Veränderungen an den Pommerschen Küsten bewirkt
haben, wie den Ausbruch eines ehemaligen grofsen
Binnenwassers zwischen Cammin und C o ! b e r g in
das Meer, wodurch ein grofser Strich des dortigen
Landes zuerst trocken geworden seyn soll (1), (wovon
unten). Auch im Jahre 1625 wurde der Insel Rügen
ein Stück Landes durch die Fluth entrissen und anderwärts
angesetzt.
Die Sandbank vor dem Eingänge des Hävens von
S wmem ü n de war sonst eine Erdzunge, zusammenhängend
mit der Insel Usedom; und an dieser Stelle
vorzüglich richtet das Meer immerfort Zerstörung an,
und erschwert die Sicherung des genannten Hävens
über alle Maafse, da sie die dazu gemachten Anlagen
immer von Neuem vernichtet (2).,
Die Zerstörungen an den Küsten der Inseln U se dom
und W o l l i n haben zu der Sage Anlafs gegeben
von einer alten einst dort in Flor gewesenen Handelsstadt,
von Einigen Vi n e t a genannt, deren Ver-
smken m das IVIeer durch Ruinen beurkundet seyn
sollte, welche man an der östlichen Küste von Usedom,
nördlich von D ame r o w unter dem Wasser
erblickt haben wollte. Wir dürfen diese Sage nicht
unerwähnt lassen, da sie in neuerer Zeit viele Federn
in Bewegung gesetzt hat. Indessen ist ihre gänzliche
Nichtigkeit sattsam gezeigt, und man darf als eine ausgemachte
Sache annehmen, dafs die vorgeblichen Ruinen
nichts Anderes sind, als mehrere grofse Geschiebe
(lose Felsenstücke) von der Art, wie man sie an den
1) Pisansky einige Bemerkungen über die Ostsee. Königsberg
1782. S. 36.
2) Catteazi Calleville 1. 51. 176.— I. F. Zöllners Reise durch
Pommern nach der Ins. Rügen etc. S. 109— 113.
Meklenburgischen und Pommerschen Seeküsten, auf
’den Dänischen Inseln, und selbst weit hinein in die
das Baltische Meer in Süd und Ost umgebenden Länder,
in grofser Menge findet. Es dürfte übrigens
nicht unpassend seyn, die Resultate der Untersuchungen
über das Daseynund den Untergang des vermeyntli-
chen Vin e t a , nebst der Nachricht von der Entstehung
der Sage davon, und den Gründen, aus welchen hervorgeht
: dafs sie wirklich eine nur auf Irrthum beruhende
und völlig leere Sage ist, hier zusammen zu
stellen.
Die Zeit des Unterganges dieser Stadt wird in das
Jahr 1044 gesetzt (1). Kein einziger mit ihrer vorgeblichen
Blüthe gleichzeitiger Schriftsteller aber, kein
einziges Document, kein übrig gebliebenes Denkmal
erwähnt einer Stadt dieses Nahmens. Es ist vielmehr
überaus glaublich, ja fast erwiesen, dafs das Mähr-
chen von einer Stadt dieses Nahmens erst nach dem
zwölften Jahrhunderte ersonnen worden, oder eigentlich
zufällig entstanden ist. Man kann mit vieler
Wahrscheinlichkeit der Sage bis dahin nachkommen,
dafs sie aus einer Nahmens Verwechselung entstanden
seyn mag, die sich der Annalist Helmold (stirbt 1170)
hat zu Schulden kommen lassen; denn dieser ist der
Erste, welcher den Nahmen Vi n e t a nennt. Er giebt
solchen einer Stadt in Pomme r n , von welcher er
fast wörtlich die Beschreibung überliefert, die Adam
von Bremen (fast 100 Jahre früher) von der Stadt J u-
lin in Pomme rn gegeben hat. Dieses Jul in, auch
l) Wrede, in v. Zach's monatl. Corresp. Ed. 5. 8. 44.0. —
Fischer Geschichte des teutsclien Handels, Thl. 1. S. j8o
— i85- — Storch hist. Gemälde des russ. Reichs. Thl. 4,
S. 45. f.
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