II. H A U P T S T Ü C K .
GROSSE DURCHBRÜCHE
E I N E S M E E R E S I N DAS A N D E R E .
on den in dem vorhergehenden Hauptstücke dargestellten
Erscheinungen sind diejenigen, welche den
Gegenstand des gegenwärtigen ausmachen, im Grunde
nur wie das Gröfsere von Kleinern verschieden. Indessen
bilden sie, theils eben wegen ihrer Gröfse und
der grofsen Folgen die sie gehabt haben sollen; theils
auch wegen der doch hie und da eigenthümlichen Art,
wie die Naturkräfte gewirkt haben müssen, welche sie
hervorgebracht haben sollen; und endlich wegen der
sehr grofsen Dunkelheit die auf ihnen ruht, e ine eig
ene Classe. Deswegen, und da ihrer nur wenige
sind, auf welche, neben geologischen Hypothesen noch
alte wenn auch noch so zweifelhafte Ueberlieferungen
hinweisen, glaubten wir diese wenigen, überdiefs
etwas ausführlich zu erörternden Erscheinungen von
den vorher angeführten abgesondert behandeln zu
müssen.
Es sind diese die Du r c h b r ü c h e des Thr a c i -
schert Bosp orus^ der St r a f s e v o n Gi br al t a r ,
und des Rot lieh Meeres. Von dem ebenfalls ver-
niutheten Durchbruche der Me e r eng e von C a l a i s
werden wir, des Zusammenhanges mit anderen Erscheinungen
wegen , im vierten Hauptstücke handeln.
Der Durchbruch'des Sunde s und der Be l t e
ist eine blofs geologische Muthmafsung ohne begründende
Tradition, und dieselbe Bewandnifs hat es auch
mit dem von Mehreren, insbesondere neuerlich von
Alexander von Humboldt gemuthmafsten Einbruch
des Oceans in den NM ex i c ani sc hen Me e rbusen ,
und der Bildung der An t i l l e n aus einer dadurch
zerstörten Felsenküste des dortigen Continents. Die
Sagen von der Entstehung der Me e r eng e v on Gi b r
al t ar und des T h r a c i s c h e n Bo s p o r u s (Meerenge
von Constantinopel) und von den Folgen, welche
man diesen grofsen Ereignissen zugeschrieben, oder
vielmehr den Erscheinungen, die man durch solche
zu erklären versucht hat, sind aus hohem Al-
terthume zu uns gelangt. Einige haben diese beyden
Begebenheiten, deren Annahme auf Tradition und
physischen Gründen zugleich beruht, in eine Causal-
verbindung gestellt, aber auf verschiedene Weise, indem
Manche den Ocean durch einen ehemaligen Felsendamm
bey Gib r a l t a r einbrechen, und das ehedem
vielleicht zum Theil Landsee gewesene Bette des Mittelländischen
Meeres ausfüllen, den Bospor durch Zer-
reifsung des Landes bilden, und eine Wasserverbindung
bis zum Caspischen Meere bewirken lassen; Manche
dagegen durch das von dem Ergufs grofser Ströme
überfüllte Schwarze Meer den Durchbruch des Bos-
pors, und nach diesem auch den der Strafse von Gibraltar
von innen nach dem Ocean hinaus hervorge