«onst ihren Lauf genommen hätten, als noch keine?
Meerenge vorhanden war ? darauf ist ihm zu antworten:
diese Flüsse, oder vielmehr Flüfschen hatten ehedem
noth wendig einen langem Lauf, sie vereinigten
sich vielleicht in einen gröfsern Flufs, der durch das
jetzt weggeschwemmte: Land seinen Lauf nahm, und
nach erfolgter Abschwemmung dieses Landes ist blos
die Mundung der Flüsse ihren Quellen näher gerückt.
Die verschiedenen über die Trennung S i c i l i e n s von
I t a l i e n für und wider geäufserten Ideen und Gründe
sind von Placido Reina (1), der selbst zu den V e r te idigern
der Hypothese von dieser Trennung gehört, gesammelt,
und die Stellen der Autoren von ihm wörtlich
aufgeführt worden.
Noch ein, theils von historischen, theils von physischen
Gründen hergenommener Einwand dieser W&y-
den Schriftsteller besteht darin, dafs sie im Hesiodus —-
der doch weit älter ist als Aeschylus — eine Angabe
gefunden haben, welche ihnen die Nichtigkeit der
Sage von der Trennung darzuthun scheint. Hesiodus
nehmlich soll, wie Diodor von Sicilien (2) versichert,
anderer Meynung gewesen seyn, und nach ihm soll
das vordem in der Messinischen Meerenge breiter als
jetzt fluthende Meer von Orion durch angesetztes
Land eingedämmt und verengt worden seyn. Ohne
diese Ansicht ganz ins Reich der Fabel verweisen zu
wollen, bemerken wir nur, dafs dieses dem Orion
zugeschriebene Ansetzen von Land (durch das Meer)
I) Notizie istoriche della Citta di Messina. Messin* l6s8.
4to. T. i. p. 17. — ist k lin is c h übers, in Graevii Thesaur.
V o l. IX — s. auch was 'nach ihm Mosheim in Graev.
Thés. T. XIII. p. 200 anführt.
eine ganz natürliche, und der Annahme eines ehemaligen
Durchbruchs gar nicht widersprechende Er- *
scheinung seyn würde. Das wogende Meer setzt immer
an einer Seite Sandbänke und Land an, indem es
an einer andern zerstört-und abreifst, und dieses kann
allerdings auch in der Messinischen Meerenge, selbst
nach dem Durchbruche, statt gefunden haben. Ja es
findet auf der Sicilischen Seite, nach gemachten Beobachtungen
(1) wirklich statt, und so finden wir hier
wieder eine Naturerscheinung, aus deren augenscheinlichen
Wirkungen ein Mythus — die Ansetzung von
Dämmen und Vorgebirgen durch Orion entstanden ist.
Doch genug von dieser Begebenheit, bey welcher wir
uns so lange nur um defswillen verweilt haben, um
das Physische vom Historischen recht sorgfältig gesondert
darzustellen, und zu dem Resultate zu gelangen,
dafs die Geschichte und Tradition zu unbedeutend
und unzureichend sind, um Muthmafsungen über
physische Gegenstände damit entkräften zu wollen,
und dafs hinwiederum physische Ansichten nur höchst
behutsam benutzt werden müssen, um historische
Thatsachen zu begründen, weil jene uns oft viel zu
Weit über Alles, was für uns historisch ist, hinausweisen.
Auch von Malta bestehen nicht nur Sagen vom Ab-
reifsen ganzer Stücken Landes durch das Meer, sondern
auch sichtbare Spuren, in Wegen die gerade auf das
Meerzu führen, und an demselben abgebrochen sind (2).
Von der Insel Ae g imu r u s ( dreifsigtausend
Schritte nördlich von Carth ago ) glaubt man, dafs
Ja Spallanzani a. a, O. —- Pureau de la Malle geogr. pbys.
de la mer noire, p. 292.
2) Catteau Callevillà Tableau de la Mer Baltique, T. j. p. ig6.