
bestimmt waren. Hinter dem Felsen soll noch eine Höhle mit Sculptu-
ren sein. *)
Um 21/2 Uhr Morgens ritten wir Donnerstag, den 21. September, von
Bisutun fort, und behielten die Felsenkette dieses Ortes stets zu unserer
Hechten. Der Weg war meist eben mit wenigen Erhebungen, staubig abwechselnd
und steinig, das Gras an den Seiten verdorrt, nur hie und da
Dornengewächse, namentlich Kameeldorn, stellenweise selbst kein Süssholz;
in der Nähe sahen wir mehrere Dörfer, keines dicht am Wege. In der Nähe
von Kermanschäh mussten wir über eine hochgewölbte, steinerne Brücke,
nach der in Persien üblichen Art mit grossen glatten Pflastersteinen bedeckt,
so dass man bei dem Reiten darüber stets auf den Sturz des Pferdes gefasst
sein muss. Kermanschäh liegt am Fusse des ändern Gebirgszuges, welcher
parallel mit dem von Bisutün laufend das lange Thal auf der Süd- und Südwestseite
begränzt. Die Stadt ist von bedeutender Grösse, hat aber ebenfalls
viele Ruinen. Es wohnen darin gegen 100 jüdische Familien, aber
kein einziger Christ. Nur zufällig war gerade ein Diener der englischen
Gesandtschaft, ein Armenier, anwesend, und ein neapolitanischer Offizier,
Luigi Pesce, welcher als Instrueteur der Infanterie hier fungirte. Je tz t ist
derselbe in Teherän. Es standen in Kermanschäh 5 Bataillone Infanterie,
jedes eigentlich zu 1000, gegenwärtig aber nur zu 800 Mann, keine Caval-
lerie, aber Artillerie mit 15 Kanonen. Der Instrueteur besuchte uns den
folgenden Tag, und zeigte sich sehr liebenswürdig*und dienstfertig gegen
uns. Er hatte früher mehrern Executionen in Teherän mit beigewohnt,
oder vielmehr mit beiwohnen müssen, die man gegen die Babi’s vorgenommen
h a tte , und sprach mit Schaudern und Abscheu davon. Der Eine war
vor eine Kanone gestellt, und so erschossen worden, einen Ändern hatte
man über aufgestellte Bajonette geworfen, einen Dritten mit langen Messern
) Man k a n n m ir m it R e ch t den Vorw u rf m a ch en , dass ich h ie r wie anderwärts
n ic h t g en au e re Nachforschungen in B e tre ff der Uebe rre ste aus dem A lte rth um ange ste llt,
u nd n ic h t einmal die In schriften, die ich gesehen, co p irt oder ab g e k la ts c h t habe. Allein
th e ils w a r ich ab h ä n g ig von meinem Re iseg e fäh rten , der g e rade an solchen Orten keine
Veran la ssu n g zu län g e rem Verweilen h a tte , und dah e r wünschen m u sste , dieselben b a ld
ig st zu v e rlassen, so dass u n se r A u fen th a lt m it a lle in ig e r Ausnahme von Persep o lis n u r
seh r k u rz w a r , th e ils h a tte ich g a r keine Z e it g e h a b t, mich au f diese Reise v o rzu b e re iten
, und w a r der, wie ich le id e r e rs t sp ä te r eingesehen h ab e , falschen Ansicht, dass alle
diese von so vie len Reisenden g esehenen und vielfach besprochenen Inschriften lä n g s t
au f das Genaueste eopirt und b e k a n n t gemacht w o rd en se ien ; auch h a tte ich le id e r v e rgessen
, in B agdäd P a p ie r zum A b k la tsch mitzunehmen.
förmlich zerhackt, einem Vierten hatte man brennende Lichter in die Brust
und den Rücken gesteckt, und ihn zuletzt völlig zerfleischt, indem man ihm
den Bauch von unten aufschlitzte. — Der Offizier übersandte uns, nachdem
er weggegangen war, nach persischer Bitte einen grossen Präsentirteller mit
allerhand Zuckerwerk. Als wir ihm unsern Gegenbesuch machten, trafen
wir bei ihm den Mir pentsch d. i. Divisionsgeneral47), Äbbas Kuli Chan,
welcher gekommen war, uns zu sehen. E r hatte eine Tochter des durch
den russisch-persischen Krieg bekannten Prinzen Abbas Mirza zur Gattin,
und war auf diese Weise ein Oheim des jetzigen Schah. Sein Vater war
Gouverneur von Derbend gewesen, von den Russen getödtet worden (im
Kampf gegen sie geblieben), und seine Familie nach Persien geflohen.
Wir hatten an den Prinz - Gouverneur von Kermanschäh ein Empfehlungsschreiben
mit, welches wir ihm durch den Sohn des englischen Agenten
Hasan Agha — der Vater war auf einer Pilgerreise begriffen— zusendeten.
Der Prinz Imäm Kuli Mirza, mit dem Beinamen Emäd ed daula,
Bruder des Prinz - Gouverneurs von Schiräs, Muajjed ed daula, ist ein Sohn
des Muhammed ’Aly Mirza Dauletschah, und Enkel von Feth ’Aly Schah.
E r hatte durch S. Luigi Pesce gehört, dass ich Antiquitäten in Persien ge-
• kauft, und wünschte, diese zu sehen. Ich nahm von den Münzen und
sresclmitteneu Steinen nur einige Proben mit, so wie das o ° grosse Porträt von
Muhammed Schah, dem Vorgänger des jetzigen- Königs, welches ich in
Ispahän gekauft hatte. E r rühmte die grosse Aehnlichkeit des Porträts,
und zeigte mir dann seine kleine und wenig werthvolle Sammlung alter
Münzen, indem er. mich zugleich mehrmals äufforderte, was mir davon gefalle,
zu nehmen. Um nicht unbescheiden zu erscheinen, nahm ich nur eine
Silbermünze von Timur. Darauf zeigte er mir unter den Siegeln, die er bei
sich trug, ein silbernes Petschaft mit einem Stein, worauf 3 Figuren und
eine Pehlewi-Inschrift war, also aus derZeit der Sasaniden. Da er bemerkte,
dass es mir sehr gefiel, so machte er es ab, und gab es mir zum Geschenk.
Seine Kleidung bestand in weiten rothen Beinkleidern, einem dunkelblau
sammtenen Rock darüber, einem Gürtel mit grossem Knopf, besetzt mit
Türkisen, Rubinen und Brillanten; über dem Rock hatte er noch einen
Ueberwurf von einem Shawlzeug, welches man Hasan Ghuli Khan nennt,
und auf dem Kopfe trug er die hohe, schwarze persische Pelzmütze, Kulah
genannt. E r sass nach orientalischer Weise auf dem mit kostbaren Teppichen
belegten Boden, hinter ihm lag ein roth-sammtenes Kissen. E r liess
P k t e r m a n n , Heise im Orient. II. 17