kommt; $o würde doch dieser fleifsige Compilator ge-
W'ifs nicht unterlassen haben, die ganz eigenen Umstände
mit anzuführen, welche die Waal bald um ihr
Daseyn gebracht, bald es ihr wiedergegeben hätten.
Er würde dieses besonders in dem Falle nicht unter-«
lassen haben, wenn er sich vielleicht erst nach der Unternehmung
des Civilis veranlafst gesehen hätte, die in
der Hist. nat. früher ausgelassene Waal , nach jener
Zeit noch darin aufzuführen. Ferner müssen wir fragen
: wenn Trajan oder ein anderer Kaiser den von Civilis
zerstörten Damm wieder herstellte, und damit die
Waa l auPs Neue vernichtete, wie kam denn dieser
Flufs in der Folge wieder in seinen alten Lauf? Davon
sagt uns ja die Geschichte Nichts! — Doch wir wenden
uns zu dem, was der zweyte der von uns angeführten
Schriftsteller von den Rhein-Mündungen berichtet.
Plinius (1), der darüber am Ausführlichsten ist,
schreibt: In Rheno ipso prope Centum M. passuum in
longitudinem nobilissima Batavorum insula et Canne-
nufatum, et aliae Frisiorum, Chaucorum, Frisiabonum,
Sturiorum, Marsaciorum, quae sternuntur inter Helium
ac Flevum. Ita adpellantur ostia in quae effusus Rhenus
ab septemtrione in lacus, ab occidente in amnem
Mos am se spargit: medio inter haec ore modicum nomini
suo custodiens alveum. Jedenfalls gebührt bey
Eeurtheilung der Richtigkeit dieser verschiedenen Angaben
dem fleifsigen Plinius der Vorzug, besonders da
seine umständliche Beschreibung uns die Verhältnisse
völlig so darlegt, wie sie sich uns selbst noch zeigen,
und da es keiner künstlichen Erklärungen und keiner
gewagten Vermuthungen bedarf, um sie mit der Natur
selbst in Uebereinstimmung zu bringen.
o H. N. L. 4. e. z9.
Tacitus (1) endlich erwähnt nahmentlich der Waal
als eines Armes, und zuvor des Hauptflusses, von welchem
er sich so ausdrückt: Servatque nomen et violett-
tiam cursus, qua Germanium praevehitur, donec Ocea-
no miseeatur. Die Worte: servat nomen zeigen, dafs
Tacitus hier von demm i t t l e rn oder e i g e n t l i c h e n
Rhein redet, der bey K a tw y k oder bey Pe t t en
in’s Meer fiel. Die Worte: et violentiam cursus haben
zwar in späterer Zeit nicht mehr auf die Beschaffenheit
dieses Armes gepafst, weil er in der Folge versandet und
versiegt ist; allein zur Zeit, von welcher Tacitus schrieb,
konnten sie wohl noch passend seyn, denn die Versandung
ist erst durch die mehreren Ableitungen des Wassers
aus dem Hauptbette des Rhein allmählich bewirkt
worden. Der Zeitpunct, für welchen Tacitus seine
überdiefs wohl der wahren und natürlichen Beschaffenheit
geltende Schilderung gemacht hat, 'ist sicher nicht
in die letzten Lebensjahre dieses berühmten Römers zu
setzen; sondern weiter zurück, als noch weder der
Leck dem Rhei n sein Wasser entzog, noch auch die
Ableitung in die Yssel ihre gröfseren Wirkungen schon
auf den alten Strom ausgeübt haben konnte. Bey dieser
Stelle ist Cellarius (2) der Meynung, Tacitus habe
nicht den alten Rhe i n sondern den Arm bezeichnen
wollen, der sich durch den Drusischen Yssel-Canal
in den See Fl e vus ergofs, und hängt sich dabey an
die Worte: violentiam cursus servat. Wir können aber
auch hierin der Meynung dieses angesehenen Geographen
aus den so eben angeführten Gründen und auch
um deswillen nicht beytreten, weil aus anderen Stellen
des Tacitus (s. oben) sich ergiebt, dafs ihm dieser Canal
des JDrusus als eine künstliche Ableitung des Rhe i n
,l) Annal. L. II. c. 6. 2) N. Orb. Ant. a. a. O.