Die Convexität ist stets gegen Südost gerichtet und am
südlichen Ende eines jeden Bogens befindet sich eine
gerade nach Süden hin ragende mehr oder weniger
spitzige Halbinsel. Vor jedem der fünf grofsen Bogen
liegt in der Entfernung von etwa zehen Graden
eines gröfsten Erdkugel - Kreises ein in derselben Richtung
gebogener Halbkreis von Inseln von verschiedener
Gröfse, gleich einer Perlenschnur, welche vielleicht
nur die Ueberbleibsel ähnlicher vormaliger Bogen der
Küste festen Landes sind, die in der Urzeit bis dorthin
vorragte, und allmählich von dem sich hineinarbeitenden
Meere zernagt worden ist, bis auf die ge-
birgigen oder festeren, als Inseln übrig gebliebenen
Theile.
Den ersten dieser Bogen bildet das Ost-Ende von
S i b i r i e n , an dem die Halbinsel Kamt s c h a t k a
hängt, zu diesem gehören die Al eut i s chen Inseln;
den zweyten die Küste des Oc h o t z k i s c h e n Meeres
mit der Halbinsel Sa gh a l i en und den K u r i l e n ;
den dritten die T a t a r i s c h e Küste mit der Halbinsel
Ko r e a und den J apani s chen Inseln; den vierten
die Küste von Ch in a mit der kleinen Halbinsel
L u i t s cheu, zu welcher man auch die Insel Hay na n
rechnen hann, und der Inselkette von Kl e in -L i e u -
k i eu bis Formosa, und endlich den fünften die Küste
von Co c h in ch in a , S iam etc. mit der Halbinsel Ma-
l a c c a und den P h i l i p p i n e n nebst Borneo. Genau
genommen gehört diese Betrachtung nicht zu un-
serm Zwecke; indessen, auch als blofs physisch geographische
auf keine historische Nachrichten gegründete
Beobachtung schien sie uns nicht ohne Interesse
zu seyn; und da wir uns nicht erinnern, gefunden zu
haben, dafs schon darauf aufmerksam gemacht worden
wäre; so hollen wir für eine solche Nebenbemerkung
Entschuldigung zu erhalten.
Nur zwey Beyspiele von wirklich beobachteten
Veränderungen durch Zerstörung des Landes sind uns
von den Ostküsten As i a ’ s vorgekommen. Das eine
ist die Beobachtung, dafs der Flufs Ochota bey seinem
Austreten im Frühling den gröfsten Theil der
Stadt Oc h o z k an seiner Mündung überschwemmt,
und dann gewöhnlich mehrere Häuser nebst dem
Grunde, auf welchem sie stehen, mit sich fortreifst,
so dafs diese Stadt in einigen Jahren drey Strafsen mit
ihrem Boden gänzlich verloren hat. Dagegen wird
die vor der Mündung des Flusses liegende Sandbank
auf der ganzen gegen das Meer gekehrten Seite durch
das Anwerfen der Wogen immerfort vergröfsert (1).
Das zweyte Beyspiel ist der Untergang der J a p an i sch
en Insel Maatsubo , die einst durch ihre grofsen
Porcellanfabriken berühmt war.
Aus dem Os t i n d i s c h e n A r c h i p e l a g u s
kommt uns eine Sage von einer den bisher betrachteten
Erscheinungen ähnlichen, entgegen: die von
der Abreifsung der Insel Suma t r a vom festen Lande
(2), sie ist aber in grofse Dunkelheit gehüllt. Eine
kleine Insel — Ra t - i s l a n d — bey Suma t r a , Ben-
c o o l e n gegenüber, jetzt etwa £ Englische Meile in
einer Richtung und etwas mehr in der andern, im
Durchmesser haltend, ist wirklich in der neuesten Zeit,
in einer heftigen Sturmfluth aus Südwest, zur Hälfte
vom Meere verschlungen worden, mit dem von den
Engländern dort angelegten Schiffswerfte (3). Was da-
1) Sarytschew's Reisen im nordöstl. Theil v. S i b i r i e n .
Tlil. 1. S. 39.
2) Kircher Mund. subt. L . 2. c. 12. §• 3.
3} Benj, Heyne Tracts ou India S. 419.