verschmolzen mit der Geschichte des Erdballs selbst,
oder doch seiner Oberfläche; die gröfste Ausdehnung
aber, welche man allenfalls für. den Zeitraum geschichtlicher
Ueberlieferung annehmen darf, beträgt höchstens
gegen Z weytausend Jahre vor der christlichen Zeitrech-
nung; und doch umfassen Ueberlieferungen, die aus der
ersten Hälfte dieses kurzen Zeitraums bis auf uns gekommen
sind, wieder nur einen äufserst kleinen Theil
der Erdoberfläche. Der bey weitem gröfste Theil derselben
bietet nur Ueberlieferungen aus weit jüngerer
Zeit; ja eine Hälfte der Erdoberfläche ist uns kaum seit
einigen Jahrhunderten bekannt geworden, und zum
Theil noch völlig unbekannt.
Man wird aber, wenn man die eigentlich geologischen
Erscheinungen, die Urkunden die von der
Bildung der Erdrinde noch vorhanden sind, genau
und frey von Vorurtheilen betrachtet, sich sehr leicht
und nothwendig überzeugen, dafs zu dieser Bildung
Zeiträume erforderlich gewesen sind, mit deren Umfang
vier bis fünftausend Jahre historischer und fabelhafter
Ueberlieferung gar keine Vergleichung aushalten.
Wenn in die Augen fällt, dafs E in Jahrhundert nicht
hinreicht, eine Lage von Kalkstein von der Dicke
Eines Furses zu bilden, in welcher die Ueberbleibsel
mehrerer Generationen von Muscheln in feste krystal-
linische Steinmasse verwandelt begraben liegen; wenn
man Berge von der Höhe mehrerer Tausende von Fussen
mit diesen Trümmern organischer Geschöpfe, ehe-
mahliger Bewohner der Meere, angefüllt findet; wenn
man die Oberfläche des Meeres jetzt Hunderte von Klaf-
tein unter dem Fufse dieser, mit seinen Erzeugnissen
angefüllten Niederlagen wogen sieht ; dann wird
man keinen Zweifel an der Gröfse der Zeiträume auf-
kommen lassen, welche zu Hervorbringung dieser
f
1 und der- mehresten geologischen Erscheinungen nothwendig
waren.
Die folgende Zusammenstellung wird darthun, daf*
9 die Ve r ä n d e r u n g e n , welche der bekannte Theil
1 der Erdoberfläche erst in den letzten Viertausend Jahren
1 erlitten zu haben scheint, für das grofse Ganze so klein
■ sind, dafs sie kaum auf specielleren Landcharten sicht-
:|bar angedeutet werden können; dafs Bewohner des
1 Mondes sie mit den stärksten unserer bekannten astro*
■ Römischen Werkzeuge kaum wahrnehmen würden;
■ dafs also die Gestalt der Erdoberfläche im Grofsen und
lim Wesentlichen seit dieser uns Menschen als sehr lang
1 erscheinenden, sich in Dunkelheit verlierenden Zeit,
Iso gut als nicht verändert worden ist. In dieser Beiz
iehung sagt Johannes Müller schön und wahrt
“ Das menschliche Geschlecht ist von Gestern
„und öffnet kaum Heute seine Augen der Befrachtung
des Laufes der Natur. ”
Nur auf die jüngsten eigentlich geologischen
iEreignisse dürften daher die hier zusammen gereiheten
lErscheinungen einige Schlufsfolgen gestatten, oder auf
isolche, von denen es scheint, dafs sie noch jetzt, we-
Jnigstens in gleicher Art, wenn auch vielleicht nicht
lin gleicher Gröfse Vorkommen, wie in den früheren
iZeiten der Erdbildungen, als z. B. das Au swa s c h e n
|der T h ä l e r d u r c h F l ü s se , das An h ä u f e n v o n
p r d t h e i l e n an den Fl u f smü n d u n g en , e ini g e
| v u l c a n i s che und vielleicht noch einige andere E r s
che i nung e n . Da hingegen die B i l d u n g e i g
e n t l i c h e r F l ö z s c h i c h t e n u n d andere r festen
w e i t v e r b r e i t e t e n Ge b i r g s l a g e r Wirkungen
vorauszusetzen scheinen, welche entweder in
Per historischen Zeit auf der Erdfläche nicht mehr
^ingetreten sind, oder vielleicht — und das ist wahr