
Ich glaubte den Oberarm und einige Ribben gebrochen zu haben; denn erst
nach mehrern Tagen liessen die Schmerzen etwas nach, und erst nach
6 Wochen war ich ganz davon befreit. An ärztliche Hülfe war natürlich
dort nicht zu denken, und auch in Schiräs mochte ich die Aerzte nicht con-
sultiren. Uns gegenüber waren eine Anzahl Strohhütten, wie ich sie in der
hiähe von Suq esch Schiuch gesehen hatte, mit nomadisirenden Arabern,
welche Büffelheerden hatten. Auch in Dostardschün war eine arabische
Niederlassung, wenigstens sprachen die Leute arabisch, was wir, seitdem
wir den persischen Boden betreten, nicht wieder gehört hatten; sie hatten
auch schöne Rinderheerden.
Wir brachen Mittwoch, den 21. Ju n i, um 2 ]/4 Uhr des Morgens auf,
gelangten nach einer guten Viertelstunde an die reichlich fliessende Quelle,
die aus dem anstossenden Felsen hervorsprudelte, ritteu durch den Bach,
und 2—3 andere ans nahen Quellen entspringende kleine Gewässer, liessen
Dostardschün, welches etwa 30 Häuser hat, links vom Wege liegen, und
wendeten uns dann, da wir bis dahin eine nördliche Richtung:o verfoleo-t hatten,
mehr östlich auf sehr steinigem Boden über mehrere kleinere und grössere
Berge, welche, obgleich felsig, doch dieselbe Flora zeigten, wie der
Kuhi K ri San. Wir sahen hier den Brustbeerbaum, Särur, persisch Kijälak
genannt, den Kolchom, einen Baum mit wohlriechenden und wohlschmeckenden
Früchten, die Turfe, eine Weidenart, vielleicht der Ban, der so oft bei
arabischen Dichtern erwähnt wird, eine Art Linde mit kleinen Blätterchen,
aber denen unserer Linde ganz ähnlichen Schoten, ferner die Winde, Schafgarbe
(?) und viele andere stachelige Gewächse. — Auf einem dieser Berge
kamen wir links vor einer alten gegen Räuber erbauten Burg, Burdsch Seni
Safi, und weiterhin bei einer ändern Burgruine, die man uns Habsün nannte,
vorbei, ritten dann einen steilen Berg hinunter, und durch den Fluss Rud-
ehanei Senijün — durch ein ausgetrocknetes Strombette waren wir vorher
gekommen —-..ferner durch eine hügelige, mit Waizen, unter welchem Kornblumen
standen, bebaute, und mit Süssbolz als Unkraut bewachsene Ebene,
und gelangten nach einem 4 ständigen Ritt zu der grossen Karavanserai
Chüni (d. i. „Haus, Chan“) Senijün, nachdem wir noch ein anderes Flüsschen
passirt hatten. Diese besteht aus 2 Häusern, rechts und links von der
Strasse, von denen das eine, auf der rechten Seite, ein grosses Wirthschafts-
gebäude zu sein schien, wo die Zahl der Kisten und Kolli aller vorüberziehenden
Karawanen aufgeschrieben werden. Wir ritten aber noch 1 Stunde
weiter bergauf und bergab, und liessen unser Zelt auf einer Anhöhe links
von der Strasse aufschlagen. Ich war sehr müde, da ich die vorhergehende
Nacht vor Schmerzen nicht hatte schlafen können; sie hatten an diesem
Tage nur wenig nachgelassen. Am späten Nachmittag, gegen 6 Uhr bra
ehen wir wieder auf. Eine breite, bequeme Strasse führte uns über hügeliges
Terrain in nordöstlicher Richtung; rechts auf der etwa 1 Stunde entfernten
Felsenkette erblickten wir an mehrern Stellen noch Sehnee, links
Lagerstätten von türkischen Nomaden. Nach einigen Stunden kamen wir
etwas absteigend auf steinigem Boden zu einer Quelle bittern, salzigen Wassers,
welche viele Salzablagerungen zeigte. Hier war der Weg wegen der
vielen, tiefen Löcher, der breiten, glatten, schief liegenden Steine und der
Finstemiss sehr gefährlich. Wir überwanden jedoch glücklich auch diese
Schwierigkeit, auf die wir gegen 11 Uhr in der Nacht stiessen. Diese Stelle
sollte noch 3 Farsach (Parasangen) von Schiräs entfernt sein. l/t 1/2 Stunde
später ritten wir durch das Wasser einer reichlich aus dem Felsen strömenden
Quelle süssen Wassers, wobei dichtes Gebüsch von blühendem Oleander,
arabisch Tüfle, stand, dann an einem schmalen Bergabhang entlang, unter
welchem der Bach rauschte, bei einer Stelle vorbei, Dsclienarade genannt,
wo viele Dschenär d. i. „Platanen“ gestanden, 2 Farsach von Schiräs entfernt,
und gelangten zuletzt in eine grosse, laug und breit ausgedehnte Ebene,
an deren Ostseite, nahe dem Fusse einer kahlen Felsenkette Schiräs lag.
Diese Ebene war durch Bäche und Kanäle mit zum Theil hohem Ufer vielfach
durchschnitten, und dadurch der Weg in der finstern Nacht schwierig.
Um 21/2 Uhr Morgens, den 22. Ju n i, also in der ersten Sommernacht, ge-
gelangten wir endlich an das verschlossene Stadtthor, vor welchem wir unsere
Betten hinbreiten liessen, um noch einer kurzen Ruhe zu pflegen. Schon
1 Stunde vor Sonnenaufgang weckte uns ein Kanonenschuss auf, der die
Gläubigen (d. h. die Muhammedaner)— es war noch Ramadhän — zur letzten
Mahlzeit rief; und nach Eröffnung das Thores ritten wir in die durch
ihre herrlichen Früchte, unter denen der Wein eine Hauptrolle spielt, und
durch die Dichter Hafis und Sä:di weltbekannte und gefeierte Stadt, bei
einer Menge von zertrümmerten, grössem und kleinem Gebäuden vorbei —
Ueberreste und Erinnerungen an die vorjährigen Erdbeben, welche mit
wenig Unterbrechungen an 40 Tage gedauert haben sollen. Nach der geringsten
Angabe sind dabei 5—6000, nach einer ändern 12,070, nach einer
dritten an 14,000 Menschen, darunter 330 Juden, umgekommen. Der glaub