ten Schlamm erklären lassen. Allein die Entblöfsung
von Landstrichen, die einst vom Meere bedeckt waren,
und die nicht durch vulcanische Eruptionen oder Erdbeben
gehoben worden sind, läfst sich blofs durch ein
Sinken des vormaligen Wasserspiegels erklären, und
dieser nur durch die Entstehung eines zuvor nicht vorhandenen
Abflusses, oder durch Entbehrung eines zuvor
bestandenen gröfsern Zuflusses. ,Denn so lange
irgend eine Verbindung mit einem andern Meere bestand,
konnte kein Höhenunterschied zwischen den
Spiegeln beyder statt finden, als höchstens ein solcher,
der sich durch eine immerwährende Strömung auszugleichen
suchen mufste.
Manche alte Nachrichten von den Küstengegenden
des S c hw a r z e n Meer e s erklären sich nur durch
diese Annahme. Dahin gehören besonders einige über
den Lauf und die Mündungen der Flüsse; die mindere
Schwierigkeit finden, sobald man sich die T a u r i s
c h e Ha lb in s e l (Krym) oder eigentlich ihre südliche
gebirgige Hälfte als vollkommene Insel denkt. Dazu
aber bedurfte es nur der UeberfLuthung der nicht viel
über 1 geogr. Meile (8§ Werst) breiten sehr niedrigen
und ebenen Landenge von P e r e c o p. Denkt man sich
diese und den niedrigen nördlichen Theil der Kr ym
unter Wasser , so bildet der tiefe Busen, in welchen
sich de rDni epe r (B ory sth enes) ergiefst, mit
dem A s s ows c h e n Meer e einen einzigen grofsen
Busen, vor welchem der südliche gebirgige Theil der
K r ym als Insel eine Vormauer macht. Bey dieser
Vorstellung kann man sich auch die Erklärung gefallen
lassen, die Hennell (i) und JDureau de la M.ali
) Bey Bredow. Untersuchungen St. 2. S. 40+ — 410.
le (1) von der Stelle im Herodot (2) über den Lauf
des westlichen Hypani s (Bug) und Bo r y s th en e s
geben: dafs nähmlich diese Flüsse sich in die Mäo-
t i s che S ee ergossen hätten, was indessen Herodot in
dieser Stelle nicht einmal ganz unumwunden sagt.
Auch würde dadurch ein Licht auf das für das faule
Meer angegebene grofse Maas fallen. Das Daseyn und
die Lage des Cimme r i s ch e n Bosp o r u s , zwischen
der damaligen Taurischen Insel und Asia kann dabey
immer bestanden haben, denn dieser hat auf der Kry-
mischen Seite Gebirge und seine Ostküsten sind, selbst
an niedrigen Stellen, noch 36 Fufs hoch (3).
Wir gehen nun zu den Nachrichten über, welche
uns die Alten von dem Ca sp i s ch e n Mee r e hinterlassen
haben, und zu den Beobachtungen der Neueren,
die auch bey diesem eine Verkleinerung desselben durch
verminderten Wasserstand anzeigen.
Bekanntlich ist die eigentliche Beschaffenheit dieses
Binnenmeeres, obgleich es Herodot schon kannte,
seit seiner Zeit bis in die letzten Jahrhunderte für uns
Europäer in grofser Dunkelheit geblieben; so dafs sogar
neuere Geographen als Herodot, zu denen selbst noch
Strabo gehört (4), eine lange Zeit in dem von jenem
nicht veranlafsten Irrthume standen, es sey ein Bus e n
des Oc e an , und mit demselben durch eine Meerenge
verbunden, deren Länge bis zum Ocean selbst nur 1500
Stadien betrage, und ungefähr mit der Breite des Isth-
1) Geographie physique de la Mer noire. etc. Paris 1807. p.
170. 171.
2) IVTelponiene C. 53.
3) Engelhard und Parrot Reise in die Krym und den Cauca-
sus. Th. 2. S. 26.
4) L . 2. T. 1. p. 199. 200. 316. 322. — L . 7. T. 2. p. 338. u.
L . 11. T. 4. p. 361. 449. 525.