
in Ammära 300 Männer, Goldschmiede, Eisenarbeiter und Schiffbauer, 2 Oberund
2 andere Priester. Noch im Jahre 1853 waren dort nur 100 Männer, ihre
Zahl hatte sich aber von Süq esch Schiuch aus dort so sehr vermehrt. Sie hatten
jedoch daselbst noch kein Bethaus, und ihre Geistlichen versorgten zugleich
die heiligen Handlungen in der Nähe von Huwaise. In und um Qurna, am Zusammenfluss
des Euphrat und Tigris, leben 60 Männer. Früher war dort ein
Bethaus, welch.es aber jetzt eingerissen ist. Von Basra haben sich sämmtliche
Mandäer wegen des verderblichen Klima’s weggezogen, und in Muhammera,
südlich von Basra, sind nur 4 Goldschmiede mit 1 Priester, der jedoch nicht für
immer dort wohnt. Endlich in Süq esch Schiuch lebten bei meiner Ankunft noch
60 Männer mit 1 Priester und 1 Bethaus, dem einzigen, welches überhaupt noch
existirte. Die Bedrückung von Seiten des Scheichs der Montefik bewog aber
auch diese, den Ort zu verlassen, und nach Ammära sich zu wenden, so dass
wenige Tage nach meiner Abreise sämmtliche mandäische Bewohner mit ihrem
Priester wegzogen, und sich gleich denen, welclfc ihnen vorausgegangen waren,
nach Ammära wendeten. Die Zahl sämmtlicher Mandäer beläuft sich demnach
auf etwa 560 Männer, und im Ganzen auf 1500 Seelen. Ich darf jedoch nicht
unbemerkt lassen, dass mein maronitischer Diener, welcher im Jahre 1853 einen
russischen Bischof auf seiner Reise in den Libanon begleitet hatte, von dem
Geistlichen in der Kirche unter den Cedern gehört zu haben versicherte, dass
auf dem Berge oberhalb derselben an deren Nordseite ungefähr 40 Männer wohnen,
deren Glauben man nicht kenne, da sie ihn sehr geheim hielten, die sich
aber Talamidh Jahja „Schüler des Johannes“ nennen. Diese Nachricht stimmt
merkwürdig zusammen mit der des marouitisehen Vikarius Germanus Conti,
welche Norberg in der Vorrede zu dem ersten Theile seiner Ausgabe des Codex
Nasaraeus ausführlich mitgetheilt hat, die aber vielfach bezweifelt worden ist.
Dieser herichtet, dass in einer Ortschaft des Libanon, Namens Merkab, Johannisschüler
existiren, von denen er neben manchem Unwahren auch manches Wahre
anführt; und mein Diener sagte mir auf mein Befragen, wo dieses Merkab liege,
dass diess der Name eines jetzt zerstörten Ortes sei, bei ’Ain Nedde gelegen,
also ebenfalls ganz in der Nähe der Cedern, nur an deren Ostseite, und dass er
dort gehört, es seien in diesem Orte früher Jesidi’s gewesen, oder eine denselben
ähnliche Religionspartei, von denen man weiter nichts wisse, als dass sie während
der ersten 10 Tage des Ramadän alljährlich gefastet haben. Leider habe
ich diess zu spät erfahren, so dass ich nicht mehr im Stande bin, die Wahrheit
oder Unwahrheit dieser Angaben selbst zu untersuchen. As’ad Täbet, der Dragomán
des K. P. Consulat’s in Beirut, behauptete, dass die Angabe des Germanus
Conti sich auf die Nosairi beziehe, welche ebenfalls, wie dieser sagt, 4 Feste
haben, und. Wächter an den Pforten ihrer Tempel ausstellen, um jeden Unge-
weihten davon fern zu halten. Der Cónsul Weber bezog dagegen diese Nachricht
auf die Ismaéli s, welche in Merkab von Alters her eine Festung und ihren
Hauptsitz hatten, und gnostische Ansichten haben sollen. — Jedenfalls aber
möchte ich aus dieser Nachricht nicht den Schluss ziehen, dass die Mandäer
aus dem Westen nach dem Osten gewandert seien; vielmehr versetzt sie die
Lehre und Sprache ihrer heiligen Schriften nach dem Osten; und man könnte
nur, die Wahrheit jener Notizen vorausgesetzt, annehmen, dass sie einst vor den
Verfolgungen ihrer Bedrücker sich in diese unzugänglichen Gebirge geflüchtet,
und dort noch in schwachen Resten erhalten haben.
Als ich den erwähnten Bericht des Germanus Conti dem Priester Jahja
. zeigte, lächelte er, und sagte, diess seien keine Glaubensgenossen von ihm.
Denn 1) wird darin Johannes der Täufer als der Stifter ihrer Religion genannt;
sie behaupten aber, dass dieselbe die ursprüngliche, von Gott selbst in der Person
des flibil Siva dem Adam gegebene sei, welche Johannes der Täufer nur
wieder verkündigt habe, da der wahre Glaube durch die beiden falschen Propheten
des Adunai, des Gottes der Juden, Abraham und Moses von der Erde
verschwunden war. 2) berichtet Conti, dass der Priester bei dem Gottesdienst
ein Kleid und eine Tiara von Kameelfell trage. Diess geschieht aber bei ihnen
weder bei dem Gottesdienst noch sonst, und weder Laien noch Priester tragen
dergleichen. 3) sollen nach Conti geweihter Honig und Heuschrecken dabei
vertheilt werden. Auch diess geschieht nicht, ob sie gleich, wie die Araber,
sonst eine Art Heuschrecken geniessen. 4) sie versammeln sich nicht, wie Conti
sagt, in ihren Tempeln, sondern ausserhalb derselben; nur die Priester gehen
in dieselben hinein mit ihren Gehülfen. Diess geschieht auch nicht nur Ein
Mal in jedem Monat, sondern alle Sonntage, und zwar am Morgen und Nachmittag.
5) Nach Conti soll jeder Gottesdienst mit den Anfangsworten des Evangeliums
Johannes beginnen. Diese aber, so wie das ganze Evangelium sind ihnen
unbekannt. 6) Es findet sich kein Taufbecken in ihren Gotteshäusern, da dieselben
stets an fliessendem Wasser liegen, und darin die Taufe vorgenommen
werden muss. 7) Ebenso falsch ist, was Conti von dem Auzünden der Lampen
und Lichter, die sie gar nicht in dem Tempel haben, und von dem an Johannes
den Täufer gerichteten Gebete, so wie von der Feier des Donnerstags sagt, obgleich
sie diesen Tag als dem Hibil Siva geweiht ansehen. 8) Fei ner werden
alle ihre Gebete in ihrer alten syrischen Sprache reeitirt, und nicht syrisch (oder
galiläisch, wie Conti sagt) und arabisch, obgleich es richtig ist, dass die Meisten
die Sprache ihrer heiligen Bücher nicht kennen. 9) Die Thüren ihres Tempels
werden nicht verschlossen; der noch einzig übrige Tempel von Suq esch Schiuch
hatte gar keine Thüre, sondern nur einen offenen Eingang. 10) Alles, was Conti
von den 4 Johannes dem Täufer geweihten Festen sagt* ist erdichtet. Sie kennen
nicht seinen Geburtstag, nicht den Tag, an welchem er angefangen hat zu
taufen, und nicht seinen Todestag; und endlich wissen sie nichts von dem Drachen
am See Tiberias, welchen Johannes getödtet habe. Sie haben überhaupt
kein Johannes dem Täufer gewidmetes Fest, sondern sagen, dass alle ihre Festtage
von Gott unmittelbar schon dem Adam befohlen seien.
Da dessen ungeachtet in jener Relation von Conti Einiges enthalten ist,
was mit den Mandäern übereinstimmt, nämlich, dass Johannes der Täufer ihr
Prophet ist, dass sie den Sonntag feiern, dass ihre Tempel alles Schmuckes entbehren,
und dass der Priester bei dem Gottesdienst einen Stab in der Hand hält,
so sagte mir Jahja, dass dieses vielleicht eine ausgeartete Secte von ihnen sei,
deren Entstehung er mir durch folgende Legende erklärte:
Etwa 250 Jahre nach Johannes dem Täufer hatten die Mandäer ein geistliches
Oberhaupt, Namens Kekal, der zugleich ihr weltlicher Schirmherr war
Da Anusch Uthra zu seiner Zeit nicht mehr unter den Menschen weilte, so benutzte
diess die Rucha, Mutter des Ur, nahm die Gestalt des Hibil Siva an,
welchen die Frömmsten unter den Oberpriestern kennen, und führte sich so bei
Kekal ein. Sie sagte ihm, sie sei gesendet von Hajje qadmaje (dem ersten Leben,
aus welchem Manda de hajje emanirte), um ihm, da die frühere Lehre veraltet
sei, die neue zu verkünden. Er liess sich durch Rucha täuschen, schrieb
die von ihr dictirten Bücher nieder, und gab sie dann Ändern, um sie als die
von nun an zu befolgenden heiligen Schriften ahzuschreiben und zu verbreiten.
Später erkannte und bekannte er seinen Irrthum, und forderte die trügerischen