Verbindung (latent) in sich. Die organischen, insoweit
sie von kurzer Dauer sind und bald wieder zersetzt werden,
geben ihr Wasser der Erde und dem Luftkreise
wieder; die letzteren aber behalten es vielleicht auf Jahrtausende
zurück, und nur der Chemiker, der Stein- und
Gebirgsarten zerlegt, entreifst es fast unendlich kleinen
Theilen derselben. Daher liegt unstreitig eine grofse
Masse Wassers gebunden in den Muschelschaalen und
in den Ungeheuern Gebirgsstrecken, die aus Nichts |als
aus in Kalkstein versteinerten Schaalen-Thieren und
andern Meergeschöpfen bestehen, und daraus — wie
w ir glauben immerfort gebildet werden. Ganz
ohne Grund scheint daher der Gedanke von einem fortdauernden
wirklichen Verbrauche des Wassers auf dem
Erdbälle nicht zu seyn.
Stevenson ist der Meynung von der wirklichen
Verminderung der Wassermasse durch chemischen Pro-
cefs gleichfalls zugethan, ohne noch seine Vorstellung
davon näher entwickelt zu haben (1).
Andere glauben, diese Verminderung des Wassers
dadurch zu erklären, dafs sie annehmen : es
werde ein Theil desselben der Erde durch die Ver d
ü n s t u n g entzogen und nicht zurückgegeben, oder
dann wenigstens zum Theil auf den hohen Gebir-
gen und an den Polen in Eis verwandelt, in welchem
Zustande es dann für ewige Zeiten unverändert bleibe (2).
Diese Vorstellung scheint juns gewissermafsen roh und
zu wenig begründet, so lange man nicht durch Beobachtungen
die Ueberzeugung erlangt hat , dafs das Eis
an den Polen und auf den hoben Gebirgen sich wirklich
immerfort und gleichsam ins Unendliche vermehre. *)
i) Mem, of the Wernerian Soc a. a. O. p. 489.
*) Allg. geogr. Ephem. B. 12. S. 113.
Noch eine andere Vorstellung geht dahin, da f s die
A n z i e h u n g , we l c h e di e Er d e von ande r en
We l t k ö r p e r n e r l e i d e , sie a l lmä h l i ch des ihr
e i g e n t h üml i c h e n F lüs s i g en be r aube , und
dafs sie von dem diesen anderen Weltkörpern davon zuströmenden
Theile Nichts zurück erhalte (1). Diese
Hypothese wird gewifs als höchst gewagt erscheinen,
Wenn man die bekannten Phänomene der Attraction, welche
die Weltkörper aufeinander ausüben, erwägt. In
diesen Phänomenen hat man bisher das Resultat der Erhaltung
eines allgemeinen, und — nach unserer Art zu
reden — ewigen Gleichgewichtes wahrgenommen.
Diese Attraction ist gegenseitig, die Erde übt sie auf
die anderen Weltkörper eben so aus, als sie von diesen
auf die Erde ausgeübt wird. Die Körper, welche
der Erde zunächst in ihren Bahnen rollen, sind kleiner
als sie is t; und so lange man nicht darthun kann, dafs
diese Körper gar kein Flüssiges besitzen, oder einen
viel geringem Antheil als die Erde; so lange wird man
auch nicht Ursache haben, zu zweifeln, dafs auch hierin
die gegenseitige Anziehung zur Erhaltung eines Gleichgewichtes
wirke. Bey dieser Hypothese können wir daher
unmöglich verweilen, und noch viel weniger sie zu
Erklärung einer räthselhaften Erscheinung anwenden.
Wenn nun diese Hypothesen sämmtlich nicht genügen
wollen, die Erscheinung, dafs das Meer, während
dessen Bette verengt, und dessen Boden erhöhet
wird, doch nicht merklich steigt, und doch seine niedrigen
Ufer nicht überfluthet, zu erklären; — wenn
Wir nicht hinlänglichen auf physischen Gesetzen beruhenden
Grund haben sollten, anzunehmen, dafs ein
j ) L o r . LuigiLinussio, Bemerkungen über die Abnahme des
Meeres, <— in Gilbert's Annal. d. Piiys, Bd. 31. S. 323.
Veränd. d. Evdfl. I. Bd. Hh