blieben sey (1), welches sich auch nicht mit dem vereinigen
lassen würde, was weiter unten von dem alten
.Laufe der Yssel angeführt werden wird.
Dafs die Schriftsteller der ersten Zeiten es mit der
genauen und gleichförmigen Benennung der drey
Hauptarme des Bhe i n nicht sehr strenge genommen
haben, zeigt die Art, wie Mela, Plinius und Tacitus
sich darüber ausdrücken. Mela (ß) sagt vom Rhe i n :
Mox diu solidus, et certo alveo Ictpsus, haud procui
a mari huc et illuc dispergitur y sed ad sinistrum amnis
etiam tum et d&nec ejjluat Rhenus, ad dextram prim®
angustus et sui similis, post ripis longe et late receden-
tihus, jam non amnis sed ingens lacus, uhi eampos im-
plevit , Flevo dicitur: ejusdemque nominis insulam am-
plexus, ß t iterum aretior, iterumqueßuvius emittitur.
Er giebt dem Strome also nur 'zwey Mündungen, die
nach welcher er durch den See Fl e v o gelangt, und
die hier sehr deutlich beschrieben ist, und die welche
den Nahmen Rhenus beyhehält, und von dem Besehreiber
ausdrücklich die linke genannt wird. Die
Beschreibung ist so bestimmt und anschaulich, dafs man
gar nicht in Zweifel darüber seyn kann, welche Mündungen
der Autor hat bezeichnen wollen. Dennoch glaubt
Cellarius (3).* Mela habe unter dem von ihm genannten
linken Arm die Waal verstanden; was ganz unwahrscheinlich
ist, indem er ausdrücklich sagt, dieser linke
Arm behalte den Namen Rhenus bis zur Mündung
bey. Es ist freylich ein Fehler von Mela, dafs er der
W aal gar nicht gedenkt, aber dennoch kann er sie
hier nicht gemeynt haben, und es ist allenfalls denkbar,
dafs er ihrer unter den Mündungen des Rhe i n nicht
l) Not. orb. ant. TL, 3. c, 2. 12.
3) N. O. a. n . 3. 5.7.
2) L . HI. c. 2.
erwähnte, weil sie schon bey ihrem Anfänge nicht mehr
den Nahmen dieses ihres Vaters führte, und beym Ausflüsse
auch ihren eigenen wieder verloren, und mit dem
der Maas vertauscht hatte. Wenn dagegen Bruining(i)
annimmt, die Waa l sey zu Melas Zeit gar nicht vorhanden,
sondern ausgetrocknet gewesen, weil Drusus
ihr den Zuflufs aus dem Rhe i n durch einen Damm
(Drusi moles") abgeschnitten habe, um seinen Y s s e l -
Canal mit Wasser zu versehen, so können wir dieses
nur für eine willkürliche mit hinlänglichem Beweise
nicht unterstützte Behauptung halten. Um sie zu befestigen,
mufs JBruining zu weiteren eben nicht mehr
begründeten Voraussetzungen seine Zuflucht nehmen.
Er nimmt nähmlich an, der Damm, welchen der Bataver
Claudius Civilis im Jahre 70 nach Ch. G. zerstörte,
sey eben dieser Damm gewesen, und durch seine Zerstörung
sey die Wa a l in ihrem Laufe wieder herge-
stdlt worden. Ferner, sagt er: müsse von Trajan oder
einem andern Kaiser der Damm wieder hergestellt, und
die Wä a l dadurch von Neuem vernichtet worden seyn,
Weil Ptolemaeus ihrer ebenfalls nicht gedenke. Ueber
den von Civilis zerstörten Damm werden wir nachher
schreiben; jetzt fragen wir: warum gedenkt Plinius
so vollständig des Ausflusses der Waal zu einer Zeit,
in der sie nach Rruining's Meynung vertrocknet gewesen
seyn müfste? Denn bekanntlich starb Plinius im
Jahre 79, also nur einige Jahre nach der Unternehmung
des Civilis. Wollte man auch annehmen, ersterer
habe das, was er von der Waa l sagt, erst in seinen
letzten Lebensjahren geschrieben, was aber nicht
wahrscheinlich ist, weil die Stelle im vierten der sieben
und dreifsig Bücher seiner Historia naturalis vorl)
A. a. O. S. 8. 9• 35- u. 49.