
Weges den kleinen Ort Sawi. Qäsrabad hat circa 150, Schehraban gegen
100 Häuser. 1 1/2 Stunde von Schehraban liegt Deli ’Abbäs, Stunde von
da westlich Eski Bagdad, ein verwüsteter Ort, wo viele Antiken gefunden
werden sollen. Harüni, ein Ort am diesseitigen Fusse des Höhenzuges,
11/a Stunde von Schehraban, ist jetzt verwüstet, weil das Wasser durch das
Hineinfallen eines Felsstückes verschüttet ist.
Mittwoch, den 11. October, brachen wir gegen 3 Uhr Morgens unter
Eskorte von 3 Reitern auf, ritten abermals in stets südlicher Richtung, und
gelangten gegen 10 Uhr Morgens nach Baküba, wo wir bis zum Nachmittag
in einem Chan blieben. Dann ritten wir durch die breite und tiefe Tijala,
wo wir am Ufer einen kleinen Haifisch sahen, und blieben in dem jenseitigen
Chan bis gegen 11 Uhr Nachts. Wir behielten die 3 Reiter auch noch auf
dieser Tour, da der Weg sehr unsicher sein sollte, und hielten uns stets zusammen.
In der Mitte des Weges kamen wir bei dem Chan Beni Saad vorbei,
bei welchem mehrere Häuser liegen. Bei Sonnenaufgang sah ich einen
der uns begleitenden Muhammedaner die gesetzliche Abwaschung in Ermangelung
des Wassers mit Sand verrichten. Als wir Bagdad von Weitem erblickten,
ritten wir, Mr. Brühl, ich, Mahmud, sein Diener, und 1 Mann von
unserer Eskorte voraus, und fast in fortwährendem Trabe nach der Stadt,
die wir Donnerstag, den 12. October, gegen 8 Uhr Morgens, glücklich
erreichten.
Achtzehntes Kapitel.
Aufenthalt in Bagdad.
Wir waren nun ziemlich 5 Monate lang ohne alle Nachricht aus Europa
und von den Unserigen geblieben, da wir, aus Besorgniss, sie möchten
unterwegs verloren gehen, uns keine Briefe nachschicken liessen; und es
war daher unsere erste Sorge, diese von der Post holen zu lassen. Ich fand
2-erade 50 Briefe vor, welche während dieser Zeit angelangt waren, und
O 7
erfreute mich, da sie sämmtlich befriedigende Nachrichten enthielten, diesen
und den folgenden Tag an der Leetüre derselben. Unter diesen war auch
ein Schreiben des Herrn Ministers Exc. v. Raumer, mit der gnädigen Zusicherung
eines nochmaligen Urlaubs auf 1 Jab r und der wiederholten huldreichen
Unterstützung von Sr. Majestät dem Könige. Anfangs wusste ich
nicht recht, was ich thun sollte; */4 J ah r dieses Urlaubs war schon vorüber,
ich hatte also noch 3/4 Jahr. Nach dem theuern Indien zu reisen, reichten
meine Gelder trotz der neuen Unterstützung nicht aus. Ich hätte abermals
nach Damascus gehen, und mit Dr. Wetzstein, wie er mir versprochen, eine
Reise nach dem Ledscha und der Umgegend unternehmen können; aber ich
wäre erst in der Regenzeit dort angekommen, in welcher eine solche Tour
mit vielen. Schwierigkeiten verknüpft ist; auch wusste ich überhaupt nicht,
wie die Angelegenheiten mit den Drusen damals standen. Zudem stand mir
damals nur der beschwerliche Weg mitten durch die Wüste offen, den man
ohne Anschluss an eine grosse Karawane, welche gerade nicht dahin ging,
nicht wohl, und nicht ohne bedeutende Kosten unternehmen kann. Am
Liebsten hätte ich mich nach dem Norden gewendet, und versucht, durch
Kurdistan nach Armenien vorzudringen, wohin mein Verlangen mich schon
seit langen Jahren trieb. Allein eine solche Reise war unter den damaligen
Umständen durchaus unausführbar. Denn gerade in jenen Gegenden standen
sich die feindlichen Heere einander gegenüber, und bald erfuhren wir, dass