hinauf, man findet sie schon bey Herodot; aber so-
wohl dieser als viele andere und weit spätere Geographen
und Geschichtschreiber haben noch gar keine richtige
Kenntnifs von dem Baltischen Meere und den dasselbe
umgebenden Gegenden, stellen eine Menge von
rrthumern darüber auf, und begehen die sonderbarsten
Verwechselungen, die in Ansehung des E r id a -
"US äufserst auffallend sind.
Herodot {1) sagt, er könne nicht glauben, dafs ein
ufs, der sich in das Nordmeer ergiefse, Er idanus
heifse, weil dieser Name gar nicht barbarisch (son-
dem griechisch) laute; dafs ihm Niemand als Augenzeuge
von diesem Meere habe Nachricht geben können;
dafs es aber gewifs sey, dafs der Bernstein aus
dieser Gegend komme. Wie wenig man damals und
ohne Zweifel noch lange Zeit nachher von den Bern-
stemktisten gewufst haben mufs, kann man schon daran
erkennen, dafs Plinius (2) sich einbilden kann,
Herodot habe mit seinem Er id an us , welchen Str*.
° (3) nirgends auf der Erde finden kann, den P o bezeichnet;
wobey die Unkunde des berühmten Griechen
der sdbst eine Zeitkng in T h u r i um gewohnt hatte,’
unbegreiflich erschiene. Neuerlich hat man den Er i - 5
anus des Herodot in dem Flüfschen B.hadaune(4)
5 * \3/ C' 1,5' * ? ?• ^ L- I2, c- 3) 3 5 - T. 2. p. „ o .
V ln e5Ch- de8 Noraens- Forts, d. allgem. Welt-
Just. Bd. 3I. S. 9 In diesem Aufsätze des grofsen Geschieh
t forscher s findet man auf eine sehr wahrscheinliche
Art entwickelt, wie die in den Zeiten der Phönicier vo r.
andene Kunde von der Bernsteinkäste im Baltischen
Meere an späterer Zeit verloren gieng, und von den Rö-
mern die davon vorhandenen Nachrichten in der Folge
auf die Küsten und Inseln der Nordsee übergetragen wur-
den, von welchen sie sich Bernstein verschafften.
aufzufinden geglaubt, welches westlich von Da n z i g
lliefst. .Rennel (i) hält diefs für wahrscheinlich, und
Earther (2) tritt ihm darin bey. Es gehört nicht zu
unserm Zwecke, uns hierüber in weitere Untersuchungen
einzulassen, und wir führen diese Notizen nur an,
um einen Beleg von der Unkunde zu liefern, in welcher
man vor dem Anfänge unserer Zeitrechnung über
die nördlichen Gegenden lebte, und welche selbst Stra-
io (3) ganz unumwunden eingesteht.
Ja sie dauerte auch nach dieser Epoche noch Jahrhunderte
fort. Der älteste Schriftsteller, der einige
Bekanntschaft damit * verräth, ist Eginhart. Dieser
nennt das Baltische Meer Ma r e B a r b a r um (4) und
kennt den Ausflufs der Peene. Fast gleichzeitig mit
ihm (aus der Mitte des neunten Jahrhunderts) sind die
Nachrichten Other's und PP ulfst an's (5), zweyer Nor-
männer, welche dem König Alfred dem Grofsen von
den von ihnen bereisten Meeren um Scandinavien
Nachrichten, und dem Baltischen Meere zuerst den
Nahmen Ostsee gaben. Adam von Bremen (im eilften
Jahrhundert) beschreibt die südlichen und westlichen
1) Rennel Geographie. Syst, o f Herodotus, s. ßredow's Untersuchungen
B. 2. S. 397.
2) Larcher zu der oben angef. Stelle Herodots N. 33.
3) L. 7. T. 2. p.338, 339-
4) So sagt Adam von Bremen. W ir haben jedoch diese Benennung
im Eginhart nicht gefunden. Er sagt vielmehr
nur, dieses Meer s e y ’ ’Sinus qui ab occidentali Oceano
’ ’Orienten» versus porrigitur longitudinis incompertae etc.”
Vita Caroli TVl. Cap. 12.
5) Die Teutsche Uebersetung dieses Berichts aus Alfreds
Angelsächsischer Uebersetzung des Orosius s. in J. R.
Forster's Geschichte der Entdeckungen und Schiffahrten
im Norden. S. 75’ fo lg ’