
Ritt erreichten wir eine den vorigen ähnliche Karavanserai, daneben stand
ein Tschapparehäne (Posthaus), und diesem gegenüber ein dick und fest
aus Ziegeln gemauerter Thurm; an der Ostseite desselben, wo der hohe,
durch eine abgebrochene Treppe bezeichnete Eingang ist, schliesst eine von
Ziegeln und Eisenschlacken erbaute Mauer einen kleinen Hof mit Ställen
ein. Dicht dabei liessen wir unser Zelt aufschlagen, wo wir die Hitze des
Tages ertrugen. Zufällig war der Sohn des Chäns von Nain in der Karavanserai,
welcher uns eine ziemliche Quantität Eis zum Geschenk schickte,
was uns sehr willkommen war, und am Nachmittag uns einen Besuch machte.
Unmittelbar darauf ritt er fort nach Jesd. Nain liegt 2 — 3 Farsach östlich
von Laghre, unserer nächsten Station. — Dieser Ort heisst No gumbeh (der
neue Wasserbehälter).
Mittwoch, den 9. August, ritten wir l s/4 Stunde nach Sonnenuntergang
von No gumbeh ab. Es hatte sich uns eine Karawane angeschlossen, welche
von Jesd aus raffinirten Zucker*) nachKaschän brachte, und einen Theil des
Weges mit uns machte. Dieser war wieder zu Anfang sehr staubig, dann
wurde er steinig, ging in westlicher Richtung, näherte sich darauf der Felsenkette
links, und zog sich an derselben hin. Nach 4 Stunden kamen wir
nach Bemhis, wo die Gränze des Gebietes von Jesd und des von Ispahän
ist. l/2 Stunde vorher trennte sich der Weg; der eine nordwestlich führte
nach Kaschän. Hinter Bembis war noch ein anderer Weg nach Kaschän
über Bafrün, Mesraschah, Mehemmedije, Nain, Nehsüne, Dsehogend, Ar-
desün, Moghar, Cheldabad und Busabad, welchen die uns begleitende Karawane
nahm. Wir wendeten uns mehr südwestlich, und berührten zwischen
den Gebirgen fortschreitend die Ortschaften Kutunüh, Budäs, Elahbad,
Eschretabad, Hadschabad, Kislän und Sunünabad, und erreichten nach
8 Stunden den Flecken Laghre. Alle die genannten Dörfer haben hübsche
Gärten und viele Maulbeerbäume, und zwar weibliche, die sie, wie in den
Ortschaften vorher, bloss der Bienen wegen anpflanzen; die männlichen
allein sollen die Blätter für die Seidenwürmer geben. Ausser diesen giebt
es hier viele Nuss- und auch Mandelbäume, ferner Weiden, Pappeln, Apfelbäume,
und eine besondere Art Bäume, Sendscheh genannt, deren Früchte
gegessen werden, die röthlichen, weniger guten, nennen sie weibliche, die
*) E s soll in J e sd m ehrere Z uckerraffinerien g e b e n , in denen weisser Zucker aus
g elbem raffmirt wird.
wohlschmeckendem gelben aber männliche; ihre Blätter sind ähnlich denen
der Mandel- und Olivenbäume. Auch hier sahen wir viele Schafe, theil-
weise von besonderer Grösse, und eine Art Angoraziegen, welche beide
ebenfalls aus Schiräs kommen sollen. Die Felsen in der ganzen Umgegend
sind theils ein heller Thonschiefer, theüs ein schwarzes Gestein, welches
Blei (oder Eisen?) in starker Quantität, und zum Theil selbst gediegen enthält.
__ In Laghre werden besonders viel weisse Filzmantel bereitet, man
verlangte für einen solchen 8 Qran = 2 Thlr. 20 Sgr. Wir hatten den
ganzen Tag von Mittag an, wie fast stpts in Persien, einen starken, kalten
Wind. Gegen Abend gingen wir- noch auf die Spitze des hohen Felsen,
an dessen niederm Vorsprung ein runder fest gemauerter Thurm steht.
Hier übersahen wir das am Fusse Hegende kleine Dörfchen, welches nur
8— 10 Häuser enthielt. Oben auf dem Felsen fand ich das sonst auch in
dieser Gegend häufige Kraut mit gelben und weissen Blüthen, und langen,
den Nadeln ähnlichen Blättern, Kräk genannt, und ein anderes, ganz
niedriges, wohlriechendes mit weissen Blüthehen, Namens Huneh.
Donnerstag, den 10. August, machten wir uns gegen 91/g Uhr Abends
wieder auf den Weg, ritten erst g a n z südwestHch, und berührten nach
10 Minuten das kleine Dörfchen Tudeseh oder Tudeschk. 1/2 Stunde lang
ZOo- sich der Weg, immer ansteigend, in dieser Richtung fort, dann neigte
er'sich wieder langsam abwärts. Nach % Stunde- kamen wir an das Dorf
Muschkenün, kurz darauf an ein anderes, Namens Kemalbek, ferner bei
Mesrajesdi, Sadekabad und Erdestun vorbei, und erreichten nach Sstündi-
gem Ritt kurz vor Sonnenaufgang die ziemUch bedeutende Stadt Kupa.
Wir hatten uns Vs Stunde nach unserm Ausritt westiich gewendet, und
waren erst durch ein langes, enges Thal gekommen, welches sich bald sehr
erweiterte. Die Felsenkette rechts bHeb stets in unserer Nähe, Hnks aber,
sücUieb, zog sie sich in weiter Feme, kaum mehr sichtbar hin. Alle die genannten
Ortschaften haben Baumgärten. 2 - 3 Farsach von Küpa in nörd-
lieher Richtung soll eine grosse Stadt Beigün mit 4000 Häusern, und
3__4 Farsach eine andere, Namens Herend, liegen. Küpa ist ganz ummauert,
mit Wachthürmen an den Mauerecken versehen. Es soll an
3000 Häuser enthalten mit 23 Moscheen, und 200 Baumwollenreiniger,
aber 1000 Weber darin wohnen. Wir sahen hier die trockenen Hülsen der
Baumwolle, was auch in Syrien zuweilen geschieht, den Kühen als Futter
vorwerfen. Vor der Stadt ist eine grosse, neue, schön und soUd gebaute