Säulen des Hercules sagt, pafst nicht auf die nach Plato
damals längst verschwundene Insel, und bedarf ihrer
zur Erklärung nicht, da die in der angeführten Stelle
beschriebene besondere Art des stillschweigenden Verkehrs
sich bis auf den heutigen Tag zwischen den
Ma ur en und den Einwohnern des Neg e r l ande s erhalten
hatTO* Eben so wenig gehört hieher die Erzählung
des Aristoteles (2), dafs im Ocean aufserhalb
der Säulen eine grofse fruchtbare Insel von den Car-
thagern entdeckt und bewohnt worden sey, welche
sie auf Befehl des Käthes wieder hätten verlassen
müssen, damit die Colonisation einer so paradiesischen
Gegend dem Wohle des Mutterstaates nicht nachtheilig
werde. Man sieht leicht, dafs diese Nachricht sich
gleichfalls auf eine weit spätere Begebenheit bezieht.
Unter späteren Schriftstellern erwähnt Apollo-
dor (3) eine At l ant i s der Hyp e r b o r e e r , welche
folglich auch nicht hieher gehört. Diodor v. Sicilien (4)
schreibt von At l ant en, die eine fruchtbare Küstengegend
inne hatten, aber der untergegangenen Insel
At l ant i s gedenkt er nicht, ungeachtet ihm die Veranlassung
dazu sehr nahe lag, da er der von Aristoteles
erwähnten Insel gedenkt, auch eine Sage berührt,
zufolge welcher der See T r i t o n i s durch Versinken
des ihn von dem Ocean trennenden Landstrichs, aufgehört
habe ein Landsee zu seyn; und da er an einer
andern Stelle seines Werkes (5) der fruchtbaren Insel
1) Shaw Voyages, franz. Uebers. T. ri. p. 392. — Larcher
in den Anmerkungen zu Harodot T, 3. Note 355. der 2ton
Ausgabe.
2) l i e f A S a v f x ä ö i w v c t K o v ö p a T o a v ,
3) Bibi. L. 2. C. 5, H-
4) L. 3. c. 53 u.. 54. s) L. 5. e. ip uni 20.
denkt, welche von den Phoniciern ausserhalb der
Säulen des Hercules entdeckt worden seyn sollte.
Strabo (1) führt blofs die Platonische Erzählung an,
und bemerkt dabey, dafs Polybius geneigt sey, sie
nicht für eine blofse Erdichtung zu halten, da man
mehrere Beyspiele von Veränderungen des Bodens
durch Erdbeben und durch das Meer kenne. Diese
Aeufserung Strabos ist höchst bedeutend, da sie
beweist, dafs zu seiner Zeit keine andere Quelle
für die Nachricht von einer A t l a n t i s bekannt
war als Platons Erzählung, und dafs diese schon damals
von Mehreren für Nichts als eine Dichtung gehalten
wurde. Ganz in demselben Sinne erwähnt Pli-
nius (2), schnell darüber hingehend, der Sage mit folgenden
wenigen Worten: in totnm abstulit (rerum
natura) terras, primum omnium ubi Atlanticum mare
est, si Platoni credimus, immenso spatio. Wir enthalten
uns jedes Verweilens bey den Aeufserungen noch neuerer
Schriftsteller, wie Aelian's, Plutarch's u. s. w.
über die A t l a n t i s , da das Schweigen der Aelteren
davon den Nachrichten der Neueren fast allen Werth
benimmt.
Dieser Mangel an gewichtiger Unterstützung für
Platons einzigen einer schönen Dichtung gleichenden
Bericht hätte bestätigen mögen: dafs er entweder wirklich
nichts mehr als eine solche sey, oder dafs ihm irgend
ein tieferer Grund unterliege, welchen man anderswo
zu suchen habe, als in der Naturerscheinung,
deren Schauplatz man in das At l a n t i s ch e Meer zu
setzen versucht hat, in welchem man doch nicht einmal
hinlängliche physische Spuren von dem unterge-
1) L. 2. T. 1. p. 272. <1) H. N. L. 2. e. 90.