselben finden, so schliefst er daraus,
dafs sie Theile eines ehemaligen gröfsern Landes
gewesen seyn müssen; ein durchaus unhaltbarer
Schlufs, da es eine Menge von Inseln giebt, die aus
sogenanntem primitiven Gestein bestehen, und die man
zwar als Gipfel sübmarinischer Bergzüge ansehen mufs,
aber nicht als Trümmer gröfserer Länder, sobald
dazu kein anderer physischer oder historischer Grund
vorhanden ist. Ferner giebt ihm die vulcanische Beschaffenheit
dieser Inseln, und die noch fortdauernde
Thätigkeit der dortigen Vulcane einen — vom Gegen-
theil des vorigen also hergenommenen — Grund für
die Hypothese des Unterganges. Allein dieser Umstand
kann höchstens die Behauptung unterstützen, dafs in
solchen vulcanischen Gegenden Katastrophen allerdings
möglich sind. Wie wenig hingegen stimmt es
mit allen physischen Wahrnehmungen überein, dafs
ein ganzer Erdtheil von solchem Umfange durch eine
solche Katastrophe in die Tiefe des Oceans versunken
seyn soll! ein Erdtheil, der doch gröfstentheils aus soliden
sogenannt primitiven Massen bestanden haben
nnifste. Wie sonderbar würde es seyn, wenn gerade
die Theile davon als dauerhafte Trümmer erhalten
worden wären, in welchen wir immerfort die Vulcane
ihre gröfsten Zerstörungen anrichten sehen! Was aber
sind alle vulcanischen Erscheinungen auf den Cana-
rien u. s. w. gegen die colossalen Wirkungen der
Vulcane in der An d e s k e t t e ! und dennoch sind die
von diesen hervorgebrachten grofsen Katastrophen, M