ger als diese an einem einzelnen Puncte statt finden kann,
ohne sich allen anderen Küstenstrichen, desselben Meeres
wenigstens, mitzutheilen. Was wir in dieser Hinsicht
bey Gelegenheit des vermutheten Sinkens des Wasser-
spiegels bemerkt haben gilt natürlicherweise auch
vom Steigen desselben, und macht grofse Vorsicht nö-
thig bey Anwendung einzelner leicht trügenden Erscheinungen
auf allgemeine Sätze.
Man hat die Erhöhung des Meeres • Spiegels auch
dadurch begründet geglaubt, dafs die in den Nied e r l
anden gegen das Meer angelegten Dämme allmählich
haben erhöhet werden müssen ; dafs in mehrere,n dor-
tigen Gegenden, wo sonst die Landgewässer durch
Schleufsen unmittelbar in das Meer abgelassen werden
konnten, man in neuerer Zeit genöthigt gewesen ist,
Pumpwerke anzulegen, durchweiche die nicht mehrab-
fliefsenden Gewässer erst auf die Höhe gehoben werden,
welche ihnen hinreichenden Fall zum Abflüsse in das
Meer verschafft; und dafs man die Trümmer altrömischer
Gebäude —- wie z. B. der Arx B r i t a n n i ca —
welche unfehlbar auf trocknem Lande gelegen haben,
jetzt auf dem Meeresboden findet (1). Aber selbst in
dieser Erscheinung, die sich auf den ersten Blick als
gewichtvoll darstellt, können wir einen solchen Beweis
nicht finden, so lange sie isolirt steht. Die Küstengegenden
der Niederlande sind neugebildetes Land,
aus angeschwemmtem Sande und Schlamme bestehend.
Dieses mufs natürlicherweise in einer Reihe von Jahrhunderten
zusarmnensinken durch den Druck seiner
eigenen Last, und der welche es durch Bauwerke und
O Ferner, in Observ. de Physique, par Rozier. T. I. p. n ._
Monthly Magazine. Febr. iguS. p. 2. — * Hartsoecker,
Traité de Physique, à la Haye 1730.
Dämme und sonst zu tragen hat. Die Dämme selbst
sinken mit nieder, und hören auf, das hinter ihnen
liegende Land, auf dem sich die Alluvionen der Flüsse
und Canäle mit den Resten der Vegetation anhäufen, gegen
das Meer zu schützen, wenn sie nicht allmählich
erhöhet werden. Die Mündungen der Abzugs-Canäle
füllen sich mit Sand und Schlamm, und der Abflufs
hört auf. So werden alte Bauwerke auf dem trocknen
Lande allmählich einsinken und mit jüngerenErdschich-
ten bedeckt werden, oder, wo das Meer eingegriften
und diese wieder hinweggespühlt hat, wird man die
Trümmer und Grundlagen jener alten Werke am Boden
des Meeres wieder finden, wie bey der A rx Br i tannica.
Ueber die Frage von der Veränderlichkeit des Wasserstandes
an den Küsten I t a l iens hat man höchst
verschiedene und sich widersprechende Angaben und
Meynungen. Simonde (1) behauptet, das Mi t t e l l änd
i sch e Meer steige immerfort und drohe die Ebenen
von Italien zu überschwemmen. Dieses ist dié
aus anderen Werken nachgeschriebene Aeufserung eines
Historikers, welchem wir keine Stimme für Gegenstände
der Naturkunde einräümen können, auch ist
sie mit keinen Thatsachen belegt. Auf Mal t ha soll
man in Felsen gehauene Stufen finden, welche vom
Meere überfiuthet sind *(2). Wenn diese Thatsache
aüch gegründet ist, so kann sie doch hier durchaus
nichts erweisen, da man die Absicht in welcher die
Stufen in den Felsen gehauen worden sind, nicht
kennt. Der Boden; der verschütteten Stadt Hercula-
O * Traité de 1 Agriculture en Toscane.
2^ Montlily Magasine, Febr, i3ié* p, 2,
Veränd. d. Erdfl. Bd. I. Go-a