sich die Bildungs- Geschichte der Kästen um ihre Mündungen
näher entwickeln liefse, doch zeigen einzelne
von Reisenden angestellte Beobachtungen und eingezo-
gene Nachrichten, dafs die gewöhnliche Erscheinung
auch an den Flußmündungen und Meeresküsten dieser
Länder wahrgenommen wird. Wir dürfen nicht unbemerkt
lassen, dafs die Küsten auch dort nicht dem offenen
Oc ean unmittelbar sondern einem von einer Kette
der gröfsten Inseln umgebenen Meere zugewendet sind.
Unter den dortigen zum Theil sehr grofsen Strömen von
erster, zweyter und dritter Gröfse werden folgende als
solche genannt, die bey ihren Ausflüssen bedeutende Deltas
gebildet haben: der L a n t s i n k i a n g oder Kion-
l o n g k i a n g der durch Yünna n , Lao s und Cam-
bodja strömt; und sich Born eo gegenüber in das
Meer ergiefst ( i) ; er scheint in dem letzten Theile seines
Laufes den Nahmen D o n n a i (2) anzunehmen, und dieser
letztere daher nicht ein von jenem verschiedener Flufs
zu seyn. Der Men am oder S iams t rom, der sich in
das nördlichste Ende des Busens von Siam ausmündet
(3)- Die S t r öme v o n Pe gu (4) und A v a (5) de-
1) Ritter Erdkunde 1. S. 676. citirt: * Du Halde, 4. p. «9.
— * de la Bissachere Etat act. T. 1. p. 46. _ * Chapman
Voy. im Asiat. Ann. Reg. bey M . Brun Arm. T. 7. p. 2.
— Staunton account T. 1. p.320. wird zwar von Ritter citirt,
erwähnt aber weiter nichts, als dafs die Küste von
C am b o d ja sehr niedrig,, und das Meer bey derselben
sehr seicht sey.
2) Staunton, a. a. O. T. t. p. 325. u. 371. Hier ist auch
nur im Allgemeinen der, Mündung eines grofsen Flusses
gedacht. — * Barrow Voy. in Cochin - China. Lond. 1806.
p. 247.
3) Ritter a. a O. 4) Derselbe a. a. O.
&).*Rennell Indostan b. Bernoulli S. 76. Syntes Relation
rcn einer den Nahmen I r a baddy oder Erawadi führt,
welchen Nahmen die meisten Charten verwechseln, der
aber von Symes dem westlichsten Strome von A v a
beygelegt wird. Von dem zwar der Deltabildung am
Ganges nicht gleichkommenden, aber doch ansehnlichen
Ansatz jungen Landes, welches diese Ströme gebildet
haben, und den vielfachen Verzweigungen ihrer Arme,
sind neuere von einem Eingeborenen des Landes in.
eine Charte gebrachte- Nachweisungen vorhanden (&).
Das Delta des Ganges ist eines der gröfsten und
merkwürdigsten der Erde, Alle Umstände vereinigen
sich an der Mündung dieses gewaltigen Stromes und
seines seiner würdigen Zwillingsbruders des Bujrrem-
puter, diese .Erscheinung hier in einer recht riesenhaften
Gestalt hervortreten zu lassen. Ein von den
gröfsten Halbinseln der Erde zu beyden Seiten gedeckter
trichterförmiger Busen des Oceans steigt über
250 geographische Meilen tief in das gröfste Continent
hinauf, und nimmt in seinem höchsten und engesten
Winkel die mächtigen Ströme auf, die den höchsten
Gebirgen der Erde entquellend die Gewässer von einem
Raume von mindestens fünfundzwanzigtausend geographischen
Quadratmeilen, ihm zuführen. Dort treiben
die Südwinde die MeerfLuth gegen den Winkel des Landes
und häufen den Sand an, mit welchem beladen der
Strom aus seiner Mündung tritt. Weit hinauf in seinen
untern Lauf reicht diese Wirkung, und hemmt die
Gewalt des Stromes, dafs er die schweren Theile die- *l)
de 1’Ambassade Angl. env. en 1795 dans le R oy . d’Ava,
O rig . p. 341 u. 451. trad. -pitr'Castera. Paris Igoo- T. 2. ch.-d.
l ) Edinburgh philösoph. Journal, Vol. 5. (1821) p. 75 u.
V o l. 6. (1822) P- lo7-