des neuen Landes rechnet man dort Eine Lieue in
hundert Jahren, und diese Berechnung gründet sich
auf die Lage der von den Franzosen bey ihrer ersten
Ansiedelung dort angelegten Bake, welche zweitausend
Toisen von der Stelle entfernt * ist, an der die
Spanier die ihrige angelegt hatten (i). Bey diesem
merkwürdigen Strome findet noch in Ansehung des
Stolles zur Deltabildung ein ganz eigenthümlicher Umstand
statt. Er durchfliefst bekanntlich ungeheuere
uralte Waldungen, in denen seine Uebersehwemmun-
gen sich verbreiten, den Boden zerreifsen und die ältesten
Bäume entwurzeln. Von diesen Bäumen schleppt
der angeschwollene Strom eine grofse Menge mit sich
fort, und ihr mit: Schlamm durchzogenes Gewirre
bildet solche grofse und feste Massen in seinem Bette,
an seinen Ufern und an seinen Mündungen, dafs
Schiffe, deren Anker in dieses zähe Gewebe fallen,
solche nicht daraus lofsmachen können. Diese gröbste
Art der Alluvion bildet veränderliche Inseln, welche
verursachen dafs das Fahrwasser in den Mündungen
stets seine Stelle wechselt (2).
Bey dem westlichen Arme des Mi s s i s i ppi , dem
Cha f a l a y a (oder Achafalaya) der bey seiner Trennung
vom Hauptstrome die Spitze des Delta bildet, ist
diese Erscheinung von grofseii Folgen gewesen. Dieser,
Arm, der allein gröfser ist als der Nil, war sonst
bis an das Land der At a c a p a s , also bis funfzehen 13
13 S. d. vorhin angefühxte Voyage dans la haute Pensylva-
nie etc. Vol. 3. p. 339.
3) Le Général Milford, Mémoire d’un coup d’ oeil rapide
sur mos differens Voyages et mon séjour dans la nation
des Creek. Paris i 8o2-
geogr. Meilen vom Meere hinauf schiffbar. Das
schwimmende Holz aber hat jetzt jede Durchfahrt bis dahin
unmöglich gemacht. Es hat sogar auf eine Strecke
zwey geographische Meilen lang eine Art von schwimmender
Brücke gebildet, deren Festigkeit an manchen
Stellen so zugenommen hat, dafs Vegetation und selbst
Bäume von mittlerer Gröfse sich darauf befinden, und
dafs man von dem darunter weg fliefsenden Wasser nur
durch sein Geräusch Kenntnifs erhält (1). Die Nachrichten
von den Spuren eines ehemaligen hohem
Wasserstandes des Mi s s i s ip p i in Gegenden die weit
über seinem Delta in das Land hinauf liegen, sind
auch sehr merkwürdig, da sie nicht etwa blofs auf
geologischen Erscheinungen als Muschellagen, angeschwemmte
Schichten und dergleichen sind, beruhen;
sondern berichten: dafs man dort an hohen unzugänglichen
Uferfelsen weit über dem jetzigen Wasserspiegel
uralte Arbeiten von Menschenhand, rohe Sculpturen,
Bilder und dergl. wahrnimmt, wie sie sich in mehreren
Gegenden No r d ame r i c a ’ s an nackten Felswänden
finden (0). Mit diesen Wahrnehmungen steht ge-
wissermafsen die Sage der Nordamericanischen Eingeborenen
von einer grofsen allgemeinen Fluth (3) in Verbindung,
welche sie mit fast allen Völkern der Erde
gemein haben. l)
l ) V, Zach monatl. Corresp, BdL 11. S. 44.. — American
Journal of Sciences. Vol. 3. Nr, 1. p. 17. und daraus in
Edinburgh philosophical Journal. Vol. 5.- (1821). p. 402.
3) Voyage dans la haute Pensylv. etc. V- 3. p. 338-
3} Voyage d'Alex. Mackenzie dans l ’Intérieur de l ’Amérique
sept, fait en 1789» 92. u. 93., trad, de l’Angl. p. Castcra.
Paris 1802. T. 1. p. 278.