sen verbreiteten Wirkungen nicht zuschreiben können.
Man kann die Erhöhung des alten Spiegels des
S c hw a r z e n Meeres über den jetzigen nicht gröfser
als ungefähr sechs. T o i sen annehmen, da die Ebene
von Ni c a e a , welche die Wasserscheide zwischen
diesem Meere und der P r op ont i s bildet, nicht mehr
als dieses Maas über die jetzige Fläche derselben erhaben
liegen soll (1), und da bey einem höhern Wasser-
etande schon über diese Ebene hinweg eine Wasserverbindung
zwischen dem S c hwa r z e n Me e r e und
der P r o p o n t i s statt gefunden haben würde, wenn
die Stelle, an der jetzt der Bo spo r besteht, nicht in
älterer Zeit noch niedriger gewesen ist. Sank daher das
Wasser im S c hw a r z e n Meer e um nicht mehr als
36 Fufs., und giebt man, nach der gewöhnlich angenommenen
Berechnung, dem Mi t t e l l ä n d i s c h e n
einen achtmal gröfsern Flächeninhalt als dem Schwarzen,
so konnte der Wasserspiegel des Ersten durch den
Abflufs des Letzten (und zwar völlig bis auf seine heutige
Oberfläche) um nicht mehr als den Neunten Theil
von 36 Fufs, d. i. um 4 Fufs erhöht werden, eine Erhöhung,
von welcher, so grofse Wirkungen nicht herrühren
konnten. Wenn auch der ehemalige gröfsere
Umfang des S chwa r z e n Me e r e s dasselbe in ein
anderes Verhältnifs zu dem des heutigen Mittelländischen
stellt, so hebt sich dieses wieder dadurch, dafs
die erwähnten Erzählungen dagegen auch der Ueber-
schwemmung eine weit gröfsere Verbreitung geben als
dieser jetzige Umfang des letztem ist. War aber gar
die St r a f s e von Gib r a l t a r bey dieser Ueber-
schwemmung schon offen, so konnte sich das Wasser
j ) So behauptet Kephalides in Historia maris Caspii. Göt-
ting. 1814. Pag' 236. ohne doch seine Quelle Anzuführen.
auch durch diese verbreiten; und war sie es nicht, so
würde man auch den Wksserstand des Mittelländischen
Meeres niedriger annehmen müssen, als er jetzt ist,
weil bekanntermafsen dieses Meer durch die Verdünstung
mehr Wasser verliert, als ihm alle hineinfallenden
Ströme mit Einschlufs des Bo s p o r u s zuführen,
u n d se in Wa s s e r s t an d nur d u r c h das E in s
t römen des Ocean s e r h a l t e n wi rd.
Aus diesem Allen folgt nun wohl: dafs die von
den vorübergegangenen Folgen der Fluth vorhandenen
Erzählungen entweder übertrieben sind, oder dafs ihnen
eine ganz andere Begebenheit zum Grunde liegen
mufs, als der angenommene Durchbruch des Bosporus.
So hat man. zum Beyspiel die Erhebung von D e l o s
und Rhodo s , welche für neu aus dem Meere entstandene
Inseln gelten (wovon weiter unten) dadurch
erklären wollen, dafs diese Inseln (warum aber nicht
alle übrigen in ihrer Nähe?) unter der Ueberfluthung
eine Zeitlang verborgen geblieben, und erst nach dem
Sinken der Gewässer wieder über der Meeresflächc
sichtbar geworden seyen (1), was doch gewifs mehr als
lächerlich ist.
Ob auch die Trennung des Ossa vom Ol ymp,
durch welche der vormalige Th e s s a l i s ch e See einen
Abflufs in dem Peneus erhalten haben, und das
Thal Tempe gebildet worden seyn soll, und welche
die Mythen auch dem Hercules (2), die Geschichtschreiber
aber überhaupt einem Erdbeben (3) zuschreiben,
den Folgen des Durchbruchs im Bospor beyzuge-
sellen, oder als eine Wirkung desselben Erdbebens anzusehen
seyn möchte, welches nach der erwähnten
1) Dureau de la Malle a. a. O. p. .223*
2) Diodor L. 4. c, ig. 3) Strabo. X» 9. T. 3* p. 57^*
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