Col utUbia u. s. w. kurz meistens im Norden der
Erde, und selbst bey kleineren Elfen der Erde. Wir
halten uns überzeugt, dafs Norden und Süden bey diesem
Phänomen ganz unschuldig sind, und dafs man
dabey an keine Polaritäten, an kein Ne g a t i v e s und
Pos i t i v e s zu denken nöthig hat. Diese gewichtigen
und in anderen Hinsichten sehr bedeutenden Worte
sind hier hohle Klänge die Nichts erklären, die hier
kein Geheimnifs der Natur umhüllen. Es scheint
Hrn. Ritter entgangen zu seyn, dafs die geschützte
Lage der Küste, und die constanteBewegung des Meeres
es sind, welche die Möglichkeit der Deltabildung
bestimmen. Die Flüsse bey denen er dieselbe vermifst
strömen in weite Oceane aus, wo das Meer den von
ihnen mitgebrachten Bodensatz vertheilt. Die Mündungen
des Ganges, des Euphr a t u. s. w. aber
liegen in tiefen Busen , in Winkeln in welche das mit
Kraft hinein und schwächer zurückströmende Meer
diesen Bodensatz zusammenhält, und der Ni l , der
Mi s s i s ippi , der gelbe Fluf s u. s. w. fliefsen in
enge, odet durch Landzungen und Inselketten geschützte
Mdere aus. Man sieht am Rh on e die Landbildung
an)einer Seite entstehen, an der andern unterbleibt
sie u. s. w. Wir werden unten Gelegenheit
haben, diese Ansicht durch Beyspiele aus allen Gegenden
der Erde zu belegen.
Da nun die Bildung oder das Ansetzen von Land
durch gemeinschaftliche Wirkung der Flüsse und des
Meeres, welche auf die vorhin erwähnte Weise vorgeht,
zwar langsam vorschreitende aber doch grofse
Veränderungen in der Gestalt der Küsten hervorbringt;
so haben die Geologen , nach Maasgabe der Lebhaftigkeit
der Einbildungskraft eines Jeden, sich verschiedene
Vorstellungen davon gemacht und die Folgen davon auf
verschiedene Weise darzustellen gesucht. Einige haben
die ganze schon in den ältesten Zeiten, wie Herodot und
Polybius und viele Andere bezeugen, beobachtete Erscheinung
für nichtsbedeutend ansehen wollen, weil
ihnen dieKenntnifs der physischen Kräfte abgieng, die
zu ihrer Beurtheilung erfordert wird. Andere haben,
von dem Daseyn der Erscheinung überzeugt, ihrer
Phantasie den Zügel schiefsen lassen, die Wirkung
der Gewässer über alle naturgemäfsen Gränzen erweitert,
und den Satz aufgestellt: dafs durch das immer
fortdauernde Nagen der Gasarten und Flüssigkeiten an
den hervorragenden Theilen der Erde , und durch die
ebenfalls fortdauernde Wirkung der Flüsse, welche
ihre Bestandteile in die Meeresbecken führen, endlich
die Gebirge zerstört und die Meeresbecken ausgefüllt
werden müfsten; so dafs der Erdball zuletzt wieder
eine vollkommen glatte überall vom Meere bedeckte
Kugel werden würde, wie uns von unserer religiösen
Ueberlieferung ihre Gestalt bey ihrem Hervorgehen
aus der Hand des Allmächtigen geschildert wird. Die
erste Meynung wird durch den Augenschein widerlegt,
und die zweyte kann eben so wenig Stich halten,
weil sie sich auf Annahme eines gleichmäfsigen
und immerwährenden Fortschreitens einer Wirkung
gründet, welche der Natur der Sache nach ein gewisses
Ziel haben mufs. Die Wirkung des Nagens der Atmosphäre
an den Gebirgen schreitet äufserst langsam
vor, trift’t die in Eis und Schnee gehüllten höchsten
Gebirge vielleicht gar nicht, die nackten Felsenwände,
besonders wenn sie aus gewissem wenig zerstörbaren
Gestein bestehen ■, in einem nicht sehr hohem Grade,
die bewaldeten und bewachsenen und wenig geneigten
Berg-Tafeln auch nur wenig, und äufsert sich stark
und schnell fast nur in den Stromrinnen und an min