der At h en i e n s e r überwunden, in einer Zeit, von
welcher S o lo n und seine Zeitgenossen keine Kunde
mehr hatten; in einer Zeit, in welcher diese kein
At h en finden konnten, und bis zu welcher damals
keine andere Ueberlieferung hinaufreichte als nur allein
die Jahrbücher der Aegyptischen Priester. In der Folge
— fährt der Bericht fort — wurde die Insel At l a nt i s
mit allem Volke durch ein grofses Naturereignifs zerstört,
indem sie in Einem Tage und Einer Nacht in
den tiefen Abgrund des Oceans versank. Sie liefs in
der Gegend, wo sie bestanden hatte, so vielen Schlamm
im Meere zui'ück, dafs dieses seitdem nicht mehr be-
schifft werden konnte. Diese im Timaeus enthaltene
Erzählung spinnt P la t o im K r i t ia s weiteraus, indem
er dort die innere Beschaffenheit, die Reichthnmer,
die politische Verfassung u. s. w. der At l an t i s beschreibt,
den Ursprung ihres Herrscherstammes von
N e p tu n entwickelt, und von den Unternehmungen der
At l ant en ausführlicher redet. Da aber dieses Gespräch
nicht vollständig auf uns gekommen ist, und
ihm gerade der Schlufs mangelt, so ist über die
Katastrophe der Insel etwas Näheres darin nicht zu
finden.
Diese Platonische Erzählung ist die Quelle, aus
welcher ohne Zweifel alle Schriftsteller geschöpft haben,
von denen sie in der Folge weiter fortgetragen
worden ist. Vergebens sucht man in älteren, ja selbst
in neueren aber dem P la t o noch nahe stehenden Quellen
irgend etwas damit Uebereinstimmendes,. Alles,
was neuere Schriftsteller — welchen in dieser A t l a n t
is ein weites Feld für Hypothesen und Träume-
reyen zunt Theil von der seltsamsten Art geöffnet war
— davon in Denkmalen des Alterthums gefunden
haben wollen, ist gar nicht, oder nur gezwungenhaltbar.
JBailly (1) hat geglaubt im S a n ch o n ia th o n
> eine Spur der At l a nt en zu finden; aber dieser nennt
nicht einmal ihren Nahmen, und das was B a i l ly in
dessen Götter-Genealogieen u. s. w. dahin sichBeziehen-
des zu finden meynte, stimmt nur mit den Ansichten
der Griechen überein, und konnte nur im Geiste
B a i l ly 's , der auch den Ansichten der Griechen einen
Atlantischen Ursprung beylegt, eine solche Beziehung
erhalten.
H om e r (2) und H e s io d (3) gedenken zwar jdes At-
1 a s, aber ohne ihn mit jener At l an ti s in Verbindung
zu bringen, denn eine Insel oder ein Land dieses
Nahmens nennen beide Dichter nicht. Dafs ihr At las
der von P h ö n i c i e rn zuerst gefundene, nachher aber
wieder vergessene P i e v o n T en eri f fa gewesen seyn
möge, dessen nur von Dichtern erhaltenes Bild von
Späteren auf die Africanische,‘noch jetzt so benannte
Bergkette übertragen seyn dürfte, ist von Id e le r (4)
vermuthet worden. H e r o d o t schweigt ganz von der
Atlantis, und das ist merkwürdig, da ihm so Vieles
aus gleich alter Zeit als ihr Untergang von den ägyptischen
Priestern berichtet wurde, und es ihm nicht
an Gelegenheit gemangelt hätte, diese Wundersage
zu berühren. Die Völker, welche er in der Nachbarschaft
der Garamanten mit den Nahmen Atlanten
und Ataranten bezeichnet (5) gehören nicht der Plato-
n i s ehen At l ant i s an. Was H e r o d o t ferner (6) von
dem Handel der Carthager nach einem Lande jenseit der
1) Lettres sur l’Atlantide de Platon, p. 67*
2) Odyss. x, 52• -3) Tlieog. v. 517.
4J Al. v. Humboldt Ansichten der Natur Th. I. S. lo5
— 1 12.
5) Melpomene C. 184. 6) Ebendas. C. 196.