
des Orts, welcher mir einen Besuch machte, den ich aber nicht erwiderte.*)
Auf Anrathen aller meiner Bekannten hatte ich mir in Bagdäd einen vollständigen
arabischen Anzug anfertigen lassen; allein nach den Erkundigungen,
die ich ünterweges und auch hier einzog, war diess eine unnöthige
Ausgabe gewesen; ich behielt meine fränkische Kleidung bei, und die einzige
Concession, die ich den Bewohnern dieses Orts machte, bestand darin,
dass ich eine schwarze, auf dem Rücken und am Kragen mit seidener
Stickerei versehene Ahaje darüber, und auf dem Kopfe ein Fess trug, da
mein breitkrämpiger, grauer Hut selbst in Bagdäd auffiel, und die Kinder
um mich versammelte.
So angethan machte ich Sonnabend, den 18. Januar, dem Scheich
Mansur meinen Besuch. Der Priester Jahja besorgte einen ziemlich grossen
Kahn, und holte mich gegen 9 Uhr Morgens ab. Es war ein schöner Tag,
die Luft rein, der Himmel unbewölkt, kein Wind regte sich; aber am
Morgen und Abend war es ziemlich kalt, daher ich mich fest in meine
Ahaje hüllte. Jah ja hatte für mich und sich seinen persischen Teppich in
dem Schiffsraum ausgehreitet, und ein Kissen oben hin gelegt, worauf wir
uns lagerten, und ich meine Pfeife schmauchte, die mir der Diener zu
wiederholten Malen gestopft und angezündet zureichte. Denn ohne eine,
von dem Diener nachgetragene Pfeife kann man hier zu Lande, wenn man
einigen Anspruch auf eine gewisse Vornehmheit machen will, nicht ausgehen
; und ein Europäer ist hier genöthigt, um den Leuten zu imponiren,
sich so hoch als möglich ihnen gegenüber zu stellen, da sie das Gegentheil
für Schwäche, Feigheit und Zeichen von niedriger Stellung ansehen. Wir
fahren, rechts und links von einem dichten Palmenwald umgeben, worin
am linken Ufer, also zu unserer Rechten, die Hütten der Johannisjünger,
am rechten Hütten von Muhammedanern, welche die Palmen pflegen, und
kleine Gärten dazwischen haben, an beiden Ufern aber zahlreiche Doläb’s
oder Dschered’s, wie man sie hier nennt, sichtbar waren, langsam stromaufwärts,
indem der Eine der Schiffsleute das Fahrzeug lenkte, der Andere
es aber an einem oben an dem Mastbaume befestigten Seile fortzog., und
am Ufer, das Seil um den Leib gebunden, entlang ging. Nach etwa l 1/.
*) In Betreff d e r H a a rtra ch t muss ich noch bemerken, dass die dortigen männlichen
E inw ohner das H a a r von d e r Stirne bis zum Nacken in d e r Mitte ungefähr h an d b re it
ab ra siren , u n d es n u r an beiden Seiten stehen lassen.
Stunde sahen wir am linken Ufer den Einfluss des Kanals oder Flusses
Nahr Thamarije, welcher von Bagdäd durch die mesopotamische Wüste
hierher kommen, und die gewöhnliche Fahrstrasse zwischen Suq esch
Schiuch und Bagdäd sein soll. Nach 2 Stunden kamen wir an das Ende
der Palmenwälder und den Anfang der Wüste zu beiden Seiten. Am
rechten Ufer standen da einige mit Lehmmauem umgebene Häuser, Wohnungen
des Scheichs und seines Bruders, und nahe dabei war der Kanal
Fadhalije, welcher bis Basra geht, und weiter hinauf 2 andere, die mit
jenem in Verhindnng stehen, und in denselben sich ergiessen sollen, Nama’ije
und Chalafije genannt. Diese auf der rechten, und alle die ändern auf der
linken Seite des Euphrat, sollen neuem Ursprungs sein; alte Kanäle giebt
es gar nicht mehr, nur hei Hille soll noch die Spur von einem alten, aber
ausgetrockneten Kanäle vorhanden sein, Nahr Schehrisäde genannt, nach
der Fürstin, welche in 1001 Nacht eine Hauptrolle spielt. Der Scheich
hatte sein Lager ungefähr 1 Stunde weiter oben am linken Ufer des
Euphrat aufgeschlagen. Gegen 12 Uhr Mittags langten wir dort an. Langsamen
Schrittes ging ich, Jah ja zur Seite, meinen Diener mit den beiden
geladenen Pistolen im Gürtel und dem langen Tschubuk (hier Dschatab
genannt) in der Hand in gebührender Entfernung hinter mir lassend, durch
das scheinbar aller Ordnung entbehrende Beduinenlager. Man wollte mir
ein Zelt dem grossen des Scheich gegenüber, welches halb offen stand, und
rings von Beduinen umlagert war, aufschlagen; doch liess ich diess nicht zu,
und wurde daher von einem vornehm aussehenden Manne, den mir später
der Priester als den Sofradschi d. i. Tafeldecker oder richtiger „Tischbereiter“
des Scheichs nannte, in eine lange Strohhütte geführt, wo auf den
Strohmatten ein Teppich, auf diesen eine Filzdecke ausgebreitet wurde,
und dahinter ein Kissen lag. Da setzte ich mich hin, und schmauchte
einige Pfeifen. Der Scheich war nicht zugegen, sondern zufällig zu einem
ändern Scheich in der Nähe zum Mittag d. i. Frühstück eingeladen, wurde
aber bald zurück erwartet. Ich hatte nun Zeit, diese Strohhütte, welche
in nichts von den ändern verschieden war, näher zu betrachten. Sie war
5__6 Ellen breit; Bündel von langem Rohr, etwa so viele, als man mit
beiden Händen zusammenfassen kann, standen zu beiden Seiten einige
Zoll tief in der Erde, jedes circa 5—6 Fuss von dem ändern entfernt. Sie
waren an verschiedenen Stellen mit Bast festgebunden, die gegenüber
stehenden berührten sich gegenseitig in einer Höhe von etwa 4 Ellen und