
beschwerlich, und ging in nordwestlicher Eichtung. Nach etwa 1 Stunde
sahen wir rechts etwas entfernt das nicht bewohnte Dorf Seläka, 2 1/2 Stunde
weiter links am Bergabhange die Euinen von Qasr Serdschekan, von welchem
die Eingmauern noch erhalten sind, und in der Mitte eine hohe Mauer.
Etwa 1 */a Stunde später, nachdem wir den Weg nach Maredin verlassen,
und uns mehr rechts, nördlich,' gewendet hatten, sahen wir links das Dorf
Musi guri, und als wir in die Ebene hinab kamen, südlich an einen Hügel
gelehnt, das Dorf Gül Harrin. Auf den hintern Bergen zeigten sich grosse
Strecken mit kleinen Eichbäumen besetzt. Jenseits der fruchtbaren Ebene,
wo, wie auf den Bergen, Kurden ihre Einder, Schafe Und Ziegen weideten,
gelangten wir an das steinige Gebirge, in welchem wir einen langen, höchst
beschwerlichen Eitt einen Eelsenabhang hinauf zu machen hatten, bis wir
endlich bei einer reichlich fliessenden Quelle frischen Wassers vorbei das
malerisch zwischen den Felsen liegende Kloster Dör Sa’ferän nach etwa
6stündigem E itt erreichten.
Ich ging sogleich zu dem Patriarchen Mar Ignatius, der mit seinem
Taufnamen Jacob heisst, und der zweite Patriarch ist, welcher diesen Taufnamen
hat. Die Jakobiten scheinen darauf besondern Werth zu legen, da
dieser Taufname an ihren Stifter, oder vielmehr bedeutendsten Verbreiter
ihrer Secte, Jacob Baradai erinnert, ob sie gleich den Namen „Jakobiten“
von dem Patriarchen Jacob, oder von dem Bruder des Herrn ableiten. Es
ist ein junger Mann von etwa 40 Jahren, dessen Gesichtszüge Klugheit ver-
rathen. Seine Kleidung bestand in einem rothen Pelz und einem breiten,
turbanähnlichen Barett, welches oben in der Mitte einen Buckel hatte. E r
empfing mich freundlich, liess alle Anwesenden hinaus gehen, und sich dann
das Empfehlungsschreiben von Mr. Eassam aus Mosul leise vorlesen. Aus
diesem vernahm er meine Absicht, und fragte mich, was für Bücher ich zu
sehen wünschte. Ich äusserte zuerst meinen Wunsch, alte Handschriften
der Briefe des Ignatius zu sehen; er bedauerte, dass sich keine dergleichen
in dem Kloster befänden, und ebenso wenig ein Exemplar der philoxeniani-
schen Uebersetzung des neuen Testamentes, während mehrere Codices der
charklensischen Ueberarbeitung derselben vorhanden wären. Endlich erkundigte
ich mich nach dem vermeintlich armenischen Buche mit syrischen
Lettern; auch dessen Dasein läugnete er, und meinte, diess sei wohl eine
Verwechselung mit einer karschunischen (arabisch mit syrischen Lettern
geschriebenen) Chronik. Aus Allem schien mir hervorzugehen, dass er aus
dem den Orientalen eigentümlichen Misstrauen mir die Schätze seiner
Bibliothek verschwieg, und ich bat ihn nur, mir für die Nacht einige Manu-
scripte bringen zu lassen, was auch geschah. Vorher aber musste ich lange
bei ihm bleiben, und allein mit ihm speisen; nur ein Knabe aus Maredin ass
noch mit uns. Das Mahl war sehr «infach, und bestand aus Eiern m F e tt
gekocht, Pilau und saurer Milch - Fleisch darf der Patriarch gleich den
Matranen und Mönchen nicht essen. Dann sagte ich ihm gute Nacht, und
liess mich auf mein Zimmer bringen. Der Maträn, welcher den Auftrag erhalten,
mir einige Bücher zu zeigen, schien diess sehr ungern zu thun. Erbrachte
mir die karschunische, sehr voluminöse Chronik, die von Verschiedenen
und zu verschiedenen Zeiten geschrieben ist. Sie reicht von Adam
bis um das Jah r 1500 n. Chr., und hat den Titel Mekteb semän „Buch der
Zeit“, von ihnen (mehr syrisch) Mekteb sebne genannt. Nächstdem zeigte
er mir die chaxklensische: Uebersetzung in Estrangelo-Schrift (Srangeli),
wobei mir auffiel, dass sie genau der Handschrift, die ich in Damascus gesehen
und abgeschrieben hatte, entsprach, auch dasselbe Datum enthielt, und
eine Handschrift der Evangelien, worin die Feschito (sic!) und die Char-
klensis neben einander mit kurzem Commentar von Bar Sällbi war. Ich
benutzte die überflüssige Zeit, um mich über die Aussprache des Syrischen
bei den Jakobiten zu informiren (vgl. Anm. 30 zu Bd. I. S. 226), und ging
den folgenden Morgen zuerst in die nicht grosse und mit schlechten Freskogemälden
überfüllte Kirche. Vor dem Altar war ein Vorhang, und unmittelbar
an demselben ein anderer. Ich sah hier dasselbe Instrument, was die
Armenier haben, eine Art Sonne von Silber mit Glöckchen umher an langem
Stabe. Ihre Gebete halten sie je nach dem Verständmss des Publikums
in syrischer oder arabischer Sprache. Vor dem zweiten Vorhang, links von
dem Altäre, war der-Sitz für den Patriarchen. Das neue Testament lesen sie
nach der Feschito, aber auch, wenn diese nicht da ist, nach der Charklensis.
Die Kirche und das Kloster sind erbaut von Mar Augen (Eugenius) und Mar
Chananja oder Juchanna. Der Letztere war sehr reich, und nahm bei dem Bau
der Kirche Safran in Ziegenmilch (?) zu dem Kalk (siehe Bd. I. S. 226), um ihn
fester zu machen, daher der Name des Klosters. Wahrscheinlich ist es, nachdem
der Sultan Bibars Antiochien erobert hatte, gebaut worden; man konnte
mir das Datum nicht angeben. Es wurde gleich bei der Erbauung zum Sitz
des Patriarchats bestimmt, daher man von dem von Antiochien einige Steine
dazu verwendete. Von den beiden Erbauern hat das Kloster auch die Namen