den — wie wir oben zu zeigen versucht haben ■— das
S c h w a r z e und C a s p i s c h e Meer ehemals nach
Norden zu , in Gegenden die den Alten unbekannt wa-
ren, gehabt haben mögen, verleitet wurden, diesen
Umfang sich noch gröfser zu denken als er wirklich
w a r , und eine. Verbindung dieser beyden Meere mit
den nördlichen Oceanen und Binnenmeeren als eine ausgemachte
Sache vorauszusetzen. So wird man sich allenfalls
das was. darüber dem Patrocles, Pytheas und
Anderen nachgesagt und nachgeschrieben worden ist, zu
erklären haben (1).
Vom Ro t h en Me e r e behauptet zwar Nieluhr (2),
dafs-man dort Spuren des Sinkens der Oberfläche wahrnehme.
Da aber dieser Aeusserung die näheren Bestimmungen
mangeln, so ist zu vermuthen, dafs daä
dort sehr sichtbar erfolgende, in unserm vierten Hauptstücke
dargestellte Vorrücken der Nord- und Ostküstert
die irrigeVörstellung vom Fallen des Wasserpiegels hervorgebracht
hat, denn auch dort müfste das Sinken des
Spiegels, wenn es an Einem Orte der Küsten gespüret
wurde, zugleich an allen Küsten desselben Meeres und
des mit ihm verbundenen Oceans wahrgenommen werden,
was jedoch nicht ist; wie sich unter anderen aus * 23
l 3 D'Anville Handbuch der alten Erdbesclir. von Hummel
Bd. ji Tli. 1. S. 44. — Bergmann phys. Beschr. d. Erdkugel
Th. 2. $• 153- — Strabo 1. 2 und an and. oben ari-
gef. Orten. — *'Helmondus. —- *Biörnstern diss. de pero»
grinationibus gentium Septentrion. in Graeciam.
23 Beschreibung von Arabien. S. 403.
Beobachtungen an den Meeresküsten westlich von den
Mündungen des In dus bewährt. Dort in der Bay von
K r okal a befindet sich eine Sandinsel die Arrian schon
beschrieben hat, und die noch jetzt in der Art wie er
sie schildert vorhanden ist, nälimlich so, dafs sie bey der
Fluth vom Meere bedeckt ist und bey der Ebbe über dessen
Fläche hervorragt (13. Ein genügender Beweis, dafs
dort in den letzten Zweytausend Jahren eine bedeutende
Veränderung mit dem Wasserstande nicht vorgegangen
seyn kann.
Vergebens sehen wir uns um nach Berichten aus
anderen als den schon erwähnten Gegenden der Erde
über Erscheinungen, welche ein Sinken des Wasserspiegels
in der historischen Zeit überhaupt oder wenigstens
mit mehrerem Grunde andeuten könnten; als die
bisher angeführten gewichtlosen Beyspiele.^» Wir können
davon Nichts aull’inden; denn Beobachtungen blofs
geologischer Phänomene haben wir hier nicht zu beachten,
da diese einer andern Untersuchung angehören
als derjenigen, welcher wir uns (gegenwärtig gewidmet
haben.
Darum verweilen wir nicht bey der Wahrnehmung
von Spuren gewisser Absätze und Berggehänge, in
Welchen der Geolog alte Meeresküsten zu erkennen
glaubt, von trocknen Thälern, welche ehemalige Meerbusen
gewesen zu seyn scheinen, und bey ähnlichen
Erscheinungen, über welche keine Ueberlieferung
Aufschluß giebt, obgleich sie in allen Gegenden der
Erde gefunden werden. Hieher gehören z. B. dië Beobachtungen:
dafs man an den Absätzen und Terrassen
der Berge zwischen S i s t e r o n und Gap im südlichen
O Vincent thc voyage of Nearclnis p. 172.