defswillen genannt, weil ein edler Genueser aus der
Familie dieses Nahmens zu Anfänge des siebenzehen-
ten Jahrhunderts ein Schiff an dieser •— wie Maillet
meynt, damals vom Meere bedeckten — Klippe verlor.
Zu Maillet''s Zeit, also etwas über hundert Jahre später,
ragte bey ruhigem Meere dieser Felsen 2 Füfs über
der Oberfläche desselben hervor. Diese Thatsache würde,
wenn sie sich der Vorstellung Maillet's gemäfs verhielte,
zu viel beweisen; denn ein Fallen des Wasserspiegels
von 2 Fufs in hundert Jahren der neueren Zeit
würde an allen Küsten Italiens nicht unbemerkt geblieben
seyn. Aber sie beweist Nichts, weil an einer
Klippe, die bey ruhigem Meere nur zwey Fufs über
dessen Spiegel hervorragt, in stürmischer Wasserbewegung
ein Schiff wohl scheitern kann, ohne sie gesehen
zu haben.
Spallanzani ( i) sagt : in demBusen von Spez z i a
sehe man, dafs an einigen Stellen die Höhe des Wasserspiegels
unveränderlich sey, und dafs sie an anderen
falle. Diese Aeufserung aus eines Spallanzani Munde
ist durchaus nicht zu verstehen. Ein altes; Denkmal,
fährt er fort: auf einer der drey Inselchen P a l maria,
Ti r o und K l e i n - T i r o , die von Klippen umgeben
sind, und keine Bäche enthalten, zeigt, dafs dort das
Meer seit neunhundert Jahren seine Spiegelhöhe nicht
geändert hat. Anders aber, sagt er weiter: verhält es
sich an den Küsten von Massa und Carra r a, welche
den Südwestwinden ausgesetzt sind und aus Grufs
und Sand bestehen. An diesen sieht man, dafs das
i) Memorie di matematica e fisica della Soc. Italiana. T. 2.
P» 603. — Teutsch in ( Gehler'sJ Sammlungen zur Pliys.
u. Isat. Gesell. Bd. 4. S. 352. — Wir liaben.nur die Ueber-
setzung vor Angen gehabt.
Meer sich davon zurückzieht. Der Haven von Ca r rara,
1750 eingerichtet, befand sich im J. 1733. 475 Fufs
ins Land zurückgerückt. Diese Schilderung zeigt ganz
deutlich — ündsohat unfehlbar auch Spallanzani die Sache
verstanden — dafs hier Al luv i on und Bildung neuen
Landes das Vorrücken der Küste verursacht haben, nicht
aber ein Sinken des Meeres-Spiegels welcher hier nicht
hätte statt finden kennen, ohne dafs zugleich der Spiegel
Utn 4*6 yorgenannten kleinen Inseln gefallen wäre.
Eine Merkwürdigkeit zeigt Italien, welche zu man-
cherley Verinuthu ngen über Veränderung des Wasser-
standes im Mi t t e l l ändi s chen Meer e Stoff’ geworden
ist, die bekannten Trümmer des J u p i t e r s T em pel
s bey Po z zuo lo . Von diesem stehen noch einige
aus Cipo l l i r i o ant ico (einem weifs und grün geaderten
Kalkstein oder Marmor) gehauene Säulen senkrecht
da. Der untere Theil dieser Säulen, von dem 15 Fufs
über der Meeresfläche gelegenen Boden an bis zu einer
Höhe von 12 Fufs, ist rings um dieselben voll von kleinen
Höhlungen, wie diejenigen sind, welche die Pho-
laden (Mytilus lithophagus) in die Uferfelsen bohren.
Höher hinauf sind die Säulen frey von solchen Höhlungen.
Aus dieser Erscheinung zieht man den Schlufs,
dafs i) der Tempel zu einer Zeit erbauet worden seyn
müsse, in welcher der Boden auf dem ersteht, trock-
nes Land gewesen; 2) dafs nach Erbauung des Tempels
der Meeres-Spiegel sich erhöhet haben müsse, so
weit als die Höhlungen in der Höhe der Säulen reichen
, weil die Bohrmuscheln nur unter dem Wasser
leben und arbeiten; 3) dafs dieser erhöhete Wasserstand
lange genug .bestanden haben müsse, um den Pholaden
Zeit zu einer so beträchtlichen Arbeit zu lassen; und
4) dal* das Meer sich allmählich wieder so tief gesenkt
haben müsse, um die Säulen des Tempels und den