Theile desselben mit leidlicher Genauigkeit; von den
nördlichen und östlichen aber berichtet er nur fabelhafte
Dinge, die von lächerlichen Verwechselungen
mit anderen Gegenden der Erde, besonders dem
Schwarzen Meere voll sind (1).
Sagen bestehen von einer ehemaligen Verbindung
des Baltischen Meeres mit dem Teutschen in dem südlichen
Theile der Cimbrischen Halbinsel (Schle swi g ) ,
und von einer Fluth, welche den Dänischen Inseln
ihre jetzige Gestalt gegeben haben soll. Die letztere
hängt vielleicht mit der Sage von der sogenannten Cimbrischen
Fluth zusammen (deren wir im vierten Hauptstücke
gedenken werden), aber sie ermangelt aller historischen
Beweise (2). Dafs eine Flufsverbindung zwischen
der Ost- und Nor ds e e schon in älteren Zeiten
statt gefunden hat, ist bekannt und ausgemacht. Sie
ging aus letzterer durch die Ey d e r in den See
Fl emh ud , aus diesem m den kleinen Flufs Lewen-
zau, und mit ihm in den Meerbusen von Kiel (3).
Zu welcher Zeit und aus welchen Ursachen diese Verbindung
aufgehört hat, ist nicht bekannt; aber im
Jahre 1660 bestand sie nicht mehr, denn damals wurde
schon die Herstellung derselben durch den Ho l s t e i n
i s chen Canal entworfen, welche erst in den Jahren
von 1777 bis 1784 ausgeführt worden ist (4).
Dafs aber eine Verbindung des Baltischen Meeres
mit dem Schwarzen Meere statt gefunden habe, davon
1) Cap. 217.' — 228. UebeT die sonderbare Quelle eines der
Irrtlnhner Adams s. JL, v. Hucli Pieise durch N o r w e g e n
und L a p p la n d . Thl. 2. S. 16.
2) Catteau-Calleville Tableau de Ja Mer Baltique T. j. p. 27.
uud 45.
"T ' 3) ebendas. T. 2. S. 3 — 5.
4~) A. Niemantis Handbuch etc. B. 1. S. 52.
weis weder Geschichte noch Tradition Etwas; nur
als geologische Thatsache mag diese Verbindung ge-
muthmaafst werden , wegen der geringen Höhe der
■ Wasserscheide zwischen den Quellen der Wolga und
den dem Weifsen Meere zufallenden Flüssen. Eben so
wenig weis die Geschichte von einem Zusammenhänge
mit dem Weifsen Meere durch Finnland und
Rufsland. Bujfon's (1) Behauptung, dafs die letztere
noch jetzt durch den See Oneg a und den Flufs
gleiches Nahmens statt finde, ist irrig; denn der dem
Weifsen Meere zufallende On e g a -S t r om hat durchaus
keine Verbindung mit dem On e g a -S e e (2).
Das Baltische Meer nimmt eine so grofse Menge
Flüsse in sich auf, unter denen einige grofse Ströme
sind, welche 60, ß0* ja 100 Meilen und noch mehr
von ihrer Quelle bis zur Mündung durchlaufen —■
wie die O d e r , die We i c h s e l , die Düna , die
Newa , die grofsen Ströme F in l a n d s , We s tbo t h -
niens und S c hwe d e n s , welche sämmtlich von hohen
Gebirgen herabkommen — dafs es dadurch reichlich
mit Wasser versorgt wird, und den Ueberflufs
desselben in immerwährender Strömung dem Cattegat
und Teutschen Meere zusendet. Aber dadurch wird
auch eine grofse Menge von Erde, Sand und Steinen
auf seinem Boden, und an seinem Rande abgesetzt,
und durch das Wasser mehr Zuwachs an Land gebracht,
als es zerstört. Wenigstens ist diefs an seinen nördlichen
Ufern durchaus der Fall. Auf den südlichen dagegen
findet allerdings an einigen Örtert Zerstörung
statt.
1) Theorie de la Terre, Preuves Art. ir. T. 1. S. 377. der
franz. Quartausg. Thl. 2. S. 102. der teutsch. Uebers.
2) Ca.ttea.u~ Callev. a. a. O. i.,S. 103— 4.