ren Anwachsen des Landes ist denn vielleicht auch die
Sage entstanden, deren w ir im ersten Hauptstücke bey
Gelegenheit der vermutheten Trennung der Insel Cey.
1 o n vom festen Lande gedacht haben; dafs nähmlich
der gröbste Theil der Küste Coromande l aus dem
Meere erhoben worden sey, welches blofs in den ge-
bildeten Alluvionen als wahr angenommen werden könnte
(i). Auf der Küste Coromande l sollen auch einige
der gröfseren Flüsse ihre wirklichen De l t a s gebildet
haben. Ritter (5) führt davon an: den Kistna
(Kr i s h n a ) dessen Delta den Nahmen Pe t t a po l l y
führt, an der Seeküste 3 bis io Meilen breit, und von
da bis zu seiner Spitze 16 Meilen lang ist (3); die
Flüsse Ca t t a c k und T a n j o r a , im verkleinerten
Maasstabe, aber doch so dafs ihre Mündungen voll von
Sandbarren sind (4),
Auf der Ma l a b a r i s ch en Küs t e bietet der Häven
von Ca l i cut ein Beyspiel des Versandens dar.
Wir können uns nicht versagen, hier nach Ritter
(5) anzuführen, was geologische Muthmafsungen
und Indische Mythen, sich die Hand bietend, über die
Bildung der Vorderindischen Halbinsel geben. In einem
Buche: Kerui- Udputte (d. i. Auf t a i i chen des
Lan de s ) wird folgendes erzählt'(6). Nachdem Pm-ß-
1 ) Heyne Tracts on India, S.-i u. 2.
2) A. a. O. S. 788.
3) * Rennel Mem. 2de Edit. p. 254. — * Valentin Tray. T.
2. p. 115.
4) * Ferishta History of Decan T. 1. p. 45. f. _ In Benj.
Heyne Tracts on India. welche Ritter gleichfalls anÄilirt,
ist an den citirten Stellen Nichts hiervon zu finden,
5) Erdkunde Th. i. 727. 705. 7^4.
6) J. Dunkan historical Remarks on Coast of Malabar; in
Asiat. Research. T. 5. p. j. — * Btivhaiiati Journey fr. Ma-
M-Rama, durch seine Siege über die Kriegerkaste
(Rspa t r i ) ganz Indien (Bha r a t a ) erobert, viel
Blut vergossen und das neue Land den Braminen übergeben
hatte; verlangten diese noch mehr Grundeigenthum.
Er wendete sich an Varuna den Herrn des Oce-
an um mehr Land. Varuna zog seine Gewässer zurück
vom Berge Gowk e rn (bey Mang a lor e ) an bis zum
Cap Comor i n. So entstand am Fufse des Suk h i e n
(Gats) das tiefe Flachland Malayala. Nach den
Hi ndus geschah diefs vor Zweytausend Dreyhundert
Jahren. Dieselbe Erzählung scheint auch vom Küstenstrich
Konkam nordwärts von Surate zu gelten, und
ein ähnliches Hervortreten aus dem Meere, wie dieses
der Ma laba ri s chen wird, wie schon erwähnt, von
der Küste Coromai jdel in den P u r a n a h ’ s erzählt.
Diese Sage wird benutzt, um das Eigenthum der
Braminenkaste an dem Lande zu beurkunden, und an
dieselbe knüpft sich der Schlangendienst an. Das neue
sumpfige Land, heifst es: konnte anfangs wegen der
vielen Schlangen darin nicht bewohnt werden, bis
man lernte ihnen göttliche Verehrung erweisen. Ob
die Sage für den Zweck dem sie dient von den Braminen
erfunden worden, ob sie aus der natürlichen Beschaffenheit
der Gegend, in welcher man fossile Reste
von Seethieren findet, oder aus wirklichen Ueberliefe-
rungen von neugebildetem Lande entstanden ist ? das
\yird schwer auszumitteln seyn.
Diese Beschaffenheit aber und jene Erzählung haben
unter andern dem C. FFiljord (1) Anlafs zu Auf- l)
dras through Mysore etc. London 1807. T. 2. p. 34S- 475.
T. 3. P- 3*< 98-
l) * Asiatic Research. T. 8- P* 291. Journal de Physique
T. 65- p- 117.