
es sehen, und als Gäste bei ihnen einkehren. 3 Tage beherbergen und verpflegen
sie einen Jeden, ohne ihn zu fragen. — Wenn ein Gefangener bei
ihnen einsrebracht wird, und er isst ein Stück Brod von einem Ändern, so O '
muss dieser ihn frei machen.
Die Schiiten zeigen in Sämerä (Sermenrä) einen Serdäb (Keller), in
welchem sich Mebdy, ihr letzter Imam vor dem Chalifen verbarg. Sie
glauben, dass er jetzt noch lebe, und Manchem erscheine, am Ende der Tage
aber als ein Perser von Mecca wieder kommen, sich mit Je su , der von dem
einen Minaret der Umaijaden-Moschee in Damaseus herabsteigen wird, vereinigen,
alle Ungläubigen besiegen, und 40 Jah re auf Erden regieren werde.
’Aly ibn Husein hinterliess 15 Kinder, 8 Söhne und 7 Töchter. Sein
ältester Sohn, Muhammed el Bäkir wird als 5ter Imam von den Schiiten
verehrt. Ein Theil von -diesen folgt aber einem ändern Sohne dieses ’Aly,
dem Seid ibn ’Aly, daher sie Seidije genannt werden. Sie gehören also
eigentlich zu den Schiiten, halten sich aber mehr zu den Sunniten.
Die Schiiten haben gleich den Sunniten 5 Grundlehren und Gebote
bei den Sunniten sind es folgende: das Fasten, der heilige Krieg (d.i. gegen
die Ungläubigen), die Pilgerreise (nach Mecca), Almosen und Gebet. Bei den
Schiiten: das Bekenntniss der Einheit Gottes, die Rückkehr zu Gott, die
Gerechtigkeit, der Glaube an das Imämät, und der an die Würde des
Propheten. Ein Perser sagte, er habe alle diese 5 an seiner Pfeife: die Einheit
in der Einheit des Rohres, die Prophetie oder nach der ursprünglichen
Bedeutung des Stammwortes „die Erhebung“ in der Erhebung des Rauches,
das Imämät in der Tmäme, d.i. der Pfeifenspitze, welche in Bagdäd so genannt,
aber mit Ain, nicht mit Elif geschrieben wird, die Gerechtigkeit,
Geradheit in dem graden Pfeifenrohr, und die Rückkehr darin, dass man
die Pfeife stets wieder stopft, nachdem man sie ausgeleert hat.
Oefter schon habe ich Gelegenheit gehabt, von dem Aberglauben der
Araber zu sprechen, welchen Christen und Juden grossentheils mit den
Muhammedanern theilen. Hier mögen noch einige Beispiele zugefügt werden,
die ich in Bagdäd erfuhr.
' Von dem „Blutstein“ wird behauptet, dass er, wenn man ihn nur scharf
ansehe, oder auf die Stirne drücke, das Blut sogleich stille. (Siehe oben
S. 132. u. f.) E r soll aus der Gegend von Cufa kommen, und als Kennzeichen
giebt man an, dass er durch die Feile nicht angegriffen werde.
Ein anderer schwarzer Stein, Selwa genannt, soll, wenn man ihn in das
Wasser legt, roth werden, und dieses roth färben. Giebt man diess Wasser
Einem zu trinken, so zehrt er allmälig ab, und stirbt. Dieser Stein ist besonders
beliebt bei den Frauen, wahrscheinlich, wenn sie sieh einer Nebenbuhlerin
oder ihres Mannes entledigen wollen.
Ein grauer Stein, Sultäni, wird von den Frauen auf der Brust getragen,
um die Liebe ihres Mannes zu gewinnen, und sich zur Beherrscherin desselben
zu machen.
Ein weisser Stein, Mogh el hammär (d. i. Eselsgehirn); wird geschabt,
und dem Feinde in Speisen oder Getränke gegeben, um ihn wahnsinnig zu
machen. Ein bräunlicher Stein, Semämi, gilt für einen Talisman, wenn man
3 zusammen als Armband trägt.
Wenn ein Muhammedaner von einer Schlange gebissen, oder von einem
Skorpion gestochen ist, so sagt er: „Im Namen Gottes, des Gnädigen, Barmherzigen,
(Gruss) Heil über Noah in Ewigkeit“, und spuckt dreimal auf die
Wunde. Sie sagen nämlich: Als Noah die Arche gebaut hatte, und Thiere
von allen Gattungen darin aufnahm, kamen auch die Schlange und der
Skorpion, und baten um ein Asyl darin. E r gestattete es ihnen erst dann,
als sie ihm versprochen hatten, dass ihre Verwundungen den Menschen unschädlich
sein würden, sobald sie seiner dabei gedächten. *)
*) E s is t b e k a n n t, dass es in dem O rie n t, und b e so n d e rs in Indien u n d Aegypten
S chlangenbändiger g ie b t, w elche diese T h ie ré durch Musik aus ihren Schlupfwinkeln
he rv o rh o len , u n d sie g re ifen , ohne von ihnen v erwundet zu w e rd e n , u n d die Orientalen
sin d .der Meinung, dass e i n e Schlange wenigstens in jed em H ause zu finden sei. Ic h se lb st
bin nie Zeuge ein e r solchen Schlangenbesehwörung gewesen; ab e r mein W irth in Cairo,
de r Be sitz e r des Hôtel du Nil, ein Fran zo se aus M a rse ille , sag te m ir, dass er einst einen
solchen Mann h ab e kommen lassen. D ie se r sag te ihm sogle ich, in seinem H ause seien
3 Schlangen. E r ging m it ihm durch m eh re re Zimmer, und fand deren 2, die e r wegnahm,
u n d zu sich ste ck te . Nach langem Durchsuchen fand e r endlich auch in einem Gemach
u n te r dem Da ch e die d r itte , die er au f gleiche Weise durch Pfeifen und Singen h e rv o rlockte
und mitnahm. Wahrscheinlich war das Ganze eine b losse G au k e le i, indem der
vermeintliche Schlangenbeschwörer je n e schon ab g e rich te ten Schlangen mitgehracht,
und u n b em e rk t h a tte entschlüpfen lassen. ■— In Betreff d e r Skorpionen e rz äh lte mir der
schon öfter genannte Dr. Duthieul, dass e r einmal auf einem Ba sä r in B agdäd einen Neger
gesehen h a b e , der einen Sko rp io n au f se inem Arme h a tte , u n d . von ihm sich mehrmals
ste ch en lie s s , ohne dass die Wunden ihm schadeten. Man fo rd e rte ih n auf, denselben zu
tö d te n , doch w a r er n ich t dazu zu b ew eg en ; u n d , als er v o n einem Ändern g e tö d te t
(z e rtreten) w u rd e , wendete e r sein Gesicht a b , um es n ic h t zu sehen. H a tte .dieser
v ie lle ich t die Spitze des S tachels ab g e sch n itten , und das Gift h e rau sg e d rü ck t? D e r Molla
Säleh, ein sonst glaubwürdiger Mann , v e rsich e rte m ir, dass er zweimal in seinem Leben
fliegende Skorpione gesehen, getö d te t, u n d sie auch Ändern g ezeigt habe.