schemlich — in verborgenen Tiefen, unter hoher Wasserbedeckung
zwar noch statt finden, aber so langsam
vorschreiten, dafs der Zeitraum der historischen Ueber-
lieferung viel zu kurz ist, um ihre Resultate wahrzunehmen
; besonders da die zur Vergleichung nöthigen
Angaben aus dem Anfänge dieses Zeitraums gänzlich
mangeln.
Wenn die heutzutage bestehenden genauen Messungen,
Bestimmungen und Zeichnungen der bekannten
Gegenden der Erde das Glück haben sollten, dem
nach anderen Viertausend Jahren hienieden blühenden
Geschlechte so aufbehalten zu bleiben, dafs es sie lesen
und verstehen kann; dann wird dieses vielleicht im
Stande seyn, etwas richtiger über das Vorschreiten der
auf dem von uns und ihm bewohnten Boden vorgegangenen
Veränderungen zu urtheilen. Für uns haben
unsere. Urväter keinen hinreichenden Grund gelegt,
auf dem wir solches Urtheil haltbar bauen können.
Immer aber erscheint es schon jetzt für die Geologie
als einiger Gewinn, wenn nur das Resultat als ge-
wifs dasteht, dafs die Ausbildung der jetzigen Gestalt
der Erdoberfläche, sowohl im Ganzen als selbst in ein- i
zeinen Theilen, solche grofsen Zeiträume erfordert hat,
wie ein Schlufs von demjenigen, auf welchen wir zu- f
rückblicken können, und in welchem die vorhergegangenen
Veränderungen so klein gegen das Ganze erscheinen
, sie anzunehmen berechtigt, ja nöthigt. Dieses Re- 1
$ultat sollte diejenigen, welche Vermuthungen und
Theorieen über die Bildung und Umbildung der Erde
aufstellen wollen, vorsichtig machen, und sie darauf j
führen: vor allen Dingen zu untersuchen, ob die jetzt <
vor den Augen des Menschengeschlechtes wirkenden I
Naturkräfte, und insbesondere die Art wie sie wirken,
nicht schon allein und nur mit Ausdehnung ihrer Wirkjianikeit
durch grofse — sehr grofse Zeiträume, hin-
Ireichend gewesen seyn möchten, die äufseren For-
Imen der Erdoberfläche, und einen bedeutenden Theil
■ der die oberste Rinde bildenden Massen so hervorzu-
jbringen, und auszubiklen, wie man sie jetzt findet? —
loiler ob es wirklich nothwendig ist, aufserdemnoch
■ plötzliche, weit verbreitete und außerordentliche Re-
ivolutionen von einer Art, von welcher in der geschicht-
Jlichen Ueberlieferung keine Spuren mehr Vorkommen,
lanzunehmen, um darauf nach der Weise der meisten
■ Geologen Systeme der Erdbildung zu gründen? —
«Systeme, bey welchen man gewöhnlich Sparsamkeit
Inur übt an den ohne Maas zu Gebote stehenden Zeit-
Jräumen der Vergangenheit, und dagegen die überall in
■ der Natur nach strengen Gesetzen gemessenen und ge-
iwogenen Kräfte, und ihre nicht minder gemessenen
fWirkungen mit verwegenen Händen zu steigern bemüht
ist, und sie ohne Maas vergeudet.
Wir wollen nicht läugnen , dafs, bey den jetzt erlangten
Kenntnissen von den Naturkräften und ihren
■ Wirkungen, es sehr schwer, ja unmöglich ist, mit
Hülfe derselben alle oder auch nur einen grofsen Theil
der sich darbietenden geologischen Erscheinungen zu
Verklären, oder ihre Ursachen zu ergründen. Ueber
femen gewissen Punct hinaus wird man noch zur Zeit
■ damit nicht gelangen, sondern eine Gränze finden,
fenseit welcher fast gar keine Anwendung bekannter physischen
Gesetze und Thatsachen mehr statt findet, son-
llern wo man nur zu Vermuthungen und schwankenden
Hypothesen seine Zuflucht nehmen mufs, und das
■ Jnzureichende derselben bald einsehen wird. Diese
Kränze aber aufzusuchen, das scheint uns das vernunftgemäße
Ziel zu seyn, welches zu erreichen die Geologen
für jetzt streben müssen. Noch ist sie nicht be