
d. i. 9 0 0— 1200 Pfund. Im Sommer wohnen sie in Zelten, da ihre Hütten
zu warm sind; sie halten viele Pferde.
Dienstag, den 29. November, brachen wir gegen Sonnenaufgang von
Qara Baghdsche auf, und ritten erst östlich den steinigen, schwierigen Weg
über den Gipfel des Qaradscha Tagh — es war sehr kalt und hatte stark
gereift einen Weg von etwa 2 Stunden. Oben auf dem Berge war eine
V4 Stunde breite und (/y Stunde lange Ebene von höhern Gipfeln umgeben,
ähnlich einem Krater, Meidan ed Donajir genannt, der Gipfel des Berges
war mit ziemlich vielen Sarur- (Brustbeer-) Bäumen bewachsen, die genannte
Ebene grün. Wir brauchten dann’ungefähr 1 Stunde, um auf der nordöstlichen
Seite des eine einzige zusammenhängende Gebirgskette bildenden
Qaradscha Tagh hinunter zu steigen, welcher dort sich endet, und frühstückten
am Fusse desselben an einem Bache, Moje Diarbékir (Wasser von Diarbékir)
genannt. Nächst diesem kamen noch viele kleine Gewässer von dem
Qaradscha Tagh herab, die sich theils mittelbar, theils unmittelbar in den
Tigris ergiessen. 4 Stunden vor Diarbékir kamen wir bei dem Dorfe Mesri
vorbei, welches links vom Wege liegen blieb, und etwa 1 Stunde vor Diarbékir
passirten wir eine Brücke über den Dschem el Hawäri (Hawäri soll
das „Kriegsgeschrei“ bei den Kurden bedeuten), an deren linker Seite eine
Mühle ist. Vor der Brücke verliessen wir unsere Bagage, welche rechts
direct nach dem Dorfe Seharuchije abging, während wir uns links nach
Diarbékir wendeten. Wir ritten en carrière, so schnell als unsere Pferde
laufen konnten, und gelangten gerade vor Thorschluss, kurz nach Sonnenuntergang
in die Stadt. Wären wir nur wenige Minuten später gekommen,
so hätten wir ausserhalb derselben kampiren [müssen. Zum Glück war der
Weg gut, über eine Hochebene zwischen Feldern und nicht steinig. Von
dem Qaradscha Tagh aus verfolgten wir stets eine nordöstliche Richtung.
Diarbékir liegt auf einem Basaltfelsen, welcher aber nicht höher ist als die
Hochebene, über die wir gekommen waren, und von derselben nur durch
eine Vertiefung, einen Graben, getrennt wird. Die alten, breiten, dicken
und gut erhaltenen Stadtmauern mit vielen Thürmen, so wie die Häuser im
Innern, sind ganz von Basalt erbaut. Wir stiegen bei einem der reichsten
und vornehmsten Christen, Namens Bedusch, einem chaldäischen Christen,
ab, an welchen sich fast alle Europäer, welche dahin kommen, wenden. Wir
hatten kein Empfehlungsschreiben an ihn, baten ihn auch nicht erst um
Erlaubniss, sondern liessen uns ohne Weiteres in seinem Empfangssaale
■ u slich nieder. — Diarbökir wird an der Ostseite von dem Tigris bespült.
I enthält 4 — 5000 türkische (und kurdische?) Familien mit 14 grossen .
Moscheen, gegen 40 protestantische, welche früher Jakobiten oder Armenier
waren, mit 1 amerikanischen Missionar, 00 griechisch-orthodoxe mit 1
Brche,, dem heil. Kosmas geweiht, und 1 Bischof — der damalige hiess
Makarios 7 griechisch-katholische mit 1 Kapelle in einem Hause und 1
Priester, 40 syrisch-katholische (d. i. ehemalige Jakobiten, jetzt Katholiken)
mit 1 kleinen Kirche, die Peter-Paulskirche genannt — früher hatten diese
aLch in Diarbükir einen Maträn (Bischof), jetzt ist Diarbäkir mit Märedin
vereinigt, und der Maträn residirt in letzterer Stadt — 4— 500 syrianische
d. i. jakobitische Familien mit 1 Kirche (oder eigentlich 2 dicht neben einander
liegenden), der Marienkirche und 1 Chorbischof, 160 chaldäische
(Keldäni, d. i. katholisch gewordene Nestorianer) mit 1 Kirche, dem Mar
Pethiun (?) geweiht, und 1 Bischof, damals Petros Adschemi (d. i. aus Persien),
110— 120 armenisch-katholische, welche erst seit 22 Jahren dort
bestanden — ihre vor 15 Jahren gebaute Kirche ist dem Apostel der Armenier
Gregorius Photistes geweiht, mit 1 Maträn, damals Jakob Bachtiärean aus
■jjkngora — und endlich 14-—1800 Familien der altgläubigen Armenier mit
2 Kirchen, deren eine dem St. Sergis (Sergius), die andere dem St. Kirakos
(St. Cyriacus) geweiht ist. Die Marienkirche der Jakobiten ist die älteste
in Diarbäkir, die zweite dem Alter nach ist die armenische des St. Kirakos (?).
E s sind auch 2 Kapuziner als Missionäre in Diarbäkir, welche in einem
Hause eine Kapelle eingerichtet haben. Die chaldäischen Christen sind seit
175 Jahren in dieser Stadt, ihre (ursprünglich nestorianische) Kirche ist im
Jahre 1305 n. Chr. erbaut. Nestorianer finden sich hier nicht mehr. Die
Moschee Kurschunlu Dschami war früher die Kathedralkirche der Armenier,
Jjlem St. Theodoros geweiht, wurde aber im Jahre 1518 n. Chr. in eine Mo-
Jpchee verwandelt. Die chaldäische Kirche hat 5, die armenische, dem St.
Bpyriacus geweihte, 7 Altäre. Diese war früher sehr klein, wurde aber vor
jetwa 175 Jahren bedeutend vergrössert; durch Unvorsichtigkeit brannte sie
:» o r 40 Jahren ganz aus. Endlich giebt es in Diarbäkir noch 60 jüdische
«Familien mit 1 sehr alten Synagoge. Die Stadt hat 4 Thore: 1) Bäb el
ÄJschebel „Bergthor“, zu welchem wir hereinkamen, im Westen; 2) Bäb el
■Dsehedid „das neue Thor‘‘, im Süden; 3) Bäb el Märedin „das Thor von
jBldredin“, im Südosten; 4) Bäb er Rum „das Römerthor“ (wahrscheinlich
® a s Thor, welches nach Erzerüm führt), im Nordosten; auch hat sie 4 öffent