tigen Vorgebirgen, Spuren von späteren Eingriffen des
Oceans gefunden haben ( i ),-
Desto häufiger finden sich die Sagen von solchen
Veränderungen an der ausgezackten Küste der weit in
das anstürmende Weltmeer hinausragenden Bre t a gne .
Diese Küsten sind zum grofsen Theile von grotesken
Felsen gebildet, an denen man« deutliche Spuren
der zerstörenden Wirkungen des Oceans wahrnimmt,
und alte Sagen haben das Andenken solcher Zerstörungen
selbst beym unwissenden Volke erhalten, oder sind
aus der seltsamen Gestalt der Küsten entstanden. Es
besteht eine solche in die Fabelwelt hinaufreichende
Sage von der Zerstörung der südwestlichen Ecke dieses
Landstrichs, wo jetzt die kleinen Meerbusen von D ou-
a rne nez und Con c a rn e au sind. In dem erstem
lag, so lautet sie, an der P o in t e de Ch e v r e , eine
uralte prächtige Königsstadt, Nahmens Is , von dem
mächtigen Könige Gralo beherrscht. An dem Hofe
und selbst in dem Hause dieses Monarchen war die
gröfste Sittenverderbnifs eingerissen, und die Uep-
pigkeit seiner Tochter, der unmoralischen Prinzessin
Dahut trotzte den Warnungen des frommen
Königs, anderer frommen Männer und selbst des heiligen
Guenole. Da sandte der zürnende Gott, nicht
Feuer wie nach Sodom, sondern die Fluthen des Weltmeeres,
und die Stadt ward von ihnen verschlungen;
nur der fromme König von dem Heiligen gewarnt, rettete
sich auf einem schnellen Pferde; er liefs zwar die
Prinzessin mit aufsitzen, aber die Hand Gottes selbst
riss sie herab und stürzte sie in die Fluthen, welche an
O Klein in der Vorrede zu Browallius liist. phys. Untersu-
chung der vorgegebenen Verminderung des Wassers etc.
Teutfche Uebersetz. Stockholm 1756.
ATLANT. OC. U. TEUTSCII . MEER. 4 9
der Stelle der Stadt die Bay Do u a rn e n e z gebildet haben.
Die Zeit dieses Ereignisses giebt die Sage nicht
an ; da aber darin von einem Heiligen die Rede ist, so
werden die Geschichtforscher solche leicht ausmitteln
können. Auch über die Lage von Is walten Zweifel
ob, denn Einige suchen den Ort dieser Stadt in den
Trümmern von P e n mark. Die ganze Küste von
Penma rk bis Raz soll dergleichen Zerstörungen erlitten,
und dadurch mehrere Städte eingebüfst haben.
Die Insel Sein soll in der Urzeit mit dem Vorgebirge
Raz zusammengehangen haben (1). Während des neunten
Jahrhunderts unserer Zeitrechnung sollen die Wellen
Wälder und Dörfer von Br e t a g n e verschlungen, und
die Gestalt der Küsten ganz verändert haben. Dadurch
sollen die Moräste von D o l, und die Rhede von C an-
cale entstanden, und der Berg St. Mi c h e l vom
festen Lande der Br e t a gne getrennt worden seyn.
Die Gemeinde B o u rgn e u f wurde um das Jahr 1500
üb'erfluthet. Man findet in diesem Theile des Meeres
zuweilen Stücke von Mauern ehemaliger Häuser und
Dörfer. Die Gemeinden St. L o u i s , Mauni , la
F e ui l l e t t e , St. Et i enne , Pa l u e l haben gleiches
Schicksal wie B o u r g n e u f gehabt. Im J. 1735 deckte
ein Sturm die Ruinen von Pa l u e l auf, so dafs
man Alles deutlich sehen konnte (2).
Von den Grofsbritannischen Küsten bewahrt die Geschichte
eine Menge sehr auffallender Beyspiele solcher
0 Voyage dans le Fiuisterre eil 1794. et 95. Paris ■ an 7.
Tome 2. p. 74. — 84. U(. 232 — 52. Tome 3. p. 66, 67 u. 74.
2) Catteau Calleville Tableau de la merBaltiq. T. j. p. 184.
185. Er citirt Pommereuil Dict. hist, et geogr. de Bretagne,
Art. D a l . Noual de la Houssaye Voyage au Mont
St. Michel. 1811.
Veränd. d. Erdfl. Ed. I. D