Fluthen verwüsteten sie zwar oft, und nahmen ihr
selbst Land w e g , doch behielt sie noch lange Zeit gegen
9000 Einwohner, und hohe Dämme waren zu ih-
ihrem Schutze angelegt worden. Endlich aber, im
Jahr 1634 am October Abends, wurde die ganze
Insel überfluthet und gänzlich zerrissen, wobey 1538
Häuser, Kirchen, Thiirme u. s. w. zerstört wurden,
6408 Menschen und 50000 Stück Vieh umkamen, und
von dergrofsen Insel nichts übrig blieb, als drey kleine
Stucke, die Insel P e lw o rm , die kleine Insel Nor d -
St r and und das Inselchen L ü t j e-Mo or (1). Selbst
in den neuesten Zeiten fährt das Meer fort, in den dortigen
Gegenden Zerstörung anzurichten. In den Jah-
ren 1791 — 1793 sind die Dämme wiederholt zerrissen,
und Th eile der Inseln vom Meere zerstört worden (2),
Auch noch andere Abreifsungen hat die Westküste
der Dänischen Halbinsel in dieser Gegend erlitten. Die
Stadt und Festung Mi ld e sb o r g gieng dort im J. 1300
in einer Wasserfluth unter (3). Die Insel S y l t verliert
ebenfalls immerfort Land an ihrer Westseite, dagegen
sich an ihrer Nordseite der Haven mit Sand verstopft (4),
so wie auch das Kirchspiel B u s um in Nieder-Dith-
m a r s ehen, das sonst eine Insel war, durch Verstopfung
des trennenden Canals jetzt mit dem festen Lande
vereiniget ist (5). Eine gleiche Bewandnifs hat es
mit dem Marschlande von B ö k in g h a r d e im Amte * S.
1) Niemann's geograph. statistische Beschr. von Schleswig.
T h l . i . S. 99i. — Catteau Calleville Tabl. de la mer Bal-
tique. — Biisching Erdbeschr. 1. Th. d. 8-Ausg. S. 279.
2) Niemannn's Schlesw. Holstein. Prov. Berichte 170? a W
S. 226 f. ?’
3) Biisching, a. a. O, S.278. 4) Ebendas. 26g. 269.
5^ Busching Tb. 9, der ^ten Aull. S, 452. -
T o n d em in Schleswig (t). Die westlich davon fliegende
Insel No r t o f t dagegen ist fast ganz vom Meere
weggespült worden, und ebenso erleidet die Halbinsel
Wi d i n g h a r d e , desselben Amtes, die sonst eine Insel
war, und auf der Ostseite sich mit dem Festlande
verbunden hat, auf der Westseite so viel Verlust, dafs
die jetzige Halbinsel nur halb so grofs ist, als die ehemalige
Insel war (2).
In Jüt land verliert die Westküste ebenfalls etwas
Land, z. B. in der Baronie Hy s s e n s t e i n (3). An der
Nordspitze Skagen hat das Meer einen Sandhügel,
der ehedem zu Erhaltung eines Leuchtfeuers benutzt
wurde, ganz weggespült, und die Erbauung eines
Leuchtthurms nöthig gemacht (4).
Das Baltische Meer.
Die alte Geschichte des Baltischen Meeres und seines
Einganges, des C a t t e g a t , wohin uns zunächst
der natürliche Zusammenhang mit d^em Teutschen Meere
führt, ist in grofse Dunkelheit gehüllt. Was uns
die Alten davon überliefert haben, hat so geringen
Werth, dafs die Geschichte von den mit den Küsten
desselben vorgegangenen Veränderungen, für uns um
mehrere Jahrhunderte später anfängt, als die der Naturbegebenheiten
im Mittelländischen, Atlantischen und
Teutschen Meere. Die Kunde vom Bernstein und
vom sogenannten Er id an u s , dem Flusse, der dieses
Product lieferte, steigt zwar in hohes Alterthum
1) Derselbe, Tb. 1. der achten Aufl. S. 266-
2) N i emann a. a. O. S. 91 ü. 93.
3) Pontojrpidan von der Neuigkeit der Welt. Teutsehe Ue-
bersetz. T. 1. 8» 77*
4) Biisching am zuletzt a. O. S. 226-