her, und Veränderungen an Einem Puncte werden immer
Bewegungen zu Herstellung des allgemeinen Gleichgewichtes
hervorbringen.
Wir haben schon in den Sclilufsbem erkungen zum
I. Hauptstücke ungefähr auszumittelm gesucht, wie viel
feste Masse in das Meeresbecken versenkt werden
müfste, um den allgemeinen Meeres-Spiegel um Ei«
nen Zoll steigen zu lassen. Wir haben auch in der
Einleitung zum IV. Hauptstücke einige hypothetische
Berechnungen angeführt über die Menge der festen
Theile, die'man als die von dem festen Lande in das
Meer geführte Beute der Flüsse allenfalls annehmen
könnte. Diese Berechnungen, ob sie gleich nicht übereinstimmende
B.esultate liefern, machen doch wahrscheinlich,
dafs leicht mehr als Ein Jahrtausend erforderlich
seyn dürfte um ein mehr als Einen Fufs betragendes
Steigen des allgemeinen Meeres - Spiegels wahrnehmen
zu können.
Unter dieser Voraussetzung aber, und da die Beobachtung
einer so langsam vorschreitenden Erhöhung für
das so oft erneuerte Menschengeschlecht sehr schwer
• seyn mufste, ja, ihm vielleicht ganz entgehen konnte —
besonders da in früheren Zeiten solchen Beobachtungen
wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist — ; dürfte
man sich wohl mit der einfachen Vermuthung begnügen,
dafs der Meeres - Spiegel sich allerdings allmählich
erhoben haben mag und noch ferner erheben könne,
wenn gleich davon historisch Etwas nicht bekannt worden
is t; da dieses in der Thal kaum seyn kann; und
man dürfte eben nicht nötliig haben, nach anderen Erklärungen
darüber, wohin das verdrängte Wasser komme
, zu fragen.
Indessen ist nicht nur über diese Frage verhandelt
worden, sondern man hat sogar die Frage aufgewor
fen: ob ni ch t das Ge g e n t h e i 1, ein a l lmä h l i ches
Fal len de sMe e r e s -Spi e g e l s s t a t t f i n de ?
Eine Erscheinung, die eben so schwer zu erklären, und
dem Anscheine nach unnatürlich seyn würde, als die des
jallmählichen Steigens naturgemäfs und leicht zu erklären
scheint.
Allerdings beweist die Beschaffenheit der Erdoberfläche,
dafs die jetzt trocknen Theile derselben zum
Theile einst Meeresgrund gewesen seyn müssen. Die
[Urkunden davon sind allgemein bekannt; aber sie geben
keinen Aufschlufs darüber, ob eine wirkliche Abnahme
des Wassers das Land auf das Trokne gesetzt,
oder ob nur das Behältnifs des Wassers im Laufe der
Zeit seine Stelle verändert hat? Von dieser grofsen geologischen
Erscheinung ist daher hier nicht die Rede;
sondern wir beschäftigen uns hier lediglich mit Währ-
Inehmungen eines Sin ke ns des bekanntenMeeres-Spie-
gels, welche in der historischen Zeit gemacht worden
seyn sollen an einzelnen genannten Puncten der Meeresküsten.
Sagen vom Sinken des Meeres - Spiegels.
Schon bey den Alten ist der Gedanke rege geworden,
dafs der Spiegel der Meere s in k e n könne und
zu sinken scheine. Aristoteles (i) erwähnt desselben,
bemerkt aber: dafs man keinen hinreichenden Grund
habe dieses anzunehmen und dafs das Meer, wenn es
lauf einer Seite verliere, an einer andern wieder über
[das Land gewinne. Auch in der Folge ist bald für
[bald wider diese Meynung mit Gründen gestritten worj)
Meteorolog. L. i. c. 14,