führten Schriftsteller unmittelbar aus den Werken des
in die Samothracischen Geheimnisse eingeweiheten
Orpheus, aus den Pelasgischen Gedichten des Thamyris
und aus Linus dem Zeitgenossen der Katastrophe geschöpft
haben würden. Die Berichte des Diodor und
Dionysius gehen nach den angeführten Quellen dahin:
dafs in Gefolg des Durchbruchs des Schwarzen Meeres
durch den Bo spo rus und He l l e s p on t in das Ae-
g ä i s che eine grofse Ueberschwemmung das umliegende
Land selbst bis nach Arkad ien bedeckt habe;
dafs die Einwohner sich theils auf Berge geflüchtet,
theils auf Schiffe begeben, und dafs ein Theil der letzteren
auf der Insel S amo th race gelandet sey. Dar-
danus, der Anführer dieser Gelandeten, soll zufolge
anderer historischen Nachrichten derjenige gewesen
seyn, welcher den Dienst der grofsen Götter auf der
Insel eingeführt habe. Er soll nach einiger Zeit dieselbe
wieder verlassen, sich jenseit des He lies p on t s
indem nachherigen P h r y g i e n angesiedelt, und dort
die Stadt Dardani a , auf einem ihm von Teucer abgetretenen
Landstriche, und zwar, gleichsam um sich
vor neuem Unglücke durch Wasser zu schützen, auf einer
bedeutenden Anhöhe, dem Fufse des I d a, erbauet
haben. Bey seinem Wegziehen von der Insel soll die
Verwaltung der Mysterien von ihm seinem Bruder
Jasius anvertraut, und es sollen von diesem daselbst
die ersten Fremden, und unter ihnen Iiadmus der Sohn
des Agenor in diese Mysterien eingeweiht worden
seyn.
Wir durften diese Nebenumstände in der Erzählung
nicht übergehen, weil sie den Zeitpunkt andeuten,
in welchen die Sage die Begebenheit setzt. Die
hiergenannten Personen sind, nach den vorhandenen
Ueberlieferungen, -gleichzeitig mit der Regierung Deucalions
in Thessalien , Cecrops und Cranaus in A t-
t ik a ; daher hat man den Gedanken aufgestellt, dafs
der Du r c h b r u c h des B o s p o r u s , die aus der Mythologie
und Geschichte unter dem Nahmen der Deu-
e a l i on i s ch en F lu th hinlänglich bekannte grofse
Ueberschwemmung verursacht haben könne.
Die verschiedenen Arten, die alte Chronologie darzustellen
, lassen einen Spielraum von etwa vier und
zwanzig fahren für die Epoche der De u c a l i o n i -
s che n Fl u th, nähmlich zwischen den Jahren i 548*
und 1524. vor Chr. Geb. (x). Da diese Epoche von
unseren besten Geschichtforsehern für richtig oder wenigstens
wahrscheinlich angenommen w ird , so können
wir jeder nähern Erörterung deshalb überhoben
seyn. Auch Larcher (2) fixirt sie zwischen diese Jahre,
indem er die Generationen von Melaiithus, Tyrann
von M e s s e n e, einem Abkömmlinge Deucalions, aufwärts
berechnet.
Wenn aber auch gegen die Glaubhaftigkeit der
Nachrichten von der deucalionischen Fluth, und ihrer
Epoche Nichts einzuwenden seyn sollte, so fragt sich
doch: ob man berechtigt ist, sie in eine Causalverbin-
dung mit einem angenommenen Durchbruche des Bosporus
zu setzen? Ehe wir uns mit den Einwendungen
beschäftigen, welche dagegen gemacht werden
können, und gemacht worden sind, wollen wir vorerst
die muthmafslichen Ur s a c h e n und sodann die
möglichen und sichtbaren Fol g en eines solchen
Durchbruchs darzustellen suchen.
Ueber die Ur s a chen desselben ist aus historischen
Ueberlieferungen wenig oder nichts zu nehmen.
1) Dure au de la Wlalle a. ». O. Cap. 3t'
2) Hist, à' Hérodote T. 7. (2de edit.) p. I8<>*