
g T urkmanen. Ain beidhä.
standen, und gelangten darauf in eine der Beqäa ähnliche, viele Stunden
lange und breite Ebene, welche nördlich von dem Gjaur Tagh, d. i. „Gebirge
der Ungläubigen“, berüchtigt durch seine unbändigen Bewohner, begränzt
wird. Am Fusse dieses von Norden nach Süden laufenden und die Ebene
im Westen begränzenden Gebirges sahen wir links von der Strasse eine
Ruine, Tachm genannt. Vor uns lag der Dschebel Akräd
„Kurdenberg oder Kurdengebirge“ ; in der Ebene waren viele Zelte von
Turkmanen zerstreut. Bei dem einen ihrer Lager kamen wir dicht vorbei,
es bestand aus schwarzen Zelten und Strohhütten; Einer von ihnen kam uns
mit einer Pauke entgegen, um ein Bakschisch zu erhalten. Wir mussten dann
2 Mal durch den y o I jä , Qara Su, „Schwarzwasser“ , welcher, von dem
Dschebel Akräd kommend, sich ebenfalls in den See von Baghras ergiesst,
und kamen über 2 schöne lange Brücken über den Fluss Murad,
Nahr Muräd, und steinerne Wälle oder Dämme von Muräd Pascha angelegt.
Gegen 4 Uhr Nachmittags gelangten wir endlich an das aus schwarzen Zelten,
Kabanen von Binsen und Lehmhütten zusammengesetzte turkmanische
Dorf LA-o „Ain beidhä, die weisse Quelle“ genannt, von einer daneben
aus einem Kreidefelsen entspringenden Quelle, wo wir unser Zelt
aufschlugen. Ein einziges steinernes Haus ist oberhalb desselben auf einer
Anhöhe, ein früherer Chan, aber verfallen, der eben wieder ausgebessert
werden sollte. *) Die übrigen Hütten waren zu elend, und sollten noch dazu
von diebischem Gesindel bewohnt sein.
Als wir Freitag den 11. November vor Tagesanbruch aufbrachen, war
der Himmel ganz um wölkt, der Wind wehte aus Nordost, und Morgenröthe
verkündete Regen. Wir ritten durch die weite Ebene ostwärts, wendeten
uns dann nach Südost, und kamen nach etwa 2 Stunden an eine warme
Schwefelquelle p l+ a ., Hamäm „Bad“ genannt, wo Ibrahim Pascha ein steinernes
Haus erbaut, und ein Bassin darunter angelegt hatte.**) Wir pas-
sirten mehrere verlassene und verfallene Dörfer und Lager von arabischen
Beduinen, und ritten dann durch den von Ost nach West fliessenden Nahr
*) Ib ra h im P a sc h a h a tte ihn e rb au t, die T u rkm an en des Orts a b e r wieder zerstört.
**) Ich b ild e m ir ein, dass dieses Bad g e rad e seh r h e ilsam gegen clie b outons von
H äleb sein müsse, so dass die göttlich e Vorsehung an dem O rte d e r K ra n k h e it zugleich
ein H e ilm itte l dafü r angewiesen habe. In d e r T h a t sollen auch o ft H a leb en se r hierher
kommen, sich zu baden, finden a b e r a u s se r dem ü b e rb au ten und, wie Alles, schon in
Verfall g e ra th en d en B a ssin in d e r ganzen Umgegend k e in Obdach.
Turmanin. Ruinen. Ila leb . 7
[Fluss) Aferin, an dessen Ufer wir unter Oleandersträuchen frühstückten.
Es war 9|Uhr Morgens, und fing an zu regnen. Der Regen wurde immer
Stärker, uid hielt bis gegen Mittag des folgenden Tages an. Wir wendeten
ans mehrgegen Osten, ritten zwischen Bergen hin, und hatten zuletzt noch
lin e n niclt sehr hohen, aber äusserst beschwerlichen und gefährlichen Berg
über grosie, nicht zusammenhängende Felsstücke zu passiren, wo mein Pferd
jnehrmalsstürzte. Dann ritten wir in der Ebene fort, bei dem Dorfe Hesri
vorbei, wj, wie in dem daneben liegenden Dorfe Fana, viele alte Ruinen zu
sehen wa^en, und erreichten endlich, da die genannten Dörfer kein Unterkommen
larboten, um Xf/j Uhr Nachmittags, bis auf die Haut durchnässt,
das Dorf furmanin. Hier blieben wir in einem Chan neben unseren Pferden
und Maultieren, wärmten uns, und trockneten unsere Kleider und Wäsche,
ßb gut es ich thun liess, am hellen Feuer von Reissholz.*)
Den nlgenden Morgen, Sonnabend den 12. November, waren wir, da
®s noch fore regnete, lange unschlüssig, ob wir noch bleiben, oder aufbrechen
sollten. Mir entschlossen uns endlich mit Rücksicht auf unser elendes Ob-
flach, und n der Hoffnung, dass der Regen, welcher nur noch als dichter
¿Nebelregenherabfiel, bald nachlassen werde, zu dem letztem, und machten
I n s gegen 3 Uhr auf den Weg. Dieser blieb fast bis zu Ende steinig, und
war stellenweise ebenso schwer zu passiren als der des vorigen Tages, daher
inein Pferd auch mehr als 10 Mal stürzte, jedoch ohne mich abzuwerfen.
jjfVV ir kamen abermals bei einem verfallenen Dorfe, und um 9 Uhr bei aus-
igedehnten Riinen mit einem Kastell vorbei. Die Stadt, welche an dieser
äfctelle gestauten, wurde von dem Mucker el Hudi genannt. Derselbe erzählte
mir dalei, dass einige Stunden weiter nordwestlich an einer Festungs-
pruine, Qal’ai smän genannt, Säulen und Figuren von fränkischen Personen
■ausgehauen, md ausserdem in der Umgegend noch mehrere Ruinen zu fin-
■den seien. Ai derselben nordöstlichen Seite, und etwa 1 Stunde von der
■Strasse ab, palen wir bald darauf die Ortschaft Kafardeiu, und gelangten
■7 Stunden lach unserm Ausritt, gegen 1 Uhr Nachmittags, nach Häleb, wo
■wir in dem französischen Consulat abstiegen, und bei dem Agent consulaire,
■Mr. Geoffrcj —- der Consul Mr. Lesseps war seit langer Zeit abwesend —
*) W ir irb ran n ten an diesem Nachmittag für 10 P ia s te r, d. i . 20 Sgr. Holz, wobei
B n o c h d e r Uekl.stand war, dass d e r Rauch in dem ste in e rn en Gewölbe k e in en Ausweg
H fa n d , sich fe^setzte, und u n se re Augen se h r sc hm e rz te . — D e r ganze D is tr ic t von Tur-
■ nanin bis Hieb, den w ir noch z u d u rchw an d e rn h a tte n , h e is st Beled el Halaka.