Das Anwachsen der Küsten von Ne u -S p an i en
auf der Seite des Mexicanischen Busens zeigt sich an
mehreren Steilen auf die entschiedenste Weise. An
den Küsten der Provinz T e h u an t e p e c z. B. wird
der Anhergrund mit jedem Jahre schlechter. Der von
dem Flufse Chim a l apa und dem Meere dort zusam-
mengehäufte Sand erhöhet und vergröfsert immerfort
die Barre die vor seiner Mündung liegt, und die Küste
ist von der Stadt Tehuant epe c seit der Ent.
deckung derselben weit vorgerückt (1)^
Die We s t in d i s ch en Insel n zeigen ebenfalls die
Erscheinung des Vorrückens ihrer Küsten und der Versandung
ihrer Buchten, und zwar bemerkt man diese nah-
mentlichbey den kleinen Antillen nur an der Ostseite, gegen
welche die vorherrschende Bewegung des Oceans gerichtet
ist. An der Westseite findet sie nicht statt, sondern
dort sieht man nur steil abgeschnittene Felsküsten (2).
An diesen Inseln trägt noch eine andere Naturwirkung
viel zur Vergröfserung des Landes und Erhöhung
des Meeresbodens bey:,der Bau der Corallen.
Einige der kleinen Antillen bestehen ganz aus diesen
Polypen-Gebäuden, welche sich allmählich erweitern;
und einige Meerengen, wie z. B. zwischen St. Vincent
und La Grena.de ,. sind voll von Corallen-Kiffen,
welche sich so vergröfsern, dafs diese Strafsen
nach und nach enger werden (3).
Wir dürfen hier, als ein Beyspiel einer Landbildung,
welche jünger ist als das Menschengeschlecht,
noch die halb oder ganz versteinerten Menschenge-
1) A. v. Humboldt a. ä. O.
2~) J> B. Leblond Voyage aux Antilles et à l ’Amérique méridionale
, depuis 1767— 1802. Paris 1813- T. |§j p. 4.12.
3) Ebendas. S. 266-
Irippe anführen, welche bekanntlich erst vor wenigen
Ijahren auf Guad e loupe entdeckt worden sind.
Aus t r a l i en ist den beobachtenden Europäern
Inoch nicht lange genug bekannt, um ihnen gehö-
Irige Aufschlüsse über die dort vorgegangene Bildung
»neuen Landes gewähren zu können. Indessen ist
[darüber schon soviel als ausgemacht anzunehmen,
[dafs ein grofser Theil der Australischen Inselgruppen,
[die nicht aus Urgebirgen oder Vulcanen bestehen, Co-
pallen-Inseln sind, und sich als solche noch immer-
port auszubilden scheinen. Diese Inselgruppen kann
iman daher nicht als Trümmer eines ehemaligen grösseren
Landes ansehen, sondern sie haben sich viel-
imehr aus den mindest tiefen Stellen des tiefen Oceans
[zwischen As i a und Ame r i c a , d. i. von den Berggipfeln
seines Grundes erst allmählich bis zur Mee-
ireslläche neu emporgehoben, als eines der bewunde-
jruneswürdigsten Producte des Thierreichs. Es wer-
Iden Jahrhunderte der Beobachtung erforderlich seyn,
|im Etwas über die Zeitmaase und die Gränzen dieser
Ingelbildung aufstellen zu köunen. Das Neueste
jnnd Beste was über dieselbe der gelehrten Welt mit-
feetheilt worden ist, haben ihr der Russische Welt-
jamsegler Hr. Otto v. Kotzebue und der Naturforscher
seiner Expedition, Hr. v. Chamisso in der so
jeben, erschienenen Beschreibung dieser Reise vorge-
legt (1). '
0 Entdeckungsreise in die Südsee und nach der Berings-
strafse etc. unter dem Befehle des Lieuti O. v. Ixotie-
bue. 3 Bde. Weimar 1821. Bd. 2. S. 42. 47. I5p. — Bd. 3.
S..31. 106. 187-
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