een. Vielleicht | bildeten sie einst eine zusammenhängende
Dünenreihe im Meere, wie die Nerungen im
Baltischen Meere, in welcher sich nur den Mündungen
der E m s und Weser gegenüber Oeftnungen befanden,
und hinter diesen Vormauern mag das Ansetzen bedeu-
tender Stücke Landes an den alten Küsten von statten
gegangen seyn. Die fortwährende Verkleinerung der
Inseln und die allmähliche Verminderung ihrer Zahl
spricht dafür. Plinius zählte vom T e x e l bis zur Eider
drey und zwanzig Inseln, und jetzt findet man mit
Inbegriff von He l g o l an d und der Insel Ne uwe r t
deren nur Sechszehen. Den Mündungen der grofsen
Ströme gegenüber mögen sich_ die Oeffnungen in der
Dünenreihe zuerst so sehr erweitert haben, dafs die
Seefluthen sich mächtiger auf das zurückliegende Land
ergiefsen konnten.
Das Gewinnen von Marschland durch Eindeichung
ist zwar, wie es scheint, eine Erfindung, deren Ursprung
man nothdürftig nachkommen kann, indem
man ihn kaum über das siebente Jahrhundert hinaufsetzen
dürfte. Aber die Natur selbst scheint dort
weit früher Marschland gebildet zu haben — was sie
freylich in der Folge oft selbst wieder zerstört hat;
denn schon zu der Zeit als die Römer diese Gegenden
kennen lernten war solches Marschland daselbst vorhanden
, und zwar in gröfserer Ausdehnung als jetzt,
da damals der Dol l a r t , der J ahdebus en und andere
Einbuchten, deren wir gedacht, noch nicht vorhanden
waren. Ohne Zweifel waren auch damals die sogenannten
Wa t t e n , welche die sonst gröfseren Inseln
vom Lande trennen , Canäle von viel geringerer Breite
als ihre jetzige ist (i). 1
Von den grofsen mit diesen Gegenden vorgegan-
| genert Veränderungen finden sich, neben den eigentlich
I historischen Thatsachen, auch • noch manche andere
Spuren. Bey Je v e r hat man zweymal, im J. 1685 und
(nochmals vor wenigen Jahren Anker aus der Erde ge-
£ graben (1). In Wa t t e w o r d e n einemostfriesischen
£ Dorfe wurde beym Graben eines Brunnens zehen Fufs
Btief unter der Erde Breterwerk, Pfähle, Asche und
U Mist gefunden u. s. w. (2).
Die Eindeichung des neugebildeten Landes und
■ also Vorrücken der Küsten findet noch von der Weser an
■ bis an die J ü t l ä n dis ch e Küste hinab an mehreren
I Puncten statt, dort wo zwischen durch auch so man-
che Zerstörung der Küsten erfolgt ist, wie wir im ersten
Hauptstücke gezeigt haben. Einige Beyspiele davon
| 6ind dort zugleich angeführt worden. Hier erwähnen
■ wir der Eindeichung von Vi e l and, No r d h o l z u.
( s . w. im B r eme n s c h e n , der Versandung des Ha-
I vens von N eu haus, der Bi l l e und A ls t er bey Ham-
( b u r g (3), des Ausgrabens alter Waffen und metallener
(Geräthe in den Festungsgräben von Stade , neun
( Fufs unter dem Spiegel des niedrigen Sommerwassers
(der Elbe (4); der Versandung des Hävens von Tön-
(n i n g , welchem man jedoch durch Kunst zu Hülfe gell
kommen ist, der des Hävens von Husum; der beträchtlichen
Eindeichungen im Schleswigischen Amte
( T o n d em, wo die Orte F a h r e t o f t 1634, Dage -
( bül l i727undGalmsbül l 1700 noch Inseln waren, und * 17
1) Arendt Th. 2. S . 21I. 2) Ebendas. S. ipr.
3) Büsching's Erdbesehr. Th. p. (d e r 'j'ten Ausg.) S. m>.
117. n g . 126. 482- 572.
4) Gotting. Anzeigen,1) Arendt Th. I. S« 52. igip. N. 25p.'