
und gefällig im Umgang. Von ihm haben wir den schönen, genauen Plan
von Ninive. Nach seiner Berechnung ist ein persischer Farsach genau 3 englische
Meilen. — Die beiden tüchtigen Aerzte, Dr. Hyslop für die Resident-
schaft, welcher seit einem Jah r nach England zurückgekehrt ist, und Dr.
Wood für das Personal der Schiffsmannschaft, hatten täglich Sprechstunden
für Jeden, besuchten die schwer Erkrankten in ihren Häusern, und dispen-
sirten selbst, wie es auch die arabischen Aerzte thun, da man keine Apotheken
hat, aber unentgeltlich. Ausserdem waren noch 2 englische Kaufleute
in Bagdäd, Mr. Lynch, Bruder des bekannten Schiffskapitain Lynch, und
Mr. Heetor, dessen liebenswürdiger, und auch in der deutschen Litteratur
bewanderter Compagnon, Mr. Howard, mit seiner Gattin noch in dem Jahre
1854 Bagdäd verliess, und später von England wieder nach Indien ging.
Beide Kaufleute erhielten jährlich Schiffe mit Waaren aller Art aus England,
die sie hier sehr, gut verwertheten. Mit einem der zurückgehenden Schiffe
von Mr. Lynch sandte ich die für die königliche Bibliothek und das königliche
Museum gekauften Gegenstände nach London, von wo sie nach Berlin
spedirt wurden. Ausserdem trafen wir noch einen jungen Engländer, Mr.
Ockley mit seinem Reisegefährten und geistlichen Führer, Rev. Leecroft an,
die sich einige Monate in Bagdäd aufhielten, und mit und bei denen wir
manche vergnügte Abende zubrachten. Es war auch ein deutscher Kaufmann,
eigentlich ein Böhme, welcher mit böhmischen Glaswaaren handelte,
Namens Swoboda, seit 36 Jahren in Bagdäd, - - sein Vater stammte aus
Prag, seine Mutter aus Steiermark, er selbst war in Ungarn geboren — in
dessen Familie, da er eine Araberin zur Frau hatte, arabisch, deutsch, französisch
und italienisch gesprochen wurde, ein deutscher Uhrmacher, Namens
Ludewig, ausgezeichnet durch herkulische Stärke, der einmal vor dem Gerichtshof
in seiner Wuth einen Flintenlauf ganz krumm bog, und ein
deutscher Schneider aus Köpenik bei Berlin, Namens Kanthacke. Es ist
merkwürdig, dass man fast in allen bedeutenden Städten des türkischen
Reichs deutsche Handwerker aller Art antrifft.
Während unserer Reise nach Persien hatte Mes’ud Bfiy, Kaimakäm,
d. i. Obristlieutenant in türkischen Diensten, freundlichst die Obhut über
das Haus von Mr. Brühl übernommen. E r stammte aus einer angesehenen
und reichen Familie Belgiens, Namens Smith, war in Deutschland erzogen
worden, hätte sich dann zum Seemann ausgebildet, als solcher, zuletzt als
Schiffskapitän Reisen nach Nord- und Südamerika, nach Indien, Australien
und China in holländischen und englischen Diensten gemacht, und war endlich
nach Konstantinopel gegangen, wo er eine grosse Ziegelbrennerei eta-
blirie. Der russisch - türkische Krieg, welcher grade, da diese in den Gang
kam, ausbraeh, vernichtete plötzlich alle seine Hoffnungen; mit grossem
Verluste musste er sie aufgeben, und ging in türkische Dienste. Er wurde
dem Pascha von Bagdäd beigegeben, u»d reiste zu Schiffe nach Trebisond.
6 russische Kriegsschiffe griffen unterweges.das Schiff an,- auf dem er als
Passagier war; der türkische Kapitän gab sein Schiff für verloren, aber
Mes’ud Böy liess sich von ihm das Kommando übergeben, und brachte es
glücklich durch, wofür er später einen Orden erhielt. Von da reiste er zu
Lande nach Mosul, wo ich zuerst mit ihm zusammentraf, und durch seine
gütige Vermittelung die mir so willkommene Gelegenheit nach Bagdäd fand.
Er sprach deutsch, französisch und englisch gleich den Eingeborenen, und
ausserdem noch eine Anzahl anderer Sprachen, die er sich mit grösser Leichtigkeit
und Schnelligkeit angeeignet hatte, und war zugleich ein sehr angenehmer
Gesellschafter.
Von der französischen Expedition, welche ausgesandt war, um in der
Gegend von Babylon Untersuchungen und Nachgrabungen anzustellen, erwähne
ich nur den Chef derselben, Mr. Fresnel. E r war 20 Jahre lang
Consul in Dschidda gewesen, und sprach das Englische und Arabische
äusserst gewählt und rein, so dass er selbst die Eingeborenen öfter corrigirte;
er lass und verstand auch das Deutsche, sprach es aber nicht, vermuthlich,
weil er sich bewusst war, dass er darin mit den Deutschen nicht wetteifern
konnte. Dabei studirte er fleissig, jedoch, wie es schien, nicht gerade das,
was seine eigentliche Aufgabe war. E r hatte sich fast hermetisch verschlossen,
ein wüthender Hund, der jedesmal, wenn ein Fremder zu ihm kam, erst
eingefangen und festgehalten werden musste, versperrte den Zutritt, und er
ging selbst nie aus, ob er uns gleich, wenn wir ihn besuchten, stets freundlich
empfing. Leider ruinirte er seine Gesundheit durch Opium, den er
jeden Morgen zu sich nahm, und er starb auch, ehe e r seine Rückreise an-
treten konnte, in Bagdäd.— Von Dr. Oppert, ohne Zweifel dem tüchtigsten
Mitgliede der Expedition, habe ich schon früher bei meiner Abreise nach
Hilläh gesprochen. Ihm verdanke ich ausser der freundlichen Beherbergung
• und Aufnahme in Hilleh, noch manche Mittheilung, die er mir. über die Topo-
graphie des alten Babylon gemacht hat.
Eine interessante Persönlichkeit war auch noch Mehemed Reschid Pascha,