
sicli ergoss, der erst nach einigen Stunden nachliess. Darauf kam ein starkes
Gewitter, welches aber bald vorüberging. — Dieses Jenidsche liegt dem
Städtchen Chormadü gegenüber, in welchem an 500 Männer sein sollen. Es
sind hier Naphthaquellen und viel Salzwasser, so dass jede Familie sich ihr
Salz selbst durch Kochen bereitet.
In der Nacht regnete es wieder, am Morgen war die Witterung wieder
schön, aber kalt. Jenidsche war früher etwa Stunde weiter westlich am
Fusse eines Hügels gebaut gewesen, auf welchem das Grab eines Wely ist.*)
Wir ritten um 5 3} i Uhr von unserer Lagerstätte weg, durch mehrere Kanäle
in nördlicher Richtung, über üppige Wiesen bei mehreren Lagern von Arabern
vorbei, an Feldern vorüber, welche die Araber mit Gerste besät hatten,
und gelangten zuletzt an das reich bewässerte Täük. Der Fluss, am dem
es liegt, Täük tschaji, war sehr angeschwollen, daher wir lange nach einer
Furth herumsuchen mussten. Erst ritten 'wir durch 2 Seitenarme, und dann
durch den eigentlichen Fluss, wobei den Pferden das Wasser bis an den
Bauch ging. — Täük ist nur ein kleiner Ort, aber freundlich gelegen;
*/2 Stunde östlich davon zeigt man das Imämsäde von Zein el ’Abedin auf
einem Hügel, westlich das von Muhammed el Bäkir, nördlich dicht an dem
Städtchen das von Muhammed es Sädiq, und weiterhin das' von Muhammed
Abu’l Hawä (?) — alle diese wahrscheinlich nur angeblich. Etwas westlich
von dem letztem, über 1/4 Stunde von dem Orte, schlugen wir unser
Zelt auf. Im Osten sahen wir auf einem der höchsten kurdischen Berge
noch Schnee.— Mit uns reiste ein ängstlicher Türke, Secretair des D ¿ft er dar
von Bagdäd, welcher sagte, dass der weitere Weg noch viel unsicherer sei
als der bisherige. Wir schickten daher Mahmud mit meinem Bujuruldü von
Reschid Pascha zu dem Kiachja des Ortes; statt dessen fand er den Bim-
baschi (Major), welcher ihm sagte, man wisse es eigentlich nicht recht, doch
wolle er uns selbst mit einigen Reitern begleiten. E r war aber, als wir um
5 J/2 Uhr Morgens fortreiten wollten, noch nicht da, daher unser Mucker
den sicherem aber etwas weitern Weg links durch die Wüste einsehlug. —
Der Weg rechts ist dem Gebirge näher, und führt über Leilän. Das Wetter
war schön aber kalt. Wir kamen bei mehreren Lagern von Arabern, und
bei 2 verlassenen Dörfern, die links von der Strasse nahe bei einander lagen,
vorbei, sahen rechts in der Ferne die noch ganz mit Schnee bedeckten Ge-
*) D o rt stehen auch noch die Lehmmauern des ehemaligen Dorfes.
birge von Suleimanije, mussten durch mehrere Kanäle reiten, wobei ein
Maulthier mit meinem Reisekoffer stürzte, und Wäsche, Kleider und Bücher,
die darin waren, ganz durchnässt wurden. Gegen 10 Uhr kamen wir zu
dem anmuthig an dem westlichen Fusse eines breiten, runden Hügels gelegenen
Täse Chormadü, wo 2 Palmen im Dorfe, 12 verkümmerte ausserhalb
desselben, und an der Ostseite ein ziemlich grösser Obstgarten war. Wir
ritten abermals hier durch mehrere Kanäle und ein kleines Flüsschen,, und
dann.in der Ebene fort, bis wir gegen 2*/2 Uhr Nachmittags m der grossen
Stadt Kerkük anlangten. Wir schickten sogleich Mahmud mit meinem
.Bujuruldü zu dem Gouverneur ’Aly Pascha — er war Ferik d. i. Generallieutenant,
mit 55,000 P ia s te r= 3 5 0 0 Thaler monatl. Gehalt — voraus, und
Hessen ihn bitten, uns eine Wohnung nachzuweisen Wir mussten einige Zeit
vor der Stadt warten, und fanden viel Volks ausserhalb versammelt. Es wurde
uns gesagt, dass diess von Seiten der Muhammedaner jedes Jah r an den 7. ersten
Mittwochen des Frühlings geschehe — wahrscheinlich ein altpersischer Gebrauch.
Vgl. auch Th. I. S. 125. Endlich kam Mahmud mit einem Kawass des
Pascha-, der uns auf die Qal’ah zu dem chaldäischen Maträn führte. Wir
fanden hier eine freundliche Aufnahme und ein hübsches Zimmer mit Iwän
davor bereit. Von dem Dache aus konnten wir fast die ganze Stadt überschauen,
die aus mehreren Theilen besteht. Von Bagdäd aus kommt man
zuerst nahe bei dem Dorfe Tesrin, welches links von der Strasse Hegt, vorbei,
und an dieses schliesst sich sogleich die Qaija (m ß i syr.) Stadt an,
deren Ende das neugebaute Serai bildet, welches bis nahe an die Qal ah
(Festung) geht, aber von dieser durch einen Bach getrennt wird. Die Qal ah
ist jetzt keine Festung mehr, sondern- ein besonderer Stadttheil, liegt auf
einem einzeln stehenden breiten Hügel, auf, und um welchen herum die
eigentliche Stadt Kerkük gebaut ist; der andere Stadttheil mit dem Serai
liegt westHch davon auf der Ebene. Die ganze Stadt soll nach der Versicherung
des Maträn 7—10,000; nach der wahrscheinlich richtigem Angabe
des jungen Pascha, den wir später fragten, aber nur 3000 Häuser umfassen;
viele derselben Hegen in Ruinen. Die Einwohner sind dem grössten Theile
nach Muhammedaner, und zwar meist Türken, weniger Kurden. Unterhalb
der Qal’ah ist das Judenviertel, welches gegen 200 Häuser enthalten soll,
bei Weitem geringer ist die Zahl der chaldäischen Christen, nur 50 601 amilien
stark, welche' oben auf der Qal’ah wohnen. Der Wohnung des
Maträn gegenüber ist die sehr kleine Kirche aus einer kleinen Vorhalle und