ganz aufser Acht zu lassen ist. Ucbrigens beweisen
dergleichen — wie wir oben gesehen haben — auch in
anderen Gegenden der Erde gemachte Entdeckungen
theils zuviel, theils nicht das was hier damit bewiesen
w e r d e n soll. Sie können auch von einzelnen
vorübergegangenen Naturbegebenheiten und Local-Phä-
nomenen herrühren.
Auch der von JDalin angeführte Umstand, dafs auf
einigen Runenst einen Anzeigen von ehemaligen
Brücken zu finden sind, an Orten wo jetzt weder die
Nothwendigkeit noch die- Gelegenheit vorhanden ist,
Brücken anzulegen, deutet lediglich auf Veränderungen
die mit den Strombetten vorgegangen sind.
C. 14). L s finden sich Muscheln und Seegras in
fossilem Zustande im trocknen Lande.
Dafs dieser Umstand zuviel und folglich Nichts beweist,
wird wohl Jedermann zugeben, der den Ge-
sichtspunct der gegenwärtigen Darstellung ins Auge
gefafst hat. Er gehört zu der grofsen geologischen Erscheinung
des Wechsels zwischen Land und Meer, von
welcher wir überall die Spuren als Denkmäler der entferntesten
Urzeit finden. Er liegt aufser den Gränzen
dieser Darstellung. Dasselbe gilt von den sogenannten
Ri e s entöpf en oder ausgehöhlten Felsenstücken, von
den Absä tz en und S t r e i f en an den Ge b i r g s-
abh än gen , die allerdings Wasserstände der Urzeit
anzuzeigen scheinen, von den sogenannten Strand-
Tück en und Dünenartigen Sandablagerungen auf dem
trocknen Lande, und anderen blofs geogjnostischen
Erscheinungen.
Diese sind nun die Wahrnehmungen auf welche
Celsius seine Hypothese gegründet hat, und von denen
wir gezeigt zu haben glauben, dafs nur sehr wenige
darunter einige Aufmerksamkeit verdienen, und daf3
selbst diese wenigen nicht das beweisen was Er damit
zu beweisen meynt, sondern etwas ganz Anderes.
Diese Hypothese wurde von Mehreren mit grosser
Leidenschaftlichkeit vertheidigt. Einer ihrer Anhänger,
der Baron Härlemann, sonst ein sorgfältiger
Beobachter, war ihr so blindlings ergeben, dafs er
über eine ihm vorgelegte augenscheinliche Thatsache,
da bey Landsc r ona das Meer die Stelle ehemaligen
Landes eingenommen hatte, äufsertt man müsse dieser
Thatsache keinen Glauben beymessen, weil sie
jener in der ganzen Natur bestätigten Meynung w iderspreche
(i).
Sie fand aber auch nachdrücklichen Widerspruch.
Fast zuerst erhob sich die Geistlichkeit dagegen, weil sie
die Hypothese nicht mit der Schöpfungs-Geschichte in
Einklapg bringen konnte; und es wurde defshalb über
JD a l in ' s geschichtliche Sätze eine Art von Beschwerde
bey dem Schwedischen Reichstage angebracht (2). Eine
solche religiös politische Anfechtung erlaubte man sich
indessen nur gegen den Historiographen des Reichs,
nicht gegen den Physiker Celsius. Bald aber wurden
auch wissenschaftliche Angriffe auf die von diesem
aufgestellten Sätze gethan, und zwar vorzüglich von
Gelehrten des Nordens , als solchen denen die Beobachtung
der dafür angeführten Erscheinungen eben so
nahe lag und eben so leicht war als jenem, und welche
schwerlich widersprochen haben würden, wenn
die Annahme von dem Sinken des Meeres-Spiegels an
den Scandinavischen Küsten eine so augenfällige und
O B r ow a l l iu s a. a. O . S. 86.
2) Hamburgisch® Beyträg®, 1751. St. g. S. H 9— 141.