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An den Nordküsten des Finnischen Meerbusens und
an den Küsten rings um den Bothnischen nimmt man
mehr einen Zuwachs als eine Abnahme des Landes wahr»
wovon wir unten handeln werden. Doch sollen
sich hie und da , besonders aber an den Küsten
von Ys t adt bis Lands c r ona Merkmale und'Nachrichten
vom Eingreifen des Meeres finden (1). Bergmann
(2) behauptet auch, dafs die Insel L iu s ö ehedem
mit dem festen Lande, und die Inseln En g s ö
und K u r ö , Aspö und T e s t e r ö , E n g s h o lm und
M o rk ö (bey S ö der teige) sonst je zwey und zwey
wie sie hier nach einander genannt sind, zusammen
gehangen haben, und durch das Meer auseinander gerissen
worden seyn sollen.
Küsten des nordischen Océans
und von Asia.
Der nordische Océan um Scandinavien bis zum
We i f s en Me e r e und von da an bis an das östliche
Ende von Asi a bietet fast keine Thatsaçhen dar, die
von Veränderung der Gestalt der dortigen Länder zeugen;
da diese Gegenden für uns fast keine Geschichte
haben, und uns erst seit wenigen Iahrhunderten, ja
zum grofsen Theile nicht einmal genau bekannt sind.
Einzelne Fälle solcher Veränderungen mögen hie und
da Beobachter gefunden haben, wie z. B. der Einsturz
des felsigen Vorgebirges Ramme r s f i e ld im Kirchspiel
Oe r sk ong auf Sundmö r an der Norwegischen
Küste, welches am 8- Januar 1731 plötzlich in
die Bucht N o r d a l .hinabstürzte, dessen Einsturz man
1) Lagerbring Hist, de SuèdeT. 1. — Catteau-Calleville’T. 1.
p. 179.
2) Phys. Beschreib, der Erdkugel Thl. 2. S. 5. Cap. 2. $. 150.
N O R D -OCEAN U. ASIA. 7 5
aber auf dem Meeresboden kaum bemerkte, weil dort
die Tiefe 900 Faden seyn soll (1).
Die We s tmann a - In s e ln an der Südseite von
I s l a n d sollen ehedem mit dieser Insel verbunden
gewesen seyn. So sagt ein Reisender, der dieselbe
in den letzten Jahren besucht hat : Menge (2 ). Er
giebt aber nicht an, ob seine Aeufserung auf Tradition
beruht; sondern er scheint sie nur, auf eine
von der Hauptinsel nach dieser kleinen 'fortlaufende
submarine 1 Klippenreihe zu gründen. Er setzt hinz
u : dafs, ihm gegebenen Nachrichten zufolge, der auf
He ima -Ey — einer der We s tman n a In s e ln —•
befindliche Vulcan wahrscheinlich durch einen unterirdischen
Verbindungs-Canal mit dem Ey a f i a l l a Jö-
kul l , während eines Ausbruchs dieses letztem, gebildet
worden sey.
Mit den Ostküsten von Asi a am grofsen Ocean
sind wir auch nicht in dem Grade bekannt, dafs wir
weit in die Geschichte ihrer Gestaltung zurückgehen
könnten. Schwerlich würden auch dort die ältesten
Traditionen hinreichen um Licht über Revolutionen
zu geben, auf welche die eigentümliche Gestalt
der Ostküste dieses grofsen Erdtheils hindeutet.
Höchst »merkwürdig ist in der That die durchaus
gleichförmige Gestaltung dieser ganzen Ungeheuern
Küste vom höchsten Norden an bis zu den südlichsten
Spitzen. Wir sehen dort das Land in fünf halbcir-
kelförmigen oder doch convexen Ausschnitten» sich
unter einander mehr oder weniger ähnlich, gebildet.
1) Pontoppidan, liatürl. Gesell, v. Norwegen. Thl. I. S. m .
Buff on, welcher diesen citirt, nennt das Vorgebirge irrig
H am m e r s f ie ld , s. Epoq. de la uat. im ioten Supplem.
Band der Pariser Duodez Ausg. S. 54.
2) Edinburgh philosophical Journal Vol. 2. p. 156— 57»