
der Steilheit und der grossen Felsstücke, auf und zwischen denen wir reiten
mussten, gefährlich war. Nach etwa 1 Stunde erreichten wir das Dorf He-
dschäwät; es lag rechts vom Wege. Wir wendeten uns darauf mehr nordwärts,
immer auf- und absteigend, theilweise an den steilen, schmalen und
abschüssigen Ufern eines Giessbaches entlang, über welchen hinter einander
3 schöne, steinerne, hoch gewölbte Brücken führten — reichliches Quellwasser
lieferten die Berge zu beiden Seiten ||£f durchritten das Dorf Gefla,
kamen bei dem schön am Berge gelegenen, und wie es schien, mit einer
Festung versehenen Dorfe Tafischa vorbei, Stunde später durch ein anderes
Dorf, dessen Namen man mir nicht anzugeben wusste, und nach abermals
1/2 Stunde gelangten wir in die grosse Stadt Hamadän, Dienstag, den
12. September. Es sollte nur 3 Farsach von Mengävi entfernt sein; wir
hatten diese in 5 Stunden zurückgelegt.
Wir ritten zu dem Armenier Astuadsatür Arrakhelean, welcher uns
sogleich eine Wohnung in seiner Nähe besorgte, und sich uns sehr gefällig
erwies. Schon den 1. Tag brachte er gleich Ändern mir Münzen, geschnittene
Steine und metallene Figuren, und ich hatte Gelegenheit in den wenigen
Tagen meines Aufenthalts über 200 Silber-, gegen 1000 Stück Kupfermünzen
und über 150 geschnittene Steine für das königliche Museum zu
kaufen. Namentlich erwarb ich hier viele kleine Kupfermünzen, erst 20,
dann 50 und zuletzt 150 Stück für 1 Qrän (10 Sgr.); sie waren so billig,
weil das kleine Flüsschen, welches hier ist, deren in grösser Anzahl zu
manchen Zeiten anschwemmen soll, und unter diesen waren viele Arsaciden-
und Sasaniden-Münzen von der seltensten Art. Diese schöne Gelegenheit,
und die Versicherung, dass der Weg zu dem Gendsch näme, welches l 1/2 Farsach,
also 2 —-3 Stunden von der Stadt entfernt ist, höchst beschwerlich sein
soll, verhinderten mich, dieses merkwürdige Denkmal des Alterthums aufzusuchen.
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Hamadän, das Achmeda der Bibel, Ecbatana der Griechen, ist immer
noch eine sehr bedeutende Stadt, deren Häuserzahl, sicher sehr übertrieben,
auf 17,000 angegeben wurde, aber viele sind verlassen und eingefallen, und
diese vielleicht dabei mit in Anschlag gebracht. Die hiesige jüdische Gemeinde
ist eine der zahlreichsten, und soll an 1000 Familien stark sein,
welche aber des Charadsch (der Abgaben) wegen in 300 Häusern eingezwängt
leben. Armenier giebt es hier nur 18 Häuser oder Familien, katholische
Armenier leben hier nicht; nur zufällig war damals gerade Einer von
diesen vonDschulfa hierher gekommen. Die Armenier haben hier 1 Kirche
und 2 Priester; Vs Stunde von der Stadt ist aber ein armenisches Dorf,
Schevenin, in welchem 80 Familien mit 1 Kirche und 2 Priestern leben.
Alle diese Armenier haben sich seit der Zeit von Schah Abbas dem Grossen
hier niedergelassen. H Wir besuchten hier den greisen Molla Elijähu, den
Ober-Rabbiner, bei dem uns viele schöne Münzen und geschnittene.Steine
angeboten wurden; ich konnte jedoch nichts kaufen, da zu hohe Preise dafür
verlangt wurden. E r ging dann mit uns zu den Gräbern von Esther und
Mardochai, welche hier gezeigt werden. Sie sind in einem Gebäude, welches
durch eine Kuppel sich auszeichnet. Auf dieser war ein Storchnest. Ein
niedriger Eingang führt in ein Gewölbe, aus dem man wieder durch eine
ebenso niedrige, und abermals verschlossene Thüre in ein anderes höheres
Gewölbe mit einem Seitengewölbe gelangt. In dem mittlern Gewölbe sind
2 hohe, lange und breite Kasten oder Sarkophage von Holz mit ausgeschnitzten
Zierathen (Arabesken) und hebräischen (eingegrabenen) Inschriften
versehen über den vermeintlichen Gräbern Beider. Um das Grab Mar-
dochai’s steht der Vers aus B. Esther 8, 15., um das Grab der Esther steht
Esth. 9, 29. Auch an der Wand sind hebräische Inschriften und die J a h rzahl
1611, zugleich mit dem Stammbaum von Beiden, welcher nach dem
Targum scheni des Buches Esther bis auf Saul zurückgeführt wird. Ist die
Jahrzahl nach der seleucidischen Aera angegeben, so würde das J a h r 1300
das der Erbauung oder Restauration des Gebäudes sein. Zwei Brüder
Dschemäl ed daula sind als die Erbauer genannt.
Noch muss ich erwähnen, dass während unserer dortigen Anwesenheit
ein junger Elephant zu sehen war, den ich für 500 Qrän (50 Ducaten) kaufen
konnte. So viel verlangte man dafür, wahrscheinlich hätte ich ihn noch für
eine weit geringere Summe bekommen. — Die Muhammedaner von Hamadän
sind durchaus nicht fanatisch, die Basäre sind nicht so schön als in
Ispahän, doch ist Hamadän wegen seiner Lederarbeiten berühmt. Auch ist
die Umgegend sehr gut bewässert, und daher fruchtbar. Wir fanden hier
gute Weintrauben, wohlschmeckende Aepfel (die besten, die ich in dem
Orient gesehen) und grosse, saftreiche Birnen. Das Eis war sehr billig, und
ich sah auf einer Stelle des Hamadän im Westen begränzenden Eiwend
noch Schnee. — Handschriften, arabische; persische oder armenische waren
hier gar nicht zu bekommen.