eher Berge durch die atmosphärischen Niederschläge.
Alle grofsen Thalbildungen und Zerreifsungen der Gebirgsketten
glaubt er gröfseren Erdrevolutionen zuschreiben
zu müssen. Nur in Ansehung der letztem Erscheinung
mag er hie und da Recht haben, und selbst
dabey nicht überall. Wenn man, sagt er: gefunden
habe dafs Wasserfälle gegen ihre Beschaffenheit in älterer
Zeit niedriger geworden sind, so könne dieses
auch von Erhöhung der Flufsbetten unterhalb derselben
durch Anschwemmung Qatterissement') gekommen seyn.
Nun was sind denn aber diese sitterissements ? Doch
nichts anders als Steine und Erde, die der Flufs von
höherer Gegend herabgeführt hat. Sind diese aber
etwa blofs weiche Steine und lockere Erde? Finden
w ir nicht ganze Thalböden, ganze ausgebreitete Ebenen
auf eine gewaltige Tiefe mit Rollsteinen aller
Gröfse und aller Art, auch von den festesten Felsarten
vollgefüllt ? Sehen wir nicht in den festesten Urfel-
sen die deutlich blofs vom fiiefsenden Wasser eingetieften
bisweilen wie ausgedreheten und auspolirten
Bachrinnen sieh immerfort ausbilden ? Sehen wir
nicht die Granitfelsen und Berggipfel sich in der cor-
rosiven Wirkung der Atmosphäre zerbröckeln und abrunden?
und hat Hr. v. Humboldt, der so Vieles gesehen
was Andere nicht gesehen haben, dieses Eine,
was Alle sehen, nicht bemerkt? Ist der alte triviale
Vers Gutta cavat lapidem non vi sed saepe cadendo,
jetzt minder treffend und wahr als sonst?
Nein! zuverläfsig hat das fluthende Gewässer den
weit überwiegend gröfsten Antheil an der Thalbildüng,
und dadurch sind eine grofse Menge der Bestandtheile
der Höhen in die Tiefe geführt worden, dort sind sie
niedergefallen, zum Theil auf dem Boden ehemaliger
so wie noch jetzt bestehender Meere, haben sich angehäuft
und allmählich grofse ebene Landstriche an den
Füfsen der Gebirge gebildet, die ihren Ursprung deutlich
durch die geschichtete Anordnung ihrer nicht ver>-
bundenen sondern lose auf einander gehäuften Bestandtheile
des Sandes, Gerölles, Thones u. s. w. zeigen.
Diese Wirkungen gehen in die ältesten von keiner
menschlichen Tradition erreichbaren Geschichte des
Erdballs zurück; sie müssen von dem Augenblicke an
eingetreten seyn, da sich Unebenheiten und Niederschlag
atmosphärischer Flüssigkeiten auf dem Erdbälle
fanden. Sie haben wahrscheinlich während mancher
auf die Gebirgsbildung noch aufserdem wirksam gewesener
Veränderungen und Revolutionen , "wie
Flözbildung u. dergl. immer fortgedauert, und sie
dauern noch unter den Augen des Menschengeschlechtes
fort. In dieser letztem Hinsicht sind sie ein Gegenstand
der vorliegenden Untersuchung.
Es ist dabey, insbesondere in Beziehung auf das
Verhältnifs zu Land und Meerg und in Beziehung auf
die äufsere Gestalt beyder, wie sie sich dem Menschen-
geschleehte bis in die Zeiten zu welchen seine Erinnerungen
hinaufreichen gezeigt haben, noch Folgendes
zu gedenken.
Ueberall bey den gröfseren Flüssen zeigt sich die
Erscheinung, dafs sie aus mehreren kleineren Bächen,
deren jeder sein eigenes Stromgerinne hat, durch das
Zusammenstossen dieser Gerinne, gleich den sich erst
zu gröfseren Aesten und zuletzt mit dem Stamme
vereinigenden Zweigen eines Baumes, zusammen-
fliefsen in einen Strom, der die tiefste Stelle seines
Gebietes einnimmt, und in dieser so lange fortfliefst,
bis er den tiefsten Eindruck des Erdballs, das allgemeine
Wasserbecken der Meere oderauch einen grofsen
Binnensee erreicht, in welchen er auslaufen kann.