Schlammes gleichzeitig mit den im Meerwasser enthaltenen
Beständtheilen statt finden, und so würde immer
die Bildung der besonderen Unterlager des fruchtbaren
Neulandes noch nicht erklärt seyn.
Wir machen uns vielmehr folgende Vorstellung
von der Sache. Die Flüsse, Moorwasser, und überhaupt
alle der See zufallende Abflüsse vom Lande, zugleich
mit den vom Meere selbst mechanisch und allenfalls
auch chemisch aufgelöfsten Theilen des festen Meeresbodens,
dessen Bestandteile die des festen Landes
sind, geben das Material zu der Bildung des neuen
Landes her. Das Meer aber mit seinen Bewegungen
wirkt — wo nicht allein doch gröfstentlieils — auf die
Form, welche diese aufgelöfsten Theile auf seinem
Grunde und an seinen Ufern annehmen. Wir wollen
zugeben, dafs wenigstens in manchen Gegenden, wro
vielleicht keine Ströme erster Gröfse in das Meer fallen
— wie eben an den Nordwestküsten Teutschlands —
und wo vielleicht der Meeresgrund aus leicht zersetzbaren
Lagen besteht, das Material welches vom Meeresboden
lofsgerissen wird, den von den Flüssen zugeführten
Schlamm an Masse überwiegen kann. Dagegen
aber kann in anderen Gegenden, wie z . B. an den Mün-
* düngen des Gang e s , oder des Ni l , auch der Flußschlamm
die überwiegende Masse seyn. In den auf
den Meeresgrund niedergefallenen festen aber zer-
kleinten Beständtheilen wird unfehlbar eine Scheidung,
theils mechanisch, theils chemisch Vorgehen. Der
schwerere Sand wird, bey der nach dem Lande zu gehenden
Bewegung des Meeres — die natürlicherweise
die wirksamste ist — schon an den äufserst^n Inselketten
niederfallen, wo das Meer unruhig ist, und den
feineren Theilen das Verbleiben nicht gestattet. Diese
letzteren werden bis an die Küste des Landes geführt,
und dort immer so abgesetzt werden, dafs die leichtesten,
die feine Erde der Polder, die oberste Schicht
bildet.
Da die Bewegungen des Meeres im Ganzen — von
einzelnen vorübergehenden und stürmischen ist hier
nicht die Rede — gewissen constanten Gesetzen folgen
, und in gewissen Richtungen durch Jahrtausende
gleichförmig zu seyn scheinen; so wird der lockere
Tbeil seines Bodens sich immer nach diesen Bewegungen
richten — das heifst aber nicht gerade derselben
Bewegung genau folgen, die wir auf der Oberfläche
wahrnehmen, denn die Gestalt des Grundes kann hier
auch ihren Einflufs haben — und nur in gewissen
dazu geeigneten Theilen des Bodens und der Küsten
wird Gerolle, Sand oder Schlamm zusammen gehalten
werden und sich häufen; von anderen wird er stets
wieder weggetrieben werden. So zeigt sich in der That
die Erscheinung; das Ansetzen von Land erfolgt nur
in gewissen Gegenden; in anderen nimmt man sie nicht
wahr sondern das Gegentheil: Zerftörung der Küsten.
So bewirkt z.B. die im Te u t s c h e n Me e r e vorherrschend
von Norden nach Süden gerichtete fiuthende
Bewegung des Waffers, dafs alle Meeres-Arme, welche
durch das Ausfliefsen von Seen und Strömen in dieses
Meer gebildet sind, immer mehr und mehr nach Süden
versetzt werden, durch die Sandbänke welche sich
absetzen, und dafs an Orten, wo sie mehr als Einen
Meeres-Arm gebildet haben, die südlichsten die tiefsten
sind, und die nördlicheren ihre Tiefe verlieren.
Die Holländische Gesellschaft der Wissenschaften zu
Ha rl em setzte im Jahre iß 1® einen Preis auf die Erklärung
dieser Erscheinung (1). Wir wissen nicht ob l)
l) Gilbert's Annalen I8t6. Nro. 7.
Veiünd. d. Erdfl. Bd. 1. P