Ba t z und P o u l i n g u e n in der ersten Hälfte des funf-
zehenten Jahrhunderts noch eine Insel gewesen, wofür
Gosselin (i) urkundliche Nachrichten anführt, indem
er zu beweisen sucht: dafs der B r i v a t u s por t u s der
Römer nicht auf dieser ehemahligen Insel, sondern noch
tiefer im festen Lande, bey dem Dorfe B r i v a in zu
suchen sey, "welches jetzt 1200 Toisen von der Küste
entfernt an Hügeln liegt, die einst dieselbe bildeten.
Selbst an den Küsten der Bre tagne , wo — wie wir
oben erwähnt haben — eine so bedeutende Zerstörung
der Küsten vorgeht, verstopfen sich doch die Mündungen
mehrerer Flüsse, wo nur die Lage und die Richtung
der Küste dieses gestattet. Der Haven von Ke r -
noe z. B. auf der Insel Ba t z , (an der Nördküste von
Br e t a gne ) versandet mit jeder Fluth (2).
Auch in der No rmandi e , wo ebenfalls die Zerstörung
vorherrschend ist, fehlt doch in geeigneten Lagen
die entgegengesetzte Erscheinung nicht. Har-
f l eur war vordem der Haven für die Stadt Rouen;
aber ein Ansatz von neuem Lande hat dort das Meer
zurückgedrängt, und man hat deshalb Ha v r e d eGr a c e
zum Haven eingerichtet. Diese Erscheinung hat man
ebenfalls mit Unrecht ‘als einen Beweis für das Sinken
des Meeres-Spiegels annehmen wollen (3). Ost e nde
versandet, Dü n k i r c h e n ist nur mit Mühe zu er*
halten, und vor St. Ome r hat ebenfalls ein Ansatz von
neuem Lande das Meer hinausgedrängt (4). 1
1) Reclierclies T. 4. p. 74. er c itir t: Lobineau Hist, de Bretagne
T. 1. p. 646.
2) D . oben angeführte Voyage dans le Finisterre en 1794.
T . j . p. 2. 1X2. 133* T.2. P* 265» u. s, w .
3) Telliamed T. 1. p. 149. 150.
4) Ebendas. S. 157. 158*
An den Grofsbritannischen Küsten findet man einige
Orte, an denen das Land in das Meer vorrückt,
da hingegen die entgegengesetzte Erscheinung auch
hier die vorherrschende ist. Die Häven an den Küsten
von De v o n s h i r e und C o r nwa l l versanden wenigstens
immer mehr, und ganze Sandbänke legen sich vor
dieselben. An der Mündung des sich dort ergiefsenden
Flusses Bu d e war ehemals ein geräumiger und bequemer
Haven; jetzt sind alle Spuren desselben unter
dem Sande begraben. Das weite Becken welches der
Ausflufs bildete, und welches Schiffe vom gröfsten
Tonnengehalte aufnehmen konnte, ist in einen kleinen,
seichten, und selbst für Kähne nicht mehr fahrbaren
Bach verwandelt. Zuerst bildete sich aufsen eine Sandbank,
hinter welcher die Versandung immer weiter
fortschritt. Der Haven P a d s t o w kann ebenfalls nicht
mehr so grofse Schiffe aufnehmen als vormals (1). Die
meisten Beyspiele von dieser Erscheinung findet man
an der Ostküste Englands. Aufser den Nachrichten von
ausgegrabenen Ankern bey Cha tham aus einer Tiefe
von 17 Fufs, und von alten anscheinend aus einem
ausländischen Eichenholze verfertigten Kähnen, die
man im Jahr iß i6 in L i n c o l n s h i r e 8 Fufs tief in
der Erde gefunden hat (2), kennt man auch einige Fälle
von sichtbarem und in neuerer Zeit wahrgenommenen
Anwachsen des Landes wie b e yHa rwi c h am Zusammenflüsse
des S to u r und I ps w i ch; an der Vereinigung
der Flüsse Ai de und B u tl e y (3); an mehreren * S.
1) S. Auszug aus Rieh. Ayton a Voyage round Great - B ii-
tain etc. Lond. 1814. in Neu. allg. Geogr. Eph. Bd. 5.
S. 412.
2) Montlily Magazine, August 1816. p. 58.
3) R. Stevenson in Memoirs of the Wernerian Society. Vol.
2. P. 2- p. 488 u. 89*