doch erst in viel späterer Zeit — im Mittelalter —
Hauptstrom geworden (1).
Aus diesem Po Gr ande geht südlich in der Gegend
von Papo z z e noch ein Arm dem Meere zu. Er
hiefs sonst Fossa Carbonaria und wird auch unter
die F o s s i o n e s P li i l i s t i na s gerechnet, oder ist nach
JPlinius aus der für diese Wasserleitungen überflüssigen
Wassermenge entstanden. Jetzt heifst er Po d’Ariano
und hat noch eine Mündung in dem Port o di Goro.
Ein Canal welcher die meisten dieser Arme durch-
«clinitt, war die Fossa Neron iana (2).
Die ganze Gegend von dem alten Al t in um an bis
südlich gegen Ravenna war mit Lagunen und Sümpfen
angefüllt ; der nördliche Theil, die Sümpfe uni
Ad r i a , in welche die Philistinischen Leitungen führten,
hiefs, nach Piinitis und Anderen: Septem Maria.
Natur und Kunst arbeiteten immerfort diese Gegend
zu verändern, und dem Laufe der Gewässer bald
diese bald jene Richtung zu geben. Lucati sagt von
dem Wechsel daselbst:
Illos terra J-ugit Dominos; his rura Colonis
Accedunt donante Fado.
Gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung
— um die Zeit da auch die grofse Veränderung
mit dem Laufe der Etsch vorgieng — w urde hier
ein Theil trocknen Landes in Sumpf verwandelt, und
noch im siebenten Jahrhunderte waren dort, grofse
Siifswasser-Seen vorhanden (3). Im zwölften oder
dreyzehenten Jahrhunderte erfolgte in der Te r r a di
1 ) Plin. H. N. a. a. O. — Cluvcr a. a. O. — Belloni a. a. O. —
Strabo L. 5. T. 2. p. io8- — Procop. Goth. L. 1.
2) Plitiius und Cluver a. a. O.
3) ft* mardo Trcvitan della Laguna. S. 22.
Figa r o l a ein grofser Durchbruch auf dem linkenüfer
des P o , welcher die Ueberschwemmung der ganzen
P olesina verursachte und die Gegend auf lange Zeit
zum Sumpfe machte. Als hernach im Jahre 1438 der
Durchbruch der Etsch in den Ca s t agna ro erfolgte,
wurde das Verderben noch vermehrt, und erst seit der
Zeit da sich der Strom den Ausgang durch die Mündung
Cal l er i bahnte, welche tiefer war als die versandete
F or n a c i , konnte der Gegend wiederaufgeholfen
werden (t).
Der gröfste Theil der Pol e s ina , so wie der
Gegend auf dem rechten Ufer des Po bis nach Ravenna,
ist neues durch die Al'luvion der Et s ch und
des P o gebildetes, sehr niedriges Land; das immer sich
erhöhende Rette des P o ist an einigen Stellen fast dreys-
sig Fufs höher als das Land hinter den Dämmen (2).
Viele Orte die dort ehedem an, der Küste lagen liegen
jetzt tief in dem Lande, auf dem Trocknen oder von
Sümpfen umgeben. Das Vorrücken des Landes erfolgt
hier mit auffallender Geschwindigkeit. L a Merul a
am Po d ’Ar i ano wurde vom Herzoge Alfons J I .t
also in der Mitte des sechszehenten Jahrhunderts, an
der Meeresküste erbaut, die jetzt 6 bis 7 ital. Meilen
davon entfernt ist (3)* Di© Anhöhen von St. Basi le»
die jetzt 11 ital. Meilen vom Meere entfernt liegen,
wurden sogar noch zu Ende des siebenzehenten Jahrhunderts
von demselben bespühlt (4). 1
1) Belloni a. a. O. S. 95*
2) ' Volkmann s hist. krit. Nachrichten von Italien, Bd. 3*
. - S.. 4S7-
3) Vit. Donati Essai sur l’Hist. nat. de la Mer Adriatique
Franz. Uebers. Haag 175g. p. 15.
i) Donati a. a. Ch